Gamsjagd auf Neuseelands Südinsel...oft kommt es anders als gedacht

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Wie eigentlich jedes Jahr Anfang Dezember sollte es noch einmal eine Woche auf die Südinsel gehen, auf Tahr oder Gams, bevor ein paar Wochen Jagdruhe ( für mich ) einkehrt.
Zum einen, weil dann Weihnachten und Anfang Januar ( Sommerferien ) der Familie gehört, zum anderen weil dann die Rot-Dam-Sikatiere setzen, die Hirsche aber noch schieben.


Eigentlich kommen immer ein paar Leute zusammen, so daß wir uns locker einen Heli ins Jagdgebiet teilen können und auch bei der Anfahrt immer ein frischer Fahrer bereit steht, mal abgesehen davon, daß es auf der Hütte auch geselliger ist, bzw. ist es auch ein Sicherheitsaspekt.

Aber irgendwie ist es dieses Jahr wie verhext, keiner hat Zeit und 2 Tage vor Abfahrt sagt der letzte Mitstreiter krankheitsbedingt ab.

Also sind leider nur gewisse Touren möglich...
Ich entscheide mich für den Nelson Lakes Nationalpark im Norden der Südinsel, mit Gamswild oberhalb der Baumgrenze.
Keine Top Ecke vom ersten Anschein, aber gerade das ist manchmal ganz gut....ein guter Bock reicht mir ja. Je weniger Jagddruck desto besser.

Es ist natürlich auch die Zeit des Setzen beim Gamswild, während die unerfahrenen Jährlinge ohne die Gais umher irren...

Eine Hütte nahe der Baumgrenze ist auch vorhanden, aber der Plan ist, die Woche oberhalb zu Zelten, um möglichst nahe am Geschehen zu sein.

Überfahrt von Wellington läuft problemlos und nach Durchzug eines Regegengebiets stelle ich das Auto im Tal ab.

Ich starte bei ca. 300m ü. N.N. und steige durch Beechtreeforest ( Südhalbkugelbuchen ) bis auf 1400m zur Baumgrenze.

Normalerweise versuche ich mein Marschgepäck ( ohne ) Waffe auf unter 10KG zu halten, was bei 3-4 Tagen auf einer Hütte kein Problem ist.
Diesmal ist es aber mit Zelt und Verpflegung für 7 Tage doch etwas mehr...

IMG_0026.jpg

Es ist ca. 18:00 als ich in das offen Tussock Grasland komme.
Ich glase bis zur Dunkelheit die Gegend ab, bi sic dann das Zelt aufschlage.

Ich entdecke zwar einige Wechsel auf Geröllfeldern, habe aber keinen Anblick.


IMG_0035.jpg


Morgen soll es dann ins eigeliche Jagdgebiet auf 1900m gehen, mit Gipfeln bis 2400.

Als um 4.30 der Wecker klingelt, pfeift es wie Hechtsuppe....
Alles ist in Wolken gehüllt und die Sicht unter 30m.

Die Wolken klaren dann „Etwas“ auf, also steige ich weiter auf.
Der Wind nimmt aber eher noch zu, also suche ich mir einen halbwegs geschützten Platz und als es dunkel wird baue ich das Zelt dort auf.

IMG_0032.jpg


Am nächsten morgen rufe ich den neusten Wetterbericht per Satellitenmessager ab und der sagt eigentlich nicht wirklich etwas Gutes.
Immer noch starker Wind und abends neuer Regen..

Schweren Herzen entscheide ich mich ins Nachbartal abzusteigen um dort eventuell noch auf einen RW Spießer oder Tier zu waidwerken.
Das kann ich zwar auch zu hause auf der Nordinsel, aber das Risiko den Rest der Woche mit nassen Klamotten oben im Zelt festzuhängen ist doch zu groß.

Es sind ca. 6 h bis ins Tal, dort gibt es allerdings eine Hütte und es raucht schon Feuer aus dem Kamin als ich ankomme.

Ich treffe Mark, einen Renter der in seiner Freizeit Orchideen kartiert und dokumentiert.
Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und hat früher auch gejagt...solche Leute sind immer ein nicht zu überschätzende Informationsquelle.

Er hat auch eine Flasche Rotwein dabei...so wird es unerwartet ein netter Abend.

Das Tal weißt zwar einige gute „Riverflats“ auf mit Äsungsflächen, aber es ist die Zeit, in der das RW in höhere Regionen zieht.
Ich finde zwar einiges an Trittsiegeln und Losung, aber nichts wirklich ganz frisches.


IMG_0046.jpg

Wie es immer so ist....am lezten Morgen... ich pirsche eine Waldkante entlang, an einer ( halbwegs ) offenen Flußterrase....“stolpere“ ich in 2 Stück RW.
Da ich nicht gut aufgepaßt habe und mehr oder minder blöd um einen Busch gebogen bin, habe sie mich gleichzeitig entdeckt und springen ab.

:-?


Ohne viel Hoffung und mit Wut im Bauch ( über mich selbst ) gehe ich weiter das Tal entlang....wie kann man so bescheurt sein ?
So kann man eine Woche plus Vorbereitung innerhalb ein paar Sekunden „versauen“.

Aber Diana hat irgendwie ein Einsehen.....als ich eine Stunde später vorsichtig um eine Waldkante äuge, habe ich wieder 2 Stücke Kahlwild vor.
Zu 99% die gleichen wie zuvor.
Diesmal bleibe ich unentdeckt und kann auch vernünftig ansprechen...2 hochbeschlagene Stücke eines ca. 4-5 Jahre, eines 2-3, wahrscheinlich Mutter und Tochter.

Für alle die jetzt gleichEinwände vorbringen: In NZ ist 12 Monate Jagdzeit und es gibt auch keinen Mutterschutz. Es werden leider viele führende Stücke erlegt, ohne Nachdenken.
Das sind natürlich nicht meine persönlichen Maßstäbe...aber es ist eben alles etwas anders....die Chance auf eine Duplette sind eher gering und man hat meistens auch nicht die Zeit ein Stück länger beobachten um zu entscheiden ob es führt.
Deshalb ist für mich wildbiologisch die beste Zeit Tiere zu schießen das späte Frühjahr. Die Kälber bzw. Jährlinge ( Dezember = Juni )kommen dann auch ohne das Tier gut durch.
Es sind 130yard und angestrichen stehend an einem Baum, fällt der Schuß ( 7mm08 LRX 145gr ) auf das jüngere Stück.


Es zeichnet deutlich, die Stücke flüchten in meine Richtung, aber nach ca. 30 y ist für das getroffene Stück Schluß, das Ältere läuft bis 10 yard an mich heran, bis es mich bemerkt.

( Ein zweiter Schuß wäre problemlos möglich gewesen )

Natürlich gibt es bessere Momente als das Aufbrechen eines hochbeschlagenen Stücks....Leber, Filets, Rücken und 1.5 Keulen kommen mit.

RWtier.jpg


Es wird noch ein sehr langer Weg bis zum Auto...aber trotzdem bin ich froh zum Erfolg gekommen zu sein.

Zwar ganz anders als geplant...aber das ist eben Jagd, Wetter, Wild, Berge alles nur bedingt berechnenbar.

Auch wenn ich Schneider nach hause gekommen wäre...es ware ein paar gute Tage...

Die Filets gab es heute am Weihnachtsabend mit einer Rotwein-Pilzsoße und Knödeln.
 
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Toller Bericht Krischi, gefällt mir sehr gut.
Und natürlich Waidmannsheil von meiner Seite.
 
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Da werden schöne Erinnerungen an die herrliche Bergjagd in NS wach.

Gruß und Weidmannsheil
Reiner
 
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Das einzige das mich in NZ gestört hat,ist das nicht alles Wildbret geborgen wurde,ansonsten ein wunderbares Land und Even greater people.
 
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Waidmannsdank und ebenso frohe Weihnachten...

Das einzige das mich in NZ gestört hat,ist das nicht alles Wildbret geborgen wurde

Kommt eben immer auf die Protagonisten an...

Leider gibt es immer ein paar "Zeitgenossen", die entweder nur die Trophäe mitnehmen oder manchmal einfach nur draufhalten.
:no:

Kiwis und Touristen....


Fakt ist aber eben auch, daß ohne Heli oft nicht das ganze Stück geborgen werden kann.

Alleine zu Fuß bekomme ich zumindest Rücken, Filets und 1-2 Keulen mit.

Zu zweit oft das ganze Stück ( Zerwirken im Busch ).

Allerdings halte ich auch voll aufs Blatt, da mir kurze Fluchstrecken wichtiger sind als etwas mehr oder weniger Wildpret.
 

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