Geco 1-6x24 IR

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Leica Magnus 1-6,3x24 Cdi & Kahles K15i SI1 gegen Geco 1-6x24 IR !?


Ein unfairer Vergleich? Eigentlich ja. Und eigentlich habe ich mir geschworen, nie billig zu kaufen, weil ich fest der Überzeugung bin, dass man so immer zweimal kauft. Insofern thronen auf all meinen Büchsen Gläser von Kahles und Leica – auf den jagdlichen Büchsen Leica und auf denen, die eigentlich verpönt sind a la MR308 etc eben die Kahles Pendants. Die Bildqualität und die jeweiligen Abbildungsleistungen bei tiefster Dämmerung - dazu die feine Verarbeitung überzeugen mich einfach: kein Zeiss, Nightforce oder ähnliches hat für mich jemals gegen die Randschärfe, optische Qualität, Dämmerungsleistung anstinken können und das vor allem im Hinblick auf obig aufgeführte Kandidaten enorme Sichtfeld lässt sowieso alle Konkurrenz (Swarovski ist ja das gleiche Haus...) staunen.

Für meine neue und erste Billig-Büchse (Bergara BA13) hatte ich das erste Mal Bedenken, so ungleiche Ausgaben für Büchse und Glas zu realisieren. Die Bergara sollte als Büchse fürs Jagdauto, für Sauwetter und groben Umgang herhalten, sollte bei Revierarbeiten immer an der Seite sein, falls unerwartet Besuch kommt. Deshalb habe ich einige Kandidaten in die engere Wahl geschlossen, die als „besseres Aimpoint“ herhalten könnten. Meopta, DDoptics und Delta Optical standen zur Auswahl und letzteres wäre es eigentlich geworden. Wenn nicht mein Händler des Vertrauens auch noch ein Geco (Hersteller munkelt man ist Pentax?) zum Vergleich gebracht hätte.

Das Delta Optical kostet nur ein gutes Drittel meines Kahles K15i oder Leica Magnus und machte auf mich einen hervorragenden Eindruck wobei ich auch im Laden keinen Vergleich zu meinen Gläsern ziehen konnte (!) und optische Qualität meines Erachtens eh nur in der Natur oder eben im Revier tatsächlich beurteilt werden kann: Bestes Beispiel für mich Meopta, die meiner Meinung nach unter Realbedingungen nicht annähernd das leisten, was die Zahlen (Lichttransmission etc) vermuten lassen. Da haben die Premiumhersteller ganz anderes zu bieten!! Das Geco kostet etwas mehr als die Hälfte des Delta Optical Titanium. Kann das passen? Billig-Schrott?? Ich war sehr skeptisch aber das Glas machte auf mich einen durchaus gut verarbeiteten Eindruck... - ich wollte es wissen und habs eingepackt.

Zuhause nun der erste nähere Kontakt und Vergleich mit den Premium-Gläsern. Das Geco wirkt kleiner, leichter und ist tatsächlich ein bisschen kürzer. Das Sichtfeld ist mit angeblich über 38 Metern näher an den beiden anderen als die meiste Konkurrenz – ich glaube Leupold hätte noch etwas dazwischen (?). Sowohl die über 42 Meter von Kahles und Leica wie auch die 38 von Geco: Ich muss es glauben, messen kann ich es nicht. Fakt ist, dass das Sehfeld bei den beiden 42ern wirklich gut größer, weiter wirkt; das Geco aber beachtlich nah ran kommt. Durch die eindeutig bessere Lichtstärke wirkt es zudem „aufgeräumter“. Letzteres kann ich dem Geco nicht zur Last legen, jeder, der einmal durch ein Helia/Magnus/Z6i und zugleich durch ein Zeiss gleicher Preiskategorie gesehen hat, wird das ebenfalls attestieren können.
Die Farbwiedergabe des Geco ist ebenfalls beachtlich, das Absehen ist etwas grob im Vergleich zu den Premiumgläsern aber vollkommen OK, der Leuchtpunkt ebenfalls. Dass er nicht so weit dimmbar ist im direkten Vergleich finde ich auch nicht weiter tragisch, zumal das Glas ohnehin nicht für die späte Dämmerung gemacht ist... Die Klickverstellung rastet sauber und hörbar ein, die gesamte Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig, kann aber in der gesamten Haptic nicht ganz mithalten (Kappenabdeckung wirkt etwas billig und ist recht scharfkantig, der Zoomring (noch?) recht schwergängig. All das ist vollkommen in Ordnung und spiegelt in keinster Weise den geringen Preis unter 400 € wieder, den ich bezahlt habe. Wer auch immer dieses ZF herstellt hat auf den ersten und zweiten Blick einen hervorragenden Job gemacht! Was negativ auffällt ist hingegen der geringe Winkel, der einem ein einwandfreies Bild in voller Größe ermöglicht und auch die mögliche Distanz zwischen Okular und Auge. Gerade bei spontanem Schuss – und dafür sollte das Glas ja irgendwie herhalten – und auch für Drückjagdsituationen, für die die Vergrößerung und Blickfeld von 38 Meter sprechen – könnte das zu einem Problem führen oder erfordert zumindest ausreichend Übung. Ein kleines Fragezeichen wirft auch eine Schraube auf, deren Kopf an der Seite etwas herausragt. Stört nicht, ist auch sauber verarbeitet – könnte aber nach einiger Zeit Schlechtwetternutzung für Probleme sorgen. All das ist Spekulation und die Zeit wird zeigen. Ob meine Skepsis recht hat.
Optisch und verarbeitungstechnisch scheint mir das Glas ein absoluter Kauftipp zu sein und ich grüble noch immer, wieso das so günstig geht. Aus den USA kenne ich Burris und Bushnell, die ähnlich günstige Gläser produzieren – von beiden Firmen hatte ich bisher nichts vergleichbares in Händen.
Auf dem Schießstand bestätigt sich dieser Eindruck. Ich habe das Glas mit noch rumliegender Burris PEPR Montage auf der Bergara montiert (geht optisch gar nicht und wird noch durch normale Ringe ersetzt werden!) und mit verschiedenster Munition (Büchse musste ich auch erst einschießen) auf 100m getestet. Durch den Umstand, dass ich über zehn verschiedene Munitionssorten mit verschiedenen Geschossgewichten ausprobiert habe, konnte ich feststellen, dass die Klickverstellung des Gecos sauber arbeitet und auch wiederholgenau. Großes Lob an dieser Stelle. Auch die Zoomverstellung arbeitet korrekt und hat keine Änderung der Treffpunktlage zur Folge, auch wenn die Fünf-Schuss-Gruppen bei 1-facher Vergrößerung auch nicht bis ins letzte aussagekräftig sind. Auf kürzere Distanz konnte ich nicht schießen daher muss ich meinem Gefühl trauen. Beim flüchtigen Schuss auf Wild hätte eine Treffpunktverlagerung in diesem Maße jedoch auch keine Auswirkung: Der Schuss säße im Leben.

Das Geco hat die mittlerweile zwei Tage am Schießstand mit recht hoher Schussbelastung wunderbar überstanden und machte eine durchwegs gute Figur. Einen zweifelhaften Eindruck hatte ich jedoch ab und zu bezüglich des Absehens: Zum einen ist der Punkt nicht der Kleinste (das macht allerdings jagdlich überhaupt nichts aus!) zum anderen hatte ich manchmal Probleme, den Punkt bzw das gesamte Absehen vor der Zielscheibe komplett scharf zu sehen. Ich weiß nicht an was das liegen könnte, kenne das Phänomen aber von einem Nikon Monarch, das ich bei einem Jagdkollegen probieren konnte. Weiß jemand was das ist oder was man da machen kann? Bei meinen Gläsern hatte ich das bisher nie.

Ansonsten bin ich wie gesagt wirklich angetan von dem, was Geco oder Firma X im Hintergrund da auf die Beine gestellt hat. Ohne Langzeiterfahrung würde ich zwar kein zweites kaufen und würde auch wohl kein größeres Glas (sprich alle Gläser, die dämmerungstauglich sein sollten!) in dieser Preisklasse anschaffen, aber für die Pirsch und sowieso für den Schießstand – vor allem für .223 Halbautomaten - kann ich mir das Glas ganz hervorragend vorstellen. Je nach Geldbeutel ist das Geco sicher auch für die Drückjagd denkbar... ich möchte bei meinen Drückjagdwaffen nicht auf Leica und Kahles verzichten und sehe im Geco auch hierfür keinen adäquaten Ersatz, da Augenabstand und Winkel für mich in solchen Situationen einfach wichtig sind (das mag auf jeden anders wirken - hier hilft wohl nur: selbst ausprobieren. Kann auch sein, dass es daran liegt, dass ich Brillenträger bin). Preis/Leistungstechnisch ist es aber ohne Frage ein großer Wurf und stellt die „Mittelklasse“ der Tageslicht-Zielfernrohre für mich wirklich in Frage.

In diesem Sinne hoffe ich, vielleicht dem ein oder anderen einen brauchbaren Eindruck geschildert zu haben der ähnliches dachte bezüglich Ramschware etc. Falls jemand schon länger Erfahrung (gute wie böse!) mit solchen Optiken gemacht hat: Bitte um Infos.

Falls mir noch erwähnenswerte Dinge auffallen mit der Zeit, werde ich sie hier sicherlich auch posten.
 
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Danke für den Bericht, ich denke ich werde das geco auch mal probieren!
 
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kurzes Update:

nach zwei Tagen Reviererfahrung mit jahreszeittypischen Wetter- bzw Lichtverhältnissen ist das Glas auf einen Hera-Selbstlader gewandert und findet somit ab jetzt Verwendung auf dem Schießstand. Das Preisleistungsverhältnis des Geco finde ich nach wie vor sehr gut ABER die optische Leistung reicht mir persönlich nicht im Revier im direkten Vergleich zu Hochqualitätslinsen und auch aus Gewohnheit ohne direkten Vergleich (was ich persönlich nicht erwartet hatte nach den Indoorerfahrungen und Blick ins Grüne aus der Wohnung heraus!).
Somit werde ich nun doch wieder ein Glas der ersten Riege auf die Bergara schrauben - schon bestellt.
Ergo: Kann das Glas eingeschränkt empfehlen was Preis und zu erwartende Leistung angeht. Wer aber in erster Linie eine gute Optik fürs Revier sucht, sollte seinem Gefühl trauen welches suggeriert, etwas mehr auszugeben.
 

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