Für Dergel

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Damit auch unser Häher wieder zur Jagd kommt hier ein kleiner Anstoss:

Am letzten Juni-Jagdwochenende im Oberharz:
Der erste Abendansitz war auf halb acht angesetzt.
Die Kanzel steht fast auf der Kuppe eines etwas kleineren Berges etwa 5m neben einem Fahrweg, im Rücken und nach vorne jeweils eine Schneise, auf der vorderen ein Salzleckstein. Direkt hinter mir standen noch einige Fichten, so dass ich den Weg, welcher mit den Schneise ein Kreuz bildet, an der Stelle nicht einsehen konnte.
Rund herum ebenfalls Nadelwald

Während ich die Schneisen beobachtet, den Vögeln zugehört habe und den Alltagsstress an mir vorbei ziehen ließ ging langsam die Sonne unter, wodurch die Birken am Ende des Weges zu leuchten schienen. Bei einem Rundblick kam mir ein Fuchs ins Blickfeld, er war auf den Weg geschnürt und folgte diesem in einer Fahrrinne. Durch das Fernglas ein schöner Anblick, da auch er in dieser schönen Abendsonne goldig glänzte. Reineke war aber schon etwas älter, daher durfte er ungestört fortschnüren. Dies tat er auch, auf eine urige Art und Weise: Der Weg hat am Sichtende eine Kurve nach links und scharf rechts geht ein kleiner Weg ab, ebenfalls aber befahrbar. Nun ging doch diser Fuchs tatsächlich in dieser Fahrspur um die Kante nach rechts! Es wäre natürlich viel einfacher und sicher ein bis zwei Meter weniger Weg kürzer gewesen über diese paar Grasbüschel zu gehen, aber er hat vorschriftsmäßig die Waldwege nicht verlassen, sah echt witzig aus.
Um halb elf war dann abbaumen, es war schon absolut dunkel und ich hatte seit über einer halben Stunde Käuzchen ringsherum. Das kann für jemanden der im Feld auch durch Praxis gelernt hat, dass nach Käuzchen oft die Sauen kommen ganz schön nervenaufreibend sein.

Obwohl ich mir den Abend davor bei völiger Dunkelheit den Pirschweg genau eingeprägt hatte, waren am Morge doch ein paar Hindernisse dort, saß aber trotzdem gegen viertel nach drei oben.
Es ist einfach schön, auf einem Berg zu sitzen, zu beobachten, wie die Sonne aufgeht und ein Konzert vieler Vogelstimmen zu hören und herauszufinden, wer von ihnen ein Frühaufsteher und wer ein ausgesprochener Langschläfer ist. Wunderschön war auch, als ich es endlich geschafft hatte eine Schnepfe im Flug zu beobachten, bis jetzt waren sie immer nur zu hören und nie zu sehen gewesen.

Gegen fünf Uhr bin ich aus dem dämmrigen Zustand durch heranwechselndes Wild geweckt worden, zusehen war es natürlich nicht, es stand kurz und direkt hinter mir, hinter den Fichten!
Dann sprang ein Kalb vor auf den Teil Weg den ich wieder einsehen konnte auf den kleinen Randstreifen hüpf, hüpf tap, tap, tip, verhoffte, Lauscher angelegt, wieder vor, wieder angelegt, zurückgeäugt und in zwei Sätzen wieder weg! Aufgeregt! Hab die Waffe wieder weg gestellt und das Glas genommen, obwohl es ja recht nah war, höchstens 30 Meter. Das Kalb war noch sehr dunkel, also wohl gerade erst gesetzt.
Dann zog das Altier vor, über die Stelle an der das Kalb gestanden hatte, in die Fichten.
Und plötzlich zieht ein Schmaltier nach!
Die Strecke war etwas kurz zum Anschlgen und außerdem äugt Rotwild sehr gut, also Waffe schon mal in Richtung vordere Schneise angelegt und zugesehen, wie das Schmaltier in die Fichten zieht.
Altier und Kalb kamen zuerst auf die Schneise, Schmaltier danach. Angeschlagen, genau angeschaut, überlegt: "Ist es jetzt eins, ist ein Mittelaltes Stück?" Noch mal alles durch den Kopf gehen lassen, was ich gelernt hatte, was mir erklärt worden war, noch mal hingeschaut und war mir immer noch nicht sicher. Als es dann auch noch mitten auf der Schneise kurz verhoffte, dachte ich jetzt oder nie:
Hab es aber doch ziehen lassen. War ganz schön aufgeregt und immer noch am überlegen während ich links von mir hören konnte, wo sie hinzogen.

Gegen sechs war abbaumen und ich war immer noch in Gedanken versunken, als wir an der Wilkammer standen. Wir haben dann meine Beobachtungen zu fünft ausgewertet und rekonstruiert, dass es wirklich ein Schmaltier gewesen wäre.
Nun weiß auch ich, wie ein Schmaltier in echt aussieht und bin sehr froh, nicht geschossen zu haben.

Den nächsten Abend habe ich dann auf der Kanzel verbracht, zu der das Posting mit dem Hirschkalb vom letzten Jahr gehört und habe ein hochbeschlagenes Alttier und zum ersten Mal Sauen gesehen.
Es war noch recht hell, aber durch hohen Bewuchs war nicht mehr als die Federn zu sehen, von der Leitbache etwas mehr. Waren sicherlich einige Frischlinge darunter, aber davon war nichts zusehen.

So bleibt gesteigerte Vorfreude auf den nächsten Ansitz, denn Sauen bekommt man dort oben nicht oft zu Gesicht und ab September warte ich auch auf ein Schmaltier.

Mit Waidmannsheil

Franziska
 
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Das ist eine Überraschung. Es wird klappen!
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