Wer an grundlegende Veränderungen glaubt, müsste doch jetzt eigentlich weggehen von der herkömmlichen Bewirtschaftung, hin zu Baumarten die auch unter extremen Bedingungen in 50 Jahren noch überleben können.
Exakt so ist es. Natürlich ist ein möglichst breitgestreutes Portfolio optimal. Dem stehen leider einige Einschränkungen im Wege. Naturbedingte, betriebsbedingte und ideologisch/politische.
Die naturbedingten liegen vor allem in der Sache selbst begründet. Eine vllt in 50 Jahren optimale Baumart findet zum gegenwärtigen Zeitpunkt u.U. noch nicht die Bedingungen vor, die ein gedeihliches Wachstum zulassen. Es ist ihr zu kalt, sie ist frostgefährdet, sie leidet unter Schädlingen, die sie im Heimatland gar nicht hätte etc. Man muß also weitere Kompromisse eingehen bei der Wahl der Baumarten und sich auf solche beschränken, die aktuell auch schon zurechtkommen.
Betriebsbedingt könnte man einen abrupten Wechsel nur vollziehen, wenn man die in 50 Jahren evtl. suboptimalen Baumarten jetzt einfach abhacken würde, je nach Alter und Hiebsreife wirtschaftlich ein Unding. Wer vernichtet gerne frisch aufgelaufene Fi-Naturverjüngung, um statt dessen Dgl zu pflanzen? Hier wäre auch die Politik gefragt, Fördermittel sinnvoll einzusetzen.
Das Einbringen geeigneter Baumarten wird also Schritt für Schritt im Zuge der regulären Nutzung der Altbestände vor sich gehen. Wenn man von einer durchschnittlichen Umtriebszeit ausgeht, dauert das um die 100 Jahre, bis die gesamte Fläche neu bestockt ist. Aufgrund der zahlreichen Kalamitäten, die viele Bäume vorzeitig dahinraffen, wird es wohl etwas schneller gehn.
Ideologisch bzw. politisch stehen einerseits Aversionen gegen "fremdländische" Baumarten im Weg, andererseits naturschützerische Käseglocken-Vorstellungen, die zum Teil sogar die Einbringung an und für sich heimischer Baumarten auf bisher wenig besiedelten Standorten verhindern. Z.B. wäre die Tanne auf der Münchner Schotterebene durchaus eine Baumart, die klimatisch eine Option wäre, es gibt Betriebe, die sie aus ideologischen Gründen nicht künstlich einbringen dürfen.
Es gibt allerdings auch zahlreiche Betriebe, die schon seit Jahren mit der Umgestaltung ihres Waldes begonnen haben.