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Wie wäre die Antwort auf diese Frage wohl ausgefallen:
"Finden Sie es richtig, dass die Wildbestände in den Schutzwaldgebieten im Zuge der Schutzwaldsanierung reduziert werden, damit die darunter liegenden Orte und ihre Bewohner besser vor Lawinen und Muren geschützt werden?"
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@ JMB,
das kann man so fragen! Dann sollte man aber konsequenterweise dem so Fragenden entgegnen:
"Sind Sie denn schon mal persönlich auf dem Berg gewesen und haben sich die Bereiche angeschaut, in denen Reh- und/ oder Gamswild steht und die Hänge betrachtet, in denen das Almvieh alles kurz und klein getreten bzw. geweidet hat?"
Wer nach regnerischem Wetter sieht, wo das Braun- und Grauvieh unterwegs war, der wird zumindest schwer ins Grübeln kommen.
Das Haus meiner Schwiegereltern steht direkt am Fuß des Hausberges und ist gerade so in der grünen Zone. Da stehen aber auch ausreichend Häuser in der Gelben und auch in der Roten.
Die letzte Mure, die vor etwa 15 Jahren zu Tal ging (da war ich gerade vor Ort), kam exakt aus dem Talausschnitt und von der Seite, in der im Sommer das Almvieh steht. Die andere Seite, bevorzugter Einstand von sehr viel (!) Reh- und Gamswild, ist der Höhenlage entsprechend mit Bewuchs geschützt. Bilder dazu hatte ich in einem anderen Thread schon mal eingestellt.
Über die hunderte von Schafen, die teils auch noch im Juli und August unterhalb der Baumgrenze stehen und alles abfressen was den Kopf rausstreckt, haben wir in dem Kontext noch gar nicht geredet.
Bei allem Bemühen um eine geboten kritische Betrachtung des Wildbestandes und der gebetsmühlenartig vorgetragenen forstlichen Doktrin, kann man ein paar Realitäten doch nicht ausblenden.
Wir (ich rede von Tirol) haben einen wirklichen sehr hohen Gamswild-Bestand, der Wald wächst (die wirtschaftliche Nutzbarkeit kann ich nur bedingt einschätzen) und mit Ausnahme der klassischen Lawinenstriche, ist da in den letzten 5 oder 6 Jahrzehnten kein Haus mehr durch eine Lawine gefährdet oder zerstört worden. ... und in dem seeeehr engen Tal gibt es umliegend Berge, die zwischen 2.400 und 3.300 Meter hoch sind.
Wenn es um Verbuschung geht - die ja laut vorheriger Aussagen gewünscht ist - kann ich gerne Bilder liefern, die das belegen. Es verbuscht so stark, dass es für uns zunehmend schwierig wird, den üppigen Gamswild-Besatz zu bejagen.
Wie können also die Tiroler (der wesentliche Teil meiner Familie sind Bergbauern mit Holzanteil) dort in friedlicher Koexistenz mit hohen Wildbeständen leben
und wirtschaften, ohne, dass ihnen täglich eine Lawine oder Mure durch die Bude rutscht. Machen denn die Bayern etwas grundsätzlich falsch?
Zudem muss man vielleicht auch anerkennen, dass man eben in Bergwäldern nur bedingt sinnvoll wirtschaften kann oder sollte. Lassen wir die Gewinnung von Brennholz mal außen vor.
Möglicherweise kann man natürlich unterhalb von Extremlagen weder sinnvoll und sicher Straßen bauen, noch wohnen. Da ändert dann aber auch der Wildbestand nur sehr wenig.
Es ist übrigens ein Trugschluss, den klassischen alpinen Skitourismus für die Störung des Wildes verantwortlich zu machen. Die Größe der Skigebiete ist letztlich begrenzt und das Wild meidet im Winter diese Gebiete. Die größere Katastrophe, die wir immer wieder in Realität erleben, sind die ach so ökologischen Individualisten die sich als Tourengeher und teils auch Winterwanderer, vereinzelt und in Gruppen, überall (!) hin bewegen müssen.
Grosso