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Im Reitsport ist es z.B. durchaus üblich und wird mit sehr viel weniger Dünkel betrachtet, dass nicht jeder Reiter sein Pferd sozusagen von 0 auf 100 selbst ausbildet / selbst ausbilden kann.
Das trifft absolut zu und ist auch extrem gut so. Selbst der 'Überdendurchschnitt-Reiter' ist regelmäßig nicht in der Lage, ein junges Pferd gut auszubilden. Das da beliebig vermenschlicht wird und mangelnde Kompetenz und Erfolg durch 'wir haben ein ganz tolles Verhältnis Gesülze' ersetzt wird, steht da speziell noch auf einem anderen Blatt. 90% der vom 'Normalo' selbst ausgebildeten Hoppas taugt nicht die Bohne!
Und auch wenn ich persönlich immer große Freude an der Ausbildung der Hunde habe und mit jedem Hund dazu lerne, so ist für mich am Ende des Tages alleine entscheidend, wie Hund und Führer zusammen jagen und nicht, wie das Gespann zusammenfand.
@Skogman
Du beschreibst es sehr treffend! Ich habe, bis auf einen, meine Hunde selbst ausgebildet und auch den Ehrgeiz gehabt, die Mehrzahl bis zur (V)GP zu führen. Ich habe es getan, weil mir die Ausbildung Freude gemacht hat.
Andererseits muss ich anerkennen, dass andere deutlich mehr Erfahrung haben und es wahrnehmbar besser können. Wenn ich hier die versammelten Helden so lese, scheint hier keiner der Deppen zu sein, die ich in den Vorbereitungskursen teilweise erlebt habe und die ihre Hunde sicher sehr mochten, im Thema Ausbildung aber frühzeitig erst das Talent und dann die Lust ausgegangen ist.
Da starten auch (und gerade) in den Vorbereitungskursen der Vorsteher 20 ambitionierte HFs und angehende HFs und mindestens 5 haben das Handtuch, weil es eben doch mühsam ist und/ oder andere Dinge wichtiger waren, schon vor der Jugendsuche geworfen. Zur HZP und Brauchbarkeit sind dann vielleicht noch 8 bis (wenn es gut läuft) 10 an Bord. Die anderen haben es verkackt und werden berichten, dass ihr Hund auch ohne Prüfung toootal toll jagt und sie das genau wüssten. Zur VGP sind vielleicht noch drei dabei.
Ich habe, einer besonderen Situation geschuldet, eine fertig ausgebildete Hündin gekauft und ich kann in Sachen Bindung und Beziehung zum Hund absolut gar keinen Unterschied zu den anderen erkennen. Was ich erkennen kann, dass ich es mit der Ausbildung und dem daraus folgenden jagdlichen Gebrauchswert nicht so perfekt hingekriegt hätte. Da ziehe ich meinen Hut vor der Ausbildungsleistung und muss meine eigenen Limits erkennen.
Die Skala, an welcher wer auch immer glaubt messen zu müssen, was den "richtigen" Jäger ausmacht, die ist eh nach oben offen:
a) seine Hunde selbst ausbilden
b) sein Wild selbst zerwirken
c) seine Trophäen selbst präparieren
d) seine Beute selbst verblasen
e) seine Waffen selbst einschießen
f) seine Messer selbst schärfen
g) seine Jagdeinrichtungen selbst bauen
h) ... bitte nach Belieben ergänzen ...
Ja, manchmal sind sie richtig niedlich und man könnte sich fragen, ob wir die Idee der arbeitsteiligen Gesellschaft nicht wieder komplett verwerfen sollten.
Meine Hunde bilde ich regelmäßig selbst aus, weil es mir Freude macht und weil ich es ganz ordentlich hinkriege. Anerkennen muss ich aber, dass andere es, aus unterschiedlichen Gründen, besser können. Einen Unterschied zwischen dem selbst ausgebildeten und dem fertig ausgebildeten Hund - in Sachen Bindung etc. - konnte ich nicht erkennen und würde das regelmäßig ins Reich der Mythen verweisen.
Ich zerwirke mein Wild in der überwiegenden Anzahl der Fälle nicht selbst, weil es mir keine besondere Freude macht, der Metzger es deutlich besser kann und ich manchmal auch noch ein paar andere Dinge tun muss.
Ich präpariere meine Trophäen nicht selbst, weil es mir überhaupt keinen Spass macht und ich die aufgesetzte Trophäe für € xx,xx zurück kriege und ich, auch mit viel Mühe, keine bessere Beziehung zur selbst präparierten Trophäe aufbauen konnte.
Ich verblase mein Wild nicht selbst, weil ich unfassbar unmusikalisch bin und das niemand hören wollen würde.
Ich schieße meine Waffen IMMER selber ein, weil das mein Handwerkszeug ist und ich das für meine Waffen regelmäßig besser kann.
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Es grüßt, ein Waidmann mit Limitierungen
grosso