Geschichten mit dem Ansitzsack #3 Die perfekte Lauflänge

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Guten Tag zusammen!


Ich habe im Januar 2021 meinen Jagdschein gemacht. Da ich- von Einzelabschüssen abgesehen – im aktuellen Jagdjahr nirgendwo fest jagdlich unterkommen konnte und mich entsprechend nur eingeschränkt mit meinen Jagdkünsten im Forum beteiligen kann, habe ich mich ersatzweise aufs Fabulieren verlegt und werde hier einfach den größten Unsinn posten, der mir zum Thema Jagd einfällt.


Das werde ich so lange tun, bis mir die Ideen ausgehen, ich im zugesagten Pirschbezirk im neuen Jagdjahr loslegen darf oder sich zusätzlich jemand im Bereich Berlin und Havelland erbarmt und mich jagdlich aufnimmt.


Dabei achte ich natürlich darauf, dass hier jeder mal sein Fett wegbekommt:


Vom superschlauen Jungjäger bis hin zum Erfinder der Jagd wird jeder mal bedacht, wobei ich mich selbst auch nicht schone.


Die Geschichten sind natürlich alle wahr. Daraus resultierende eventuelle Ähnlichkeiten mit Diskussionen aus dem Forum sind rein zufällig. Das versichere ich beim Grab meines Rennpferdes!


Also fühlt Euch nicht auf den Schlips getreten, falls ich mal die eine oder andere Saite bei Euch zum Klingen bringe. Ich zahle auch kein Schmerzensgeld- wer weiterliest ist selber schuld.


In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Lektüre!


Euer Ansitzsack
 
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Die perfekte Lauflänge




Das Leben als Jungjäger ist nicht leicht, insbesondere, wenn man ohne Beziehungen zu einem Jagdpächter im Berliner Ballungsraum lebt.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich selbst um die perfekte Lauflänge für meine Jagdwaffe zu kümmern. Nach einer umfangreichen Recherche im Internet war mir klar, dass es ein so kurzer Lauf wie möglich werden sollte, der seinerseits mit einem dicken Kaliber kompensiert werden musste.

Also kaufte ich mir eine Blaser R8 Luxus im Kaliber 9,3x87 mit einem schönen Schaft aus kaukasischem Nussbaumwurzelholz. Dieser hatte den unschätzbaren Vorteil, eben aus Holz zu sein. Nachdem ich den Lauf mit der Bandsäge auf führige 20 cm gekürzt hatte, war es mir deshalb leicht möglich auch den Vorderschaft zu kürzen, der ansonsten unschön überstand. Noch schnell die Schnittkanten rundgefeilt und schon hatte ich eine Büchse mit lediglich 44 cm Gesamtlänge in der Hand. Sauber!

Um mein neues Prachtstück gebührend einzuweihen, verabredete ich mich mit ein paar Kollegen meines Jagdkurses zu einem Gemeinschaftsansitz. Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang bekam ich das erste Stück in Anblick, das ich für ein Reh hielt und drückte sofort ab. Zugegeben, das Mündungsfeuer war leicht erhöht. Aber als ich abbaumte und mit den anderen zusammentraf, fabulierten diese über einen hellen Blitzschlag und einen massiven Donnerknall aus dem sprichwörtlich heiteren Himmel. Konnten die nicht mal ein Naturphänomen von einer Naturgewalt wie dem waidgerechten Jägersmann mit seiner Büchse unterscheiden?

Mal unter uns: Ich lachte Tränen! Was für Deppen! Die wussten sicher nicht mal, ob der Auerhahn Biss- oder Grifftöter war, vom Zahnschema ganz abgesehen. Oder sie waren nicht in der Lage, an Obstkulturen die Fraßspuren von Mauswiesel und Spitzmaus von denen anderer Nagetiere zu unterscheiden.

Ich ließ, da Nachsicht gegenüber den Fehlern anderer für mich zur Waidgerechtigkeit gehört und ich keinen gerechteren kenne, die Kameraden im Unklaren und überging deren peinlichen Fauxpas. Zudem überprüfte ich meine Haltung noch einmal selbstkritisch: War es wirklich so weit hergeholt, mich mit dem blitzeschleudernden Zeus zu vergleichen? Im Grunde wurde ich hier am Ende doch passend skizziert.​
 
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Trotzdem kam ich nicht vollständig umhin zuzugeben, dass für den modernen Jäger ein Schalldämpfer zur angesagten Ausstattung gehörte, ohne die man sich kaum noch unter die Augen der Diana begeben konnte. Ausschlaggebend für mich war jedoch vor allem, dass die Präzision meines sowieso wahnsinnig präzisen Laufes verbessert werden konnte. Wenn ich nicht wegen Lustlosigkeit verhindert gewesen wäre, hätte ich bei einem Probeschießen nach der Laufkürzung auf dem Schießstand sicherlich sowieso Loch in Loch geschossen.

Bei der Auswahl meines Schalldämpfers orientierte ich mich dann ausschließlich an den entsprechenden Werten. Den finanziellen natürlich. Denn wer würde abstreiten, dass der teuerste auch der beste Dämpfer ist? Schließlich wurde für dieses Modell auch die meiste Werbung in fachkundigen Jagdzeitschriften gemacht.

Da ich in der Jagdschule gut aufgepasst hatte, war mir (natürlich schon vorher) klar, dass nur die engsten Blenden im Dämpfer zur Höchstleistung bei der Schallreduzierung imstande waren und hatte mir eine pfiffige Idee ausgedacht:

Beim Kauf des Dämpfers wählte ich die Kalibergruppe 8,5 mm. Die exakte Passung meiner Blenden würde optimal mit dem Durchschuss mit meinen 9,3x98 Wolframcarbit Zerlegergeschossen für Rehwild passgenau aufgeweitet. Gesagt, getan und weil ich nichts Besseres zu tun hatte doch nochmal ab auf den Schießstand.

Wie erwartet waren Dämpfung und Präzision sa-gen-haft! Ich erreichte eine vollkommene Deckung auf der 16-Felder-Scheibe, besser ging es einfach nicht!

Da ich von jeher nicht nur waidgerecht, sondern auch altruistisch veranlagt bin, entschloss ich mich dennoch, mit dieser Büchse einem frisch geprüften Jungjäger mit Jugendjagdschein eine Freude zu machen. Auch wenn dieser trotz des zugegeben sehr hohen von mir geforderten Preises finanziell erheblich beansprucht wurde, aber ansonsten wäre er niemals zu einer derart besonderen Jagdwaffe gekommen. Jugendjagdscheinjahre sind schließlich keine Herrenjahre!

Nach seinen ersten jagdlichen Versuchen bin ich auch guten Mutes, dass er mit steigender Erfahrung auch nicht mehr eine Nachsuche nach der anderen produzieren wird.

Jetzt muss ich aber mal schnell nachschauen, was für komische Leute vor meinem Haus „verbrennt ihn!“ skandieren…

In diesem Sinne: Waidmannsheil und bis zum nächsten Mal!​
 

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