Ich finde deine Herangehensweise schon mal sehr gut, da ist viel Eigeninitiative, Problem
lösungsorientiertheit statt Problemorientiertheit dabei (es ist völlig OK, ersatzweise zwischen den Kurseinheiten in Waffenhandhabung mit Besenstielen & YT-Videos zu üben, was soll man auch in der Zeit mit keinem/erschwertem Zugang zu Waffen machen) und vor allen Dingen auch Interesse daran, überhaupt mal rauszugehen (überhaupt nicht selbstverständlich bei vielen!) und sich die Dinge "in echt" abseits idealisierter Auswendiglernkarteikartenbildchen anzuschauen dabei, mal zu sehen, daß bspw. bei Sauen keinesfalls
immer das "sichelförmige Geäfter" erkennbar ist usw. Desweiteren gehst du aktiv auf Leute zu, sehr gut.
Du denkst über die richtigen Themen und Zusammenhänge nach, kennst dich auch schon ein bischen aus, machst einen aufgeweckten Eindruck und eigentlich ist alles, was du schreibst, völlig richtig. Und du bist es von deinen bisherigen Leben -auch als Unternehmer- so gewohnt, daß für Einsatz & Aufwand auch Lohn & Ertrag kommt, und zwar in angemessener Zeit in angemessener Form und Menge.
Woran liegt es also, daß du scheinbar nicht vorwärts kommst? Du lernst "die Jagd" gerade in ihren einigen ihrer wesentlichen Wesenzüge kennen: schwierig, oft extrem widersprüchlich, man hat es oft mit speziellen Charakteren zu tun, sie gehorcht ihren ganz eigenen Gesetzen, die nirgendwo geschrieben stehen und die einem auch keiner sagt, schon gar nicht im Kurs, es gibt leere Versprechungen zuhauf, Praxis und Theorie sind oft zwei verschiedenen Universen und vor allem:
viel Aufwand und Einsatz wird auch sehr oft mit Folgendem belohnt: nichts.
Du wirst auf deinem Weg auf viele haarsträubende Ungerechtigkeiten treffen: sicher kennst du bspw. Leute, die völlig problemlos Zugang zur Jagd haben, kennst auch ebensolche aus dem Internet, das ist nun mal heutzutage so. Einige, denen man nicht zutraute, daß sie sich morgens alleine die Schuhe zubinden können und bei denen man sich fragt, wie sie die Prüfung haben bestehen können, haben quasi sofort nach dieser einen Begehungsschein im Hochwildrevier und schießen die dicksten Sauen und Hirsche.
Daran mußt du dich gewöhnen, das ist normal. Es hilft: stoisch sein. Mach weiter. Und wenn es nicht mehr weiter geht: mach weiter. Versuche, weitestgehend unemotional zu sein. Und dazu: orientiere dich parallel mit größtmöglicher Streuung nach Möglichkeiten, d.h. so wie du das jetzt machst, aber auch so, wie meine Vorredner empfehlen, und noch weit darüber hinaus, denke auch mal unkonventionell. Gab es da nicht auf dem Wochenmarkt immer diesen Wildhändler? Woher bezieht der eigentlich sein Wild, jagt er es möglicherweise selber? Und im Tierfutterladen: da bietet jemand Hundefutter aus Wild an, scheint ein Kleinanbieter aus der Nähe zu sein, stand da nicht eine Telefonnummer auf der Verpackung drauf? Wer ist eigentlich dieser unscheinbare Mann, der seinen Kleinen Münsterländer hier in der Straße Gassi führt, und hatte der Hund nicht immer eine Schweißhalsung an? Höre dich auch beim Staat (Forst) um in deinem Umkreis. Halte Augen und Ohren offen, sei flexibel, sei souverän gegenüber Miesmachern, aber offen gegenüber einem guten Rat. Du wirst durch eine harte Schule gehen, die dich aber prägen, zäh und klug machen wird.
Am Ende wird es klappen, und wenn es noch nicht geklappt hat, dann ist es noch nicht das Ende. Das wird dir auch später beim x-ten Ansitz auf den alten, listigen Keiler helfen, der sich bei euch im Revier herumtreibt, und den bisher noch keiner bekommen hat. Aber der nicht mit dir gerechnet hat.....
Waidmannsheil