Meine Ansicht:
neben dem Kaliber und dem Geschoss sind für mich vor allen Dingen folgende Faktoren ausschlaggebend:
1. Treffersitz
2. Adrenalinspiegel beim beschossenen Stück
3. VZ
1. Früher habe ich, nach alter Väter Sitte versucht hinter die Blätter zu schießen. Dies hatte i.d.R. Todfluchten zur Folge, welche selten ein Problem waren. Allerdings war ich es irgendwann leid noch in den Farn oder die Brombeeren zu kriechen. Danach habe ich meinen Haltepunkt etwas nach vorne verlegt und habe nur noch selten Todfluchten. Die allermeisten Stücke liegen am Anschuss. Mittlerweile ist es mir gelungen, diese Korrektur auch beim Flüchtigschießen umzusetzen. Dies hat zur Folge, dass es eben weniger "unklare Anschüsse" und damit für mich häufig weniger Beschränkungen im Verlauf der Jagd gibt.
2. Es macht einen Unterschied, ob das Stück gerade erst vorsichtig an die Kirrung gekommen ist, der Bock zur Blattzeit voller Hormone steckt oder sich beide Stücke ruhig beim Äsen befinden. An der Kirrung warte ich daher gerne ein paar Minuten, bis sich das Wild etwas beruhigt hat und friedlich die Körner aufnimmt. Allerdings hilft hier Punkt 1 auch enorm, um die Stücke an den Platz zu bannen.
3. Das Supergeschoss gibt es nicht. Was in 300 WinMag super funzt, kann in .308 zu regelmäßigen Todsuchen führen. Die einzelnen Konstruktionen können ihre Möglichkeiten halt nur in einem gewissen Korridor optimal entfalten. Von daher ist die VZ in Abhängigkeit vom Kaliber und der Schussentfernung ein großer Faktor.
Zudem ist der subjektive Faktor "Entwertung" recht breit gestreut. Deshalb wird man nie eine breite, allgemeingültige Aussage treffen können. Dazu kommt der Umstand, dass man eben häufig mit einer Kaliber/Geschosskombi vom Kitz bis zum Lebenskeiler und auch auf Rotwild jagt. Da muss man halt bereits vorab Kompromisse eingehen. Diese muss jeder für sich herausloten.
Abschließend kommen noch andere Wünsche hinzu, die teilweise eben auch Einfluss haben können. Lege ich Wert auf Pirschzeichen, werde ich eher "stabilere" Konstruktionen nehmen, welche dann aber vielleicht beim schwächeren Stück ihre Wirkung noch nicht voll entfalten können. Spielt Ausschuß keine Rolle, können es auch Teilzerleger sein, die vielfach nur kalibergroße Ausschüsse und damit ggfs. wenig Pirschzeichen produzieren.
Persönlich habe ich mich auf Grund der zu über 95% vorliegenden Schussdistanzen von unter 100 Meter für das Kaliber 8x57 IS entschieden. Die Strecke überwiegt beim Schwarzild (ca. 60 %), dann Rehwild (ca. 30 %) und der Rest Dam- und Rotwild. Von Anfang an mit "stabileren" Geschossen. Von Nosler Part. über Norma Oryx, einfache Teilmantel, Norma Vulkan blieb ich dann beim Blaser CDP hängen. Damals für mich ein guter Kompromiss, allerdings relativ teuer.
Seit einigen Jahren unterliege ich der "Bleifreipflicht". Nach ein paar Versuchen verschieße ich aktuell das Lapua Naturalis und bin rundherum zufrieden. Meine Gesamtstrecke bewegt sich im mittleren 3-stelligen Bereich. Tendenzen zu den einzelnen Geschossen habe ich mir i.d.R. nach rund 40 Abschüssen zugelegt. Hinzu kommen Erfahrungen durch Nachsuchen. Hier zeigte sich, dass Kaliber und Geschosskonstruktion nach meiner Auffassung wenig auschlaggebend sind. Ist die Kugel nicht dort wo sie hinsollte, wird es unkalkulierbar.
Andere werden andere Erfahrungen gesammelt haben, das gehört aber uzr subjektiven Einstellung und ist halt so.
wipi