Hallo,
ich denke Du unterliegst einem kleinen Denkfehler. Zum Einen verliert sich die Geschwindigkeit nicht einfach so. Nach dem Energieerhaltungssatz passiert etwas damit. Sie wird umgesetzt und zwar in Zerstörung.
Wieviel % seiner Geschwindigkeit verliert ein Deformations-/Zerlegungsgeschoß denn beim Durchschreiten eines komplexen Zielmediums, wie einem Stück Wild. Damit meine ich jetzt nicht ein 15kg und 25cm "breites" Reh, sondern eine dicke Sauschwarte mit ordentl. Feist, wie´s nunmal in der DJ-Saison üblich ist, oder bei Rotkahlwild/Jährlingen im Gewichtsbereich 45-80kg?
Je schneller das Geschoß ins Zielmedium eindringt umso größer wird die plast. Verformung des Geschosses sein und umso schneller wird sie beginnen, unabhängig von der Härte und Aufbau des Geschosses. Das ist der Grund, weshalb bei sehr leicht gebauten Geschosse, wie z.B. Scheibengeschosse schon bei kleinen und mittleren Kalibern die Tiefenwirkung bereits auf Rehwild mangelhaft ist. Hier veringert die hohe Auftreffegschwindigkeit auch die relativ stabile Masse, die das Geschoß braucht um auch weiter im Wildkörper drinnen, am besten auf der ganzen Länge des Schußkanals optimal zu wirken. Ist die Geschwindigkeit im Ziel zu hoch und die Masse zu gering, kann das Geschoß keine ausreichende Tiefenwirkung erbringen. Krassestes Beispiel ist obiges mit dem Scheibengeschoß.
Du sprichst an, dass Geschosse möglichst schwer sein sollen, damit letztlich noch genügend Masse vorhanden ist, da sie sich ja teilweise zerlegen. Dann erwähnst du dass bleifreie Solids (ich denke Du meinst bleifrei monolithische Deformationsgeschosse), die besonders unter dem Masseverlust leiden würden.
Dabei ist das Gegenteil der Fall. Die verlieren i.d.R nur die Plastikspitze. Teilzerleger sind ein Anderes Thema.
Ein weiteres Problem der dicken Kaliber (Kaliber, nicht Patronen) ist, dass die um eine brauchbare Querschnittsbelastung zu haben um so Tiefenwirkung bringen zu können, eine höhere Masse haben müssen.
Das bringt Nachteile beim Schussverhalten, mit denen nicht jeder umgehen kann.
Aber gerade die sehr leichten monotholit. Deformations-/Teilzerlegergeschosse haben doch eine grottenschlechte QB. Solche Geschosse leiden nicht unter dem Masseverlust (vielleicht hatte ich mich da nicht richtig ausgedrückt), sondern daran, daß sie erst gar keine genügende Masse und QB mitbringen.
Den einzigen "Nachteil" den durchmesserstarke, massereiche Geschosse haben, ist, daß sie keine hohe Rasanz (bitte nicht mit Fluggeschwindigkeit verwechseln) haben. Finde ich aber, angesichts, daß in Dtl. die durchschnittl. Schußentferung bei rd. 82m liegt, und auf
Drückjagden wohl noch weit darunter, weniger gewichtig. Es wird auf einer DJ, selbst bei einer Ansitz-DJ, keiner auf die Idee kommen, Stücke aus einer vorbeiwechselnde ÜL-Rotte oder Kahlwildrudel auf 250 oder 300m zu beschießen.
Und auf kurze Entfernung, sagen wir ruhig selbst bei Ansitz-DJ, bis 100m sollte man doch das Optimum für diese Entferung geeignete wählen und das sind dann Kaliber ab 8mm oder 9mm und kaliberangepaßte Geschoßgewichte ab 13g/200grs. aufwärts.
Natürlich gibt´s auch nach oben sinnvolle Grenzen, mit einer .416 oder .404 und 26g Geschoße sowie 6500-7000J. Mündungsenergie braucht man nicht auf europ. HW zu schießen.
Grüße
Sirius