Fex
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[h=2]VERBISS-SCHÄDEN[/h][h=1]Grünen-Politikerin fordert: Wild verhungern lassen[/h]
Verbiss-Schäden und die vorgegebenen Abschusszahlen von Wildtieren - ein alter Streit. Cornelia Behm von den Grünen hat nun einen Vorschlag gemacht, der für Wirbel sorgt.
Von Ralph Patscheider
Cornelia Behm, Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen für Waldpolitik im Bundestag, schlug vor, Wildtiere in Notzeiten wie dem zu Ende gehenden Winter nicht mehr zu füttern und so sterben zu lassen, um Wildschäden in den Wäldern zu mindern. Diese Aussage hat den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Neu-Ulm und Günzburg, Dr. Georg Nüßlein (CSU), auf die Palme gebracht.
„Das bedeutet nichts anderes, als Rehe, Wildschweine und Hirsche im kalten Winter einfach verrecken zu lassen, damit sie im Frühjahr keimende Pflanzen und Bäume nicht mehr anknabbern können“, sagt Nüßlein. Von einer Öko-Partei, die sich dem Tierschutz verschrieben habe, habe er sich anderes erwartet.
Es seien doch die Menschen, die den Lebensraum der Tiere einengen und sie von Ausweichflächen mit natürlichem Winterfutter fernhalten. Eine intelligente Winterfütterung könne dazu beitragen, Wildschäden in Wald und Landwirtschaft zu minimieren. Und schließlich sorgten auch die Jäger dafür, dass die Wilddichte auf einem waldverträglichen Niveau gehalten werden, argumentiert Georg Nüßlein, selbst passionierter Jäger.
Die in Berlin geführte Debatte bringe mit Blick auf die heimischen Wälder nichts Fruchtbares. Das meint Bernd Karrer, Revierförster in Illertissen für Privat- und Körperschaftswald. Denn: „Bei uns verhungert kein Reh.“ Wolfgang Höppler im Landratsamt Neu-Ulm wüsste nicht, dass die Untere Jagdbehörde, die in seinen Fachbereich für Öffentliche Sicherheit und Ordnung eingegliedert ist, jemals wegen Notzeiten im Wald die Wildfütterung hätte anordnen müssen.
Der Begriff Notzeiten ist gesetzlich definiert. Solche herrschen streng genommen dann vor, wenn eine Population in ihrem Fortbestand gefährdet ist. Einen solch alarmierenden Zustand gibt es in den Wäldern der Landkreise Neu-Ulm und Unterallgäu offenbar nicht, wie Fachleute übereinstimmend erklären.
„Bei uns verhungert auch ohne Zufütterung das Wild nicht. Es findet immer noch genügend Nahrung“, berichtet Helmut Baumhauer, stellvertretender Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Weißenhorn. Im Sommer sei das Äsungsangebot groß genug, um sich eine Fettschicht für den Winter anzufressen, in der kalten Jahreszeit liege der Schnee nie mehrere Tage so hoch, dass das Wild keine Nahrung mehr finde. Deshalb ist er gegen Wildfütterung.
Persönlich würde Baumhauer allerdings manchmal schon gerne füttern. Zum Beispiel an Stellen mit kleinen Weißtannen. Die Sprösslinge sind für Rehe eine bevorzugte Nahrung und haben es deshalb besonders schwer, Fuß zu fassen. Das sollen sie aber, denn Wissenschaftler sagen wegen des Klimawandels das Ende der Fichte voraus. Forstfachleute suchen Ersatz, neben den Weißtannen vor allem bei Laubgehölz. Große Wildpopulationen könnten beim „Waldumbau“ allerdings Probleme machen. Also muss aus ihrer Sicht die Wilddichte, wie Nüßlein sagt, „auf waldverträglichem Niveau“ gehalten werden.
„Die bringen den Wald nicht hoch und wollen mit erhöhten Abschusszahlen doch nur von ihrer forstlichen Unfähigkeit ablenken“, schimpft ein ebenfalls passionierter Jäger aus dem Rothtal: Karl Thoma. Mit seinen 78 Jahren betreut er das rund 870 Hektar große Revier der Jagdgenossenschaft Buch und ist mit der Entwicklung in den letzten 30 Jahren gar nicht glücklich. Die Schuld daran gibt er den Forstleuten.
Förster aus den Kreisen Neu-Ulm und Unterallgäu sagen, der Wildbestand bleibe in etwa gleich. Thoma behauptet: „Er geht zurück.“ Das sei der Fall seit ungefähr 25 Jahren, als der Staat die Abschusspläne um etwa ein Drittel erhöht habe. Er will nicht behaupten, dass Wild in unseren Breiten verhungert. „Die Grünen leben da in einem Märchenland“, fügt er ein. Aber ein vehementer Verfechter der Winterfütterung ist er allemal. „Man muss sich die Rehe aus den Staatsrevieren, in denen nicht gefüttert wird, nur mal anschauen.“ Muttertiere mit elf statt 16 bis 18 Kilogramm und Kitze, die statt drei schon sechs Kilogramm schwer sein müssten, seien dort keine Seltenheit.
http://www.augsburger-allgemeine.de...ordert-Wild-verhungern-lassen-id14222076.html
Verbiss-Schäden und die vorgegebenen Abschusszahlen von Wildtieren - ein alter Streit. Cornelia Behm von den Grünen hat nun einen Vorschlag gemacht, der für Wirbel sorgt.
Von Ralph Patscheider
Cornelia Behm, Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen für Waldpolitik im Bundestag, schlug vor, Wildtiere in Notzeiten wie dem zu Ende gehenden Winter nicht mehr zu füttern und so sterben zu lassen, um Wildschäden in den Wäldern zu mindern. Diese Aussage hat den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Neu-Ulm und Günzburg, Dr. Georg Nüßlein (CSU), auf die Palme gebracht.
„Das bedeutet nichts anderes, als Rehe, Wildschweine und Hirsche im kalten Winter einfach verrecken zu lassen, damit sie im Frühjahr keimende Pflanzen und Bäume nicht mehr anknabbern können“, sagt Nüßlein. Von einer Öko-Partei, die sich dem Tierschutz verschrieben habe, habe er sich anderes erwartet.
Es seien doch die Menschen, die den Lebensraum der Tiere einengen und sie von Ausweichflächen mit natürlichem Winterfutter fernhalten. Eine intelligente Winterfütterung könne dazu beitragen, Wildschäden in Wald und Landwirtschaft zu minimieren. Und schließlich sorgten auch die Jäger dafür, dass die Wilddichte auf einem waldverträglichen Niveau gehalten werden, argumentiert Georg Nüßlein, selbst passionierter Jäger.
Die in Berlin geführte Debatte bringe mit Blick auf die heimischen Wälder nichts Fruchtbares. Das meint Bernd Karrer, Revierförster in Illertissen für Privat- und Körperschaftswald. Denn: „Bei uns verhungert kein Reh.“ Wolfgang Höppler im Landratsamt Neu-Ulm wüsste nicht, dass die Untere Jagdbehörde, die in seinen Fachbereich für Öffentliche Sicherheit und Ordnung eingegliedert ist, jemals wegen Notzeiten im Wald die Wildfütterung hätte anordnen müssen.
Der Begriff Notzeiten ist gesetzlich definiert. Solche herrschen streng genommen dann vor, wenn eine Population in ihrem Fortbestand gefährdet ist. Einen solch alarmierenden Zustand gibt es in den Wäldern der Landkreise Neu-Ulm und Unterallgäu offenbar nicht, wie Fachleute übereinstimmend erklären.
„Bei uns verhungert auch ohne Zufütterung das Wild nicht. Es findet immer noch genügend Nahrung“, berichtet Helmut Baumhauer, stellvertretender Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Weißenhorn. Im Sommer sei das Äsungsangebot groß genug, um sich eine Fettschicht für den Winter anzufressen, in der kalten Jahreszeit liege der Schnee nie mehrere Tage so hoch, dass das Wild keine Nahrung mehr finde. Deshalb ist er gegen Wildfütterung.
Persönlich würde Baumhauer allerdings manchmal schon gerne füttern. Zum Beispiel an Stellen mit kleinen Weißtannen. Die Sprösslinge sind für Rehe eine bevorzugte Nahrung und haben es deshalb besonders schwer, Fuß zu fassen. Das sollen sie aber, denn Wissenschaftler sagen wegen des Klimawandels das Ende der Fichte voraus. Forstfachleute suchen Ersatz, neben den Weißtannen vor allem bei Laubgehölz. Große Wildpopulationen könnten beim „Waldumbau“ allerdings Probleme machen. Also muss aus ihrer Sicht die Wilddichte, wie Nüßlein sagt, „auf waldverträglichem Niveau“ gehalten werden.
„Die bringen den Wald nicht hoch und wollen mit erhöhten Abschusszahlen doch nur von ihrer forstlichen Unfähigkeit ablenken“, schimpft ein ebenfalls passionierter Jäger aus dem Rothtal: Karl Thoma. Mit seinen 78 Jahren betreut er das rund 870 Hektar große Revier der Jagdgenossenschaft Buch und ist mit der Entwicklung in den letzten 30 Jahren gar nicht glücklich. Die Schuld daran gibt er den Forstleuten.
Förster aus den Kreisen Neu-Ulm und Unterallgäu sagen, der Wildbestand bleibe in etwa gleich. Thoma behauptet: „Er geht zurück.“ Das sei der Fall seit ungefähr 25 Jahren, als der Staat die Abschusspläne um etwa ein Drittel erhöht habe. Er will nicht behaupten, dass Wild in unseren Breiten verhungert. „Die Grünen leben da in einem Märchenland“, fügt er ein. Aber ein vehementer Verfechter der Winterfütterung ist er allemal. „Man muss sich die Rehe aus den Staatsrevieren, in denen nicht gefüttert wird, nur mal anschauen.“ Muttertiere mit elf statt 16 bis 18 Kilogramm und Kitze, die statt drei schon sechs Kilogramm schwer sein müssten, seien dort keine Seltenheit.
http://www.augsburger-allgemeine.de...ordert-Wild-verhungern-lassen-id14222076.html