Geschichten mit dem Ansitzsack #4 Das richtige Kaliber

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Guten Tag zusammen!


Ich habe im Januar 2021 meinen Jagdschein gemacht. Da ich- von Einzelabschüssen abgesehen – im aktuellen Jagdjahr nirgendwo fest jagdlich unterkommen konnte und mich entsprechend nur eingeschränkt mit meinen Jagdkünsten im Forum beteiligen kann, habe ich mich ersatzweise aufs Fabulieren verlegt und werde hier einfach den größten Unsinn posten, der mir zum Thema Jagd einfällt.


Das werde ich so lange tun, bis mir die Ideen ausgehen, ich im zugesagten Pirschbezirk im neuen Jagdjahr loslegen darf oder sich zusätzlich jemand im Bereich Berlin und Havelland erbarmt und mich jagdlich aufnimmt.


Dabei achte ich natürlich darauf, dass hier jeder mal sein Fett wegbekommt:


Vom superschlauen Jungjäger bis hin zum Erfinder der Jagd wird jeder mal bedacht, wobei ich mich selbst auch nicht schone.


Die Geschichten sind natürlich alle wahr. Daraus resultierende eventuelle Ähnlichkeiten mit Diskussionen aus dem Forum sind rein zufällig. Das versichere ich beim Grab meines Rennpferdes!


Also fühlt Euch nicht auf den Schlips getreten, falls ich mal die eine oder andere Saite bei Euch zum Klingen bringe. Ich zahle auch kein Schmerzensgeld- wer weiterliest ist selber schuld.


In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Lektüre!


Euer Ansitzsack
 
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Das richtige Kaliber




Das Leben als Jungjäger ist nicht leicht, insbesondere, wenn man ohne Beziehungen zu einem Jagdpächter im Berliner Ballungsraum lebt.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich selbst um die Klärung der Frage zu kümmern, welches Kaliber das geeignetste für die Jagd ist.

Zur Auswahl stand eine Schonzeitbüchse im Kaliber .308 Winchester für Wiesel, Haselmaus und Kohlmeise, eine 8x57 IS für Bisam, Ratte und Steinmarder sowie eine .30-06 für Waschbär, Käuzchen und Fuchs.

Im Bereich der Mittelkaliber für das Niederwildrevier fiel die Auswahl leichter, da ich wie beschrieben auf Opas alten Drilling mit Rohrrücklauf zurückgreifen konnte: Rechter Lauf .700 Nitro Express, links Einstecklauf mit 9,3x62 (Fuchs kann immer kommen) und der Schrotlauf in 10/89, damit war ich für alles von Ente über Feldhase bis zum Rehwild gerüstet.

Was aber nehmen, um der landläufigen Plage elchgroßer Rothirsche und den 400 kg schweren Lebenskeilern Herr zu werden, die mir auf Schritt und Tritt begegneten? In so einem Fall war es bewährte Praxis, Opas Scheune aufzusuchen und einmal zu stöbern, ob sich nicht die eine oder andere Inspiration fände. Unter einem Strohhaufen schaute mir schon bald ein vielversprechendes Typenschild mit der Aufschrift Krupp Essen, Mod. 37/41, Kal. 8,8 cm entgegen. Ich jubelte innerlich, hatte ich offenbar Opas Hirschbüchse wiederentdeckt! Wenn sich jetzt noch ein paar passende Kartätschen fanden, war die diesjährige Rotwildsaison gerettet! Was für ein schönes Stück mit der aufwändigen Laufgravur „Pottwal kann immer kommen“ und das Ganze abmarschbereit auf einem Anhänger montiert.

Also flugs die Mercedes G-Klasse mit den schönen schwarz-weißen Panda-Ledersitzen geholt, an die Hängerkupplung gehängt und nichts wie los auf gut asphaltierten Pirschwegen in ein passendes Revier.​
 
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Ich hatte bereits im Internet recherchiert und festgestellt, dass ein günstiges Jagdgebiet an der Ostsee im Darßwald existiert, in dem der Freizeitdruck einem passionierten Jungjäger wie mir noch nicht das scheue Rotwild vertreten hatte.

Zuvor hatte ich aber noch die edelste Pflicht eines echten Waidmannes wie mir zu verrichten, der des Jägers Ehrenschild stets besonders hoch zu halten pflegt: Das obligatorische Anschießen im Revier.

Zu diesem Zweck hatten Jagdknechte einer Organisation namens „Deutsche Feinstaub Hilfe“ oder so ähnlich ein hölzernes Zielmedium an einer weitläufigen Moorfläche aufgestellt, das entfernt an eine Wetterstation erinnerte, aber bei weitem nicht die entsprechende Profession ordentlicher Jäger erkennen ließ und viel zu nahe an der Straße stand. Aber was kümmerte es mich, solange sie ihre Fron- und Spanndienste gewissenhaft verrichteten? Das musste der Anschusspunkt sein.

Also hängte ich ab, kurbelte ein und ließ die erste Kartätsche fliegen. Ei, was für eine Freude! Gleich der erste Schuss war ein Treffer, Opa hatte immer auf Qualität bei seinen Büchsen geachtet. Und während es noch Zahnstocher regnete, konnte ich mir sicher sein, dass hier auch ein etwas schlechterer Schuss zu kompensieren war. Was ich dagegen nicht so passend fand, war der klägliche Dengelton, der aus einem Blechkasten mitten im schwarz- orangenen Korditrauch der Detonation losjammerte. Was soll´s- also noch einen Kontrollschuss, und schon war im sich legenden Feinstaub Ruhe. Passt!

Als nächstes verteilte ich großzügig einige Zentner Apfeltrester in einer Entfernung von ca. 50 m, da mir dies als angenehme Schussentfernung von der Gatterjagd zur Trophäengewinnung für meine Jagdhütte geläufig war.

Dann noch schnell eine ungerade Zahl von fünf Schuss geladen, ein Bier mit Links getrunken und dann harrte ich der Dinge, die da kommen mochten.​
 
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Kurze Zeit später zeigten sich die ersten Mitglieder der Gattung Schalentiere auf der Lichtung. Waidgerecht wählte ich das größte Stück mit dem dicksten Gehörn aus und legte blind und routiniert ein paar Hebel an der Büchse um: Auf erkannte Ziele ein Schuss Einzelfeuer, Feuer frei!

Ich war sicher, gut abgekommen zu sein. Ein lässlicher Fehler war lediglich, dass die Handhabung meiner Büchse ähnlich eines Drillings womöglich noch eine Winzigkeit mehr an Bedienungsroutine benötigt hätte. Dies zuzugeben fiel mir nicht schwer, da ich nicht nur extrem waidgerecht bin, sondern auch die Ehrlichkeit zu meinen hervorragendsten Eigenschaften gehört. Wie dem auch sei, letztlich ratterten die gesamten fünf Schuss auf einen Schlag aus dem Magazin. Dies stellte aber kein Problem dar, da ich damit eine Doppeldoublette zustande brachte, bestehend aus Hirsch, Sekretär (Adjutant ist mir zu militaristisch), Tier und Schmaltier. Der fünfte Schuss streckte zudem einen Fuchs in einigen Kilometern Entfernung, der vorwitzig in den ersten Metern seiner Röhre gesteckt hatte. Das soll mir erstmal einer nachmachen! Erfolg kommt nicht von ungefähr! Von einem Fehler konnte daher nicht mehr im Ansatz gesprochen werden, selbst wenn ich fälschlicherweise kurz einen Hauch von Selbstkritik verspürt hatte.

Beim Streifen des Wildes fiel mir auf, dass sowohl die Decken aller Stücke als auch das Wildbret ziemlich durchlöchert waren. Bestimmt die verdammten Dasseln! Dies zeigte mir einmal mehr, dass hier bisher zu wenig gejagt worden ist. Das werde ich mir zu Herzen nehmen und gerne demnächst wiederkommen.

Bis dahin schaffe ich mir noch eine Herde Jagdbracken an und gehe mit ihnen in den umliegenden Wäldern und Feldern trainieren. Womöglich lerne ich dann ja auch auf diesem Wege die örtlichen Pächter kennen.

Jetzt muss ich aber mal schnell nachschauen, was für komische Leute vor meinem Haus „verbrennt ihn!“ skandieren…

In diesem Sinne: Waidmannsheil und bis zum nächsten Mal!​
 

ElCaracho

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Das richtige Kaliber





Im Bereich der Mittelkaliber für das Niederwildrevier fiel die Auswahl leichter, da ich wie beschrieben auf Opas alten Drilling mit Rohrrücklauf zurückgreifen konnte: Rechter Lauf .700 Nitro Express, links Einstecklauf mit 9,3x62 (Fuchs kann immer kommen) und der Schrotlauf in 10/89, damit war ich für alles von Ente über Feldhase bis zum Rehwild gerüstet.

Also ich kenne hier im Umkreis einen schicken Drilling in 2x .404 Jeffery & 20/76 Schrot (oder wars .416 Rigby?) .... für so 45k biste dabei mit der Schonzeitbüchse ;) Ist aber eher am unteren Ende der Schonzeit Kaliber angesiedelt ;)
Muss man allerdings ein bißchen in die Mucki-Bude gehen um das Ding dann nach ein paar Monaten Training als "fühig" bezeichnen zu können.

Wer bei einem jungen unterfränkischen Büchsenmacher ein und ausgeht hat besagte Waffe vielleicht auch schonmal "probiert" ;)
 
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Hallo

Da du hier ja mit Fachwissen weit über dem Durchschnitt glänzt, könntest du mir eventuell bei einem Problem helfen. Ich bin auf der Suche nach dem richtigen Jagdhund für einen Freund. Größe eines Dackels, für alle Jagdarten brauchbar, leicht erziehbar und natürlich muß er auch etwas hermachen. Auslastung und Training wären eher zu vernachlässigen. Was kannst du ihm da empfehlen?

Grüße und WmH

;)
 
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Kurze Zeit später zeigten sich die ersten Mitglieder der Gattung Schalentiere auf der Lichtung. Waidgerecht wählte ich das größte Stück mit dem dicksten Gehörn aus und legte blind und routiniert ein paar Hebel an der Büchse um: Auf erkannte Ziele ein Schuss Einzelfeuer, Feuer frei!

Ich war sicher, gut abgekommen zu sein. Ein lässlicher Fehler war lediglich, dass die Handhabung meiner Büchse ähnlich eines Drillings womöglich noch eine Winzigkeit mehr an Bedienungsroutine benötigt hätte. Dies zuzugeben fiel mir nicht schwer, da ich nicht nur extrem waidgerecht bin, sondern auch die Ehrlichkeit zu meinen hervorragendsten Eigenschaften gehört. Wie dem auch sei, letztlich ratterten die gesamten fünf Schuss auf einen Schlag aus dem Magazin. Dies stellte aber kein Problem dar, da ich damit eine Doppeldoublette zustande brachte, bestehend aus Hirsch, Sekretär (Adjutant ist mir zu militaristisch), Tier und Schmaltier. Der fünfte Schuss streckte zudem einen Fuchs in einigen Kilometern Entfernung, der vorwitzig in den ersten Metern seiner Röhre gesteckt hatte. Das soll mir erstmal einer nachmachen! Erfolg kommt nicht von ungefähr! Von einem Fehler konnte daher nicht mehr im Ansatz gesprochen werden, selbst wenn ich fälschlicherweise kurz einen Hauch von Selbstkritik verspürt hatte.

Beim Streifen des Wildes fiel mir auf, dass sowohl die Decken aller Stücke als auch das Wildbret ziemlich durchlöchert waren. Bestimmt die verdammten Dasseln! Dies zeigte mir einmal mehr, dass hier bisher zu wenig gejagt worden ist. Das werde ich mir zu Herzen nehmen und gerne demnächst wiederkommen.

Bis dahin schaffe ich mir noch eine Herde Jagdbracken an und gehe mit ihnen in den umliegenden Wäldern und Feldern trainieren. Womöglich lerne ich dann ja auch auf diesem Wege die örtlichen Pächter kennen.

Jetzt muss ich aber mal schnell nachschauen, was für komische Leute vor meinem Haus „verbrennt ihn!“ skandieren…

In diesem Sinne: Waidmannsheil und bis zum nächsten Mal!​
ich überlege die ganze Zeit dir einen BGS fürs Nachbarrevier auszustellen
 
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😬 Bei dem Hund würde ich zur Zwergzüchtung eines Hannoverschen Schweißhundes raten. Diese sind bei sehr emsigen Züchtern zu bekommen, die im Sinne ihrer Kunden gleich hinter der Grenze bei Slubice auf dem Parkplatz zu finden sind, um dem passionierten Hundefreund lange Anfahrtswege zu ersparen. Sind auch gar nicht so teuer. Ich bin von denen so überzeugt, dass ich meinen Fifi bei einem Clubmitglied des Rehmannclubs mal über den Zaun gehoben habe, um ihm gratis eine Freude mit Welpen bei seiner HS-Hündin zu machen. Bin sicher, dass ihm vor Freude die Tränen in die Augen schießen werden, wer freut sich nicht über Nachwuchs! Außerdem brauchen kleine Hunde kaum Beschäftigung und die Gassirunde kann dazu getrost ausfallen, wenn man ein Katzenklo bereitstellt. Bei der Fütterung ist auch nicht viel zu beachten, ich verweise hier auf ein Berliner Startup, was sich der rein veganen Ernährung von Hunden verschrieben hat. Habe die Erfahrung gemacht, dass der Hund damit noch wildschärfer wird, wenn man mal mit ihm rausgeht. Lediglich das Anschneiden nervt, aber seitdem geht der auch jedem Keiler an die Kehle...
 
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Danke. Bin schon unterwegs zur Grenze.
Pah, da ist der Ansitzsack aber tatsächlich zu waidheilig. BGS und HS sind doch nun wirklich Schnee von vorgestern. Da muss man mit dem Trend der Zeit gehen um IN zu sein, schließlich willst du doch keinen 08/15-Hund den jeder Lodenjockel führt?!

Ich rate da eindeutig zur Kreuzung zwischen Teckel und Mastino. Ist dann ein bisschen bulliger als so ein lumpiger Wienerhund, hat mächtig Dampf auf dem Kiefer und stellt dir sogar deinen Lebendkeiler. Sollen auch sehr schusshart sein, auf Weste kann also getrost (zumindest bei den exzellenten Schüssen hier im Forum) komplett verzichtet werden.

Nachsuchen machen die Tierchen auch einwandfrei. Weiß ja mittlerweile jedes Kind dass die anerkannten Züchter anerkannter Jagdhunderassen ja alles nur Geldschneider sind und das bisschen Nach(t)suche ja quasi jeder erledigen kann. Die Brauchbarkeit bekommst du übrigens auf Wunsch gegen kleines Entgelt auch direkt vom polnischen Verkäufer bescheinigt.
 
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Seit 8 Tagen keine neue Geschichte mehr..!?!?!?

Hat jetzt irgendwer dem Ansitzsack einen Begehungsschein überlassen???
 
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29 Jan 2022
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Seit 8 Tagen keine neue Geschichte mehr..!?!?!?

Hat jetzt irgendwer dem Ansitzsack einen Begehungsschein überlassen???
Nein 😔 Aber ich habe gerade sehr viel zu tun und ganz so einfach ist es ja auch nicht, fachlich fundierte Beiträge zu schreiben- gerade jetzt in der Schonzeit... 😉
Aber deine Frage lässt mich grübeln, ob ich meinen ursprünglichen Ansatz nicht eher umdrehen sollte? 🤔
 
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Vermutlich gehen alle Pächter in meiner Nähe in Afrika jagen und nehmen mir meine Jagdgeschichten krumm 🤦‍♂️
 

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