Man sollte ein Geschoss nach den eigenen jagdlichen Bedingungen und Zielstellungen einsetzen. Auswahl gibt es ja genug.
Wenn man sich für einen Zerleger entscheidet, dann entscheidet man sich für hohe Energieabgabe im Ziel und Splitterwirkung. Wenn man Splitterwirkung will, dann muss man auch mit den möglichen Folgen wie Wildpretentwertung leben. Wenn sich ein Zerleger ganz oder teilweise zerlegt und dabei die Energie im Ziel lässt, dann hat das umwerfende Auswirkungen auf das Ziel, mögliche Fluchtstrecken, den Ausschuss und mögliche Pirschzeichen.
Das Ziel ist aber nicht einfach ein Ziel, sondern vom schwachen Kitz bis zum Mordsbassen weit gefächert und schlecht vorhersehbar.
Wenn also jemand mit einer Kanone auf DJ zieht, den Bassen schon im Geiste und bei der Geschosswahl berücksichtigt, dann macht es hinterher wenig Sinn, sich über verheerende Wirkung bei schwachen Wild zu beklagen.
Ich hab ja schon einiges zum Zero im entsprechenden Faden geschrieben. Es ist ein Hammergeschoss, in der Stoppwirkung Spitzenklasse. Und diese Stoppwirkung wird erreicht durch einen sehr fragilen Zinn-Geschosskopf, der mit seiner offenen Hohlbohrung auf schnelles Ansprechen optimiert ist und sich komplett zerlegt. Heftige Energieabgabe, weite Splitterverteilung, große Wildpretentwertung und hochgradig lethal. Das verbleibende Geschossheck bildet eine Art Bolzen und soll das Ziel durchschlagen. Eigentlich nur aus einem Grund, um wenigstens geringe Pirschzeichen zu erzeugen. Die lethale Wirkung dieses Bolzens ist sehr gering und da die Masse der Energie durch den Geschosskopf an das Ziel abgegeben wird, verbleibt für ihn nur ein sehr geringer Energierest. Das sorgt für einen vergleichsweise kleinen Ausschuss, geringe Pirschzeichen, aber auch sehr geringe Hintergrundgefährdung.
In der Summe ist das Zero deshalb ein Geschoss für Leute, die hohe Stoppwirkung und minimale Fluchten wollen und dafür die mögliche Wildpretentwertung ausdrücklich in Kauf nehmen. Oder für Leute, die ein Büchsengeschoss brauchen, aber nur minimale Hintergrundgefährdung akzeptieren können.
Ich verwende das Zero zur Jagd in einem befriedeten Gebiet, zugewucherte Ex-Militärlandschaft zwischen Wohn- und Gewerbebauung. Da will man keine angeflickte Sau suchen und die Anwohner wollen keine Schweissfährten quer über den Fussweg. Bisher lag jede Sau innerhalb von 20m und bis 80kg gab es auch immer einen Ausschuss, wenn auch teils so klein, dass er erst beim Abschwarten auffiel. Das ist das was das Geschoss leisten kann und mehr kann man auch nicht von ihm erwarten.
Für Ansitzjagden im eigenen weiten Revier mute ich es mir als Wildpretverkäufer nicht zu. Ich verwende es auch nicht bei Jagdeinladungen, weil ich es als peinlich empfinde, dem Gastgeber möglicherweise seinen Wildpretertrag zu schmälern.