Grundgehorsam

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Ich mache jetzt mal einen neuen Faden auf. Wenn sich in der Vergangenheit ein gleicher Faden finden lässt, kann dieses Thema dort angehängt werden.

Ich hole aus:

Aktuell differiere ich etwas mit meinem Sohn bzgl. der Erziehung seines Labradorwelpen, es handelt sich um einen 14 Wochen alten Rüden. Vorab: Ich mische mich in keiner Weise in die Hundeerziehung meines Sohnes ein.

Der kleine Scheißer hat gerade nur Unfug im Kopf und lebt das sehr aktiv aus. Durch meinen Vater habe ich die Erziehung mehrer Welpen miterlebt, bevor ich mir den ersten eigenen Hund zulegte. Eine mittelharte, aber gerechte Hand würde ich die Erziehungsmethode meines alten Herrn mal nennen. So habe ich es mit meinen eigenen vier Hunden weitgehend auch gehandhabt, bin aber beim Ridgeback und aktuell auch beim Rauhaardackel manchmal an gewisse Grenzen gestoßen. Die Ridgebackhündin wog jede meiner Anordnungen daraufhin ab, ob es ihr eine Bestrafung wert war oder lieber nicht. Je höher das Risiko, desto höher die Bereitschaft, dem Spaß den Vorrang zu geben. Das relativierte sich erst, als sie etwa 7 Jahre alt war. Danach gab es keine Differenzen mehr zwischen uns. Mein aktueller Rauhaardackel hört aufs Wort und ist absolut führig, solange er keines Wildes ansichtig ist. Springt da irgendwas vor ihm ab und ich komme ihm mit meinem Befehl nicht zuvor, zieht er sein Ding durch, bis ich ihn irgendwo abhole, weil sein GPS mir zeigt, wo er gerade ist. Diese beiden Rassen klammere ich hier aus, weil man mit ihnen einige Abstriche machen muss. Das habe ich mittlerweile akzeptiert.

Meine ersten beiden Hunde waren ein Irish Setter und ein Duck Tolling Retriever. Die Tollerhündin war von Beginn an ein Hund, wie man ihn sich wünscht. Sie hat das bis zu ihrem letzten Tag im Jahr 2013 durchgezogen. Mit ihr zu jagen war die reine Freude. Sie konnte meine Gedanken lesen und hat immer danach agiert.

Wenn ich einen Welpen erziehe, dann lasse ich ihn erstmal Welpe sein. Soweit klar. Ab der Zeit, wenn der Hund leinenführig ist, fange ich an, ihn auf seinen Grundgehorsam hin zu erziehen. Dabei wird keiner meiner Hunde dressiert. Sie sollen nur lernen, was ich von ihnen erwarte. Wenn mich der Welpe verarscht, indem er sich meinem Zugriff entzieht, dann lasse ihn ihn meinen Unwillen spüren. Das kann ein geworfenes nasses Handtuch sein oder unterwegs die geworfene Leine. Die Hand benutze ich dabei nicht, denn davor darf der Hund niemals Angst haben. Wenn der Welpe eine Unsicherheit zeigt, also begreift, dass da gerade was nicht stimmt, lege ich mich hin, locke ihn zu mir und wenn er dann kommt, wird er abgeliebelt. Hat auch gestern beim Labi-Welpen bestens funktioniert. Heute hat er mich immer noch lieb und Angst vor mir zeigt er auch nicht.

Was mich nun interessiert ist, wie handhabt Ihr das? Für mich besteht die Bestrafung nicht darin, dass der junge Hund Dresche kriegt. Aber meine Bestrafung besteht ebenso wenig darin, dass er kein Leckerchen kriegt, wenn er Scheiße gebaut hat. Die positive Bestärkung, die aktuell so sehr gehandhabt wird, halte ich persönlich nicht für das Allheilmittel schlechthin. Für mich muss der junge, wie der alte Hund wissen meine Stimme zu lesen. Wenn alles gut läuft, wird er abgeliebelt, wenn nicht, hört er das. Was ich will, muss er hören. Die Erziehung mit Leckerlies war noch nie mein Ding, weshalb ich nie welche dabei habe.

Da ich jederzeit bereit bin, dazuzulernen, interessiert mich Eure Einstellung zur Erziehung von Welpen sehr. HH
 
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Sehr interessantes Thema, ich habe gerade meinen ersten Hund. Bin auch so geprägt worden wie du und habe die Erziehung von diversen Schäferhunden aus Leistungszucht mitbekommen. Wenn kurz und hart strafen und nie nachtragend sein hieß es von den Schäferhundeleuten. Funktioniert bei meinem Dackel absolut gar nicht, das hat sich bereits die ersten Tage herauskristallisiert ohne das so anzuwenden. Aktuell hört der knapp 5 Monate alte Dackel für sein Alter wirklich super, ohne gezielt Gehorsam trainiert zu haben. Ich gehe mit ihm viel ins Revier, mache viel Fährtenarbeit und spiele mit ihm. Im Spiel immer wieder mal gezeigt wer der Chef ist, das Spiel beende immer ich. Thats it.
Jetzt hat meine Frau eine französische Bulldogge und die ist einfach das komplette Gegenteil. Entweder habe ich/wir den richtigen Weg noch nicht gefunden oder sie versteht nur die harte Gangart. Denke wichtig ist, den Hund nicht in irgendein Schema zu drücken sondern sich auf den jeweiligen Hund einzulassen.
Deine Bestrafung mit dem nassen Handtuch werde ich testen.
 
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Ein feuchtes T-Shirt tut es auch. Nicht zu schwer, es soll nicht schmerzen. Deshalb auch den Wurf nicht zu heftig ausführen. Es soll eigentlich nur als Reset dienen, um den aktuellen Unfug zu stoppen und den Kopf zu öffnen.

Aber auch hier gilt, wer es besser weiß, mag hier posten.
 
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gismo888

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Ich konditioniere jedes Kommando mit Leckerlis an.
Funktioniert bei Herder, Mali, Bracken, DD und selbst Terrier 🤷
 
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Ich trainiere seit über 30 Jahren Hunde. Mein kurzes Fazit zu dem Thema. Früher habe ich mit Druck gearbeitet, das nutzt sich leider aber ab. Mittlerweile nutze ich weniger Zwang und versuche soweit möglich nur positiv zu bestärken. Damit habe ich deutlich bessere Erfahrungen gemacht.

Zuletzt war ich auf einem Hundeseminar eines der m.M.n. bekanntesten Hundetrainer im deutschsprachigen Raum. In einem Satz zusammengefasst, wurden die Hunde solange sie nicht funktioniert haben einfach gedroschen. Das muss nicht sein und geht auch anders. Ist halt aufwendiger....
 
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Ich schrieb ja schon, dass ich das Verdreschen für keine gute Erziehung halte. Es geht mir bei meiner Fragestellung darum, wie sinnvoll es ist, die Erziehung auf die Verwendung von Leckerlies aufzubauen, wobei die "Bestrafung" darin besteht, dass eben keine Leckerlies gegeben werden, während die eigentliche "Verfehlung" des Hundes praktisch unkommentiert bleibt. Bestrafung heißt ja nicht verdreschen, sondern, in meinen Augen, die Vermittlung meiner Unzufriedenheit, ohne den Hund zu brechen. Mein Wohlwollen zeige ich durch Liebeln, meine Unzufriedenheit mit der Stimmlage und eben keiner Liebkosung.

Und was ich gerade so mitbekomme heißt, den Hund solange aufzufordern dem gewollten nachzukommen, bis es denn endlich klappt und dies dann mit einem Leckerlie zu belohnen.

So kenne ich es nicht, was aber nicht heißen soll, dass ich es ablehne. Versteht Ihr, was ich meine? Ich bin verunsichert.
 
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In deiner Beschreibung finde ich viel wieder von mir und der Art der Erziehung, die ich bei meinem Vater gesehen (und imitiert habe). Mit den Jahren habe ich meinen eigenen Stil entwickelt und komme heute mit 99% positiver Rückmeldung bei der Hundeerziehung aus. Einfach nur das gewünschte Verhalten zu belohnen und alles andere zu ignorieren, funktioniert hervorragend- kostet nur etwas Zeit und Nerven. Sollte ich wirklich einmal negativ sanktionieren, dann nur in der richtigen Sekunde und werfe ein Stück Gartenschlauch. Das reicht völlig aus.

Negative Sanktionen, gerade der härteren Art, können auch der Weg in die Erziehungshölle sein. In der falschen Sekunde eingesetzt, verknüpft der Hund Handlung und Strafe verkehrt und ich brauche - wenn ich Pech habe- viel mehr Zeit und Aufwand um das wieder auszubügeln. Vom zerstörten Vertrauen gar nicht zu reden.
Also ja, eine gewaltfreie Erziehung von (Jagd)Hunden ist möglich.
 
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Hallo, ich bin noch aus der Zeit als es hieß „Ned gschlogn is globt gnu“. Lernte aber ziemlich schnell das dies nicht der richtige Weg für mich ist. Bin allerdings auch kein Leckerli Dressierer. Gibt es nur am Anfang und dann zu speziellen Arbeiten. Ich arbeitet hauptsächlich mit meiner Stimme und auch kräftigen Loben.
Aber an der Leine einen kräftigen Ruck oder ein kürzeres Zwicken in den Behang gibt es aber auch.
Die letzten Jahre hab ich nur noch Dackel abgerichtet und auch die können Gehorsam sein. Nur wenn ich nicht aufpasse und etwas in die Nase kommt ist ein richtiger Dackel nicht mehr zu stoppen. Ist aber wirklich ein Fehler des Führers. Wenn ich schnell genug reagiere kann ich denn Gehorsam noch abrufen. Sobald der Spurlaut aber einsetzt schaltet das Gehör auf Durchzug. Ich hab gelernt mit dieser Eigenschaft zu leben bzw. damit zu Jagen. Ab Herbst gehen die Drückjagten los. Da braucht man dies.
 
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gismo888

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Ich konditioniere jedes Kommando mit Leckerlis an.
Funktioniert bei Herder, Mali, Bracken, DD und selbst Terrier 🤷

Beispiel SITZ

Welpe kennt das Wort (den verbalen Reiz) SITZ nicht. Es ist für ihn NEUTRAL.

Dies wird nun mit einem unkonditionierten Reiz, dem Futter (bei mir Anteile von der Tagesration Trockenfutter) gekoppelt.

Mit dem Futter locke ich den Hund in die Sitzposition, sobald er sitzt, kommt der verbale Reiz SITZ und dann Futter.

Neutraler Reiz (Sitz ) + Unkonditionierter Reiz (Futter) = Konditionierte Reaktion (Sitz, hinsetzten)

Kann man mit PLATZ, FUSS, KOMM weiterführen
 
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Ich führe einen BGS und das kleine Luder war von Anfang an stur wie ein Stier. Gewisse Sachen machte sie einfach nicht, da hätten schimpfen, toben oder prügeln wohl auch nicht geholfen. Ich habs ignoriert und dann das gewünschte Verhalten belohnt. Ich denke, es wäre möglich gewesen den Hund zu "brechen" aber warum sollte man das wollen? Gerade beim Jagdhund, vor allem bei Hunden für nach dem Schuss brauche ich Selbstbewusstsein, Sturheit und Beharrlichkeit.

Körperlich wurde es ein einziges Mal, als sie in der Flegelphase versuchte nach mir zu schnappen aber das war damals eine spontane Reaktion und die Sache war auf alle Zeit hin geklärt. Jetzt wird sie 5 und wird gefühlt von Tag zu Tag führiger.

Ganz am Anfang gab es Leckerlis als Belohnung, mittlerweile sind es guter Zuspruch und Streicheleinheiten.
 
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Just my 2Cent:
Selbstverständlich gehört die positive Verknüpfung beim Welpen und während der Prägephase zum probaten Mittel. Man muss sicher keinem Hund Gewalt antun, sofern man im Vorfeld keine (groben) Fehler begangen hat. Allerdings geschieht dies viel häufiger als manche meinen und dann muss man sich entscheiden, ob man die Konsequenzen des Fehlers akzeptiert und sich damit arrangiert oder man diese abstellen will/muss.
Dazu ist es in aller Regel nicht erforderlich einen Hund zu brechen. Allerdings wird ein absolut sitzender Apport beim Vorstehhund kaum ohne Zwang zu erreichen sein. Auch hier gilt: akzeptiere ich das Erreichten als ausreichend oder möchte ich es perfekt haben.
Zweifellos spielen auch spezifische Unterschiede bei den Rassen eine entscheidende Rolle. Bracken verweigern gerne einer harten Hand die Zusammenarbeit, sind aber durch Konsequenz absolut auf Kurs zu bringen. Bei Teckeln und Terriern reicht dies häufig nicht, ohne Abstriche akzeptieren zu müssen.

Zum Labrador deines Sohnes:
In diesem Alter sollten bei dem Hund bereits viele Verhaltenseigenschaften/muster sitzen. Ansonsten wird es künftig eine schwierige Angelegenheit.
In diesem Alter spielt postive Verstärkung zweifellos eine grundlegende Rolle. Dies alleine reicht aber vermutlich nicht. Sobald Reize von aussen dazu kommen, wird das Verhalten nicht mehr zu dem Gewünschten passen.

@BGSoderNIX
Dein erster Absatz ließt sich aus der Distanz wie eine Bankrotterklärung, wo der Hund früh entschieden hat wo es lang geht.
Wenn der Welpe/junge Hund bereits so auf stur schalten kann, dass Herrchen nicht mehr weiter weiß, hat er schlicht gewonnen. Hier fehlen beim Führer häufig Phantasie oder sachgerechte, dem Hund und der Rasse angepasste Ratschläge und Hilfen.
Wenn ihr Euch im Lauf der Zeit irgendwie arrangiert habt, ist eigentlich alles in Ordnung. Mein Wunsch zum Miteinander sieht allerdings etwas anders aus.

wipi
 
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Selbstverständlich gehört die positive Verknüpfung beim Welpen und während der Prägephase zum probaten Mittel. Man muss sicher keinem Hund Gewalt antun, sofern man im Vorfeld keine (groben) Fehler begangen hat. Allerdings geschieht dies viel häufiger als manche meinen und dann muss man sich entscheiden, ob man die Konsequenzen des Fehlers akzeptiert und sich damit arrangiert oder man diese abstellen will/muss.
Dazu ist es in aller Regel nicht erforderlich einen Hund zu brechen. Allerdings wird ein absolut sitzender Apport beim Vorstehhund kaum ohne Zwang zu erreichen sein. Auch hier gilt: akzeptiere ich das Erreichten als ausreichend oder möchte ich es perfekt haben.
Zweifellos spielen auch spezifische Unterschiede bei den Rassen eine entscheidende Rolle. Bracken verweigern gerne einer harten Hand die Zusammenarbeit, sind aber durch Konsequenz absolut auf Kurs zu bringen. Bei Teckeln und Terriern reicht dies häufig nicht, ohne Abstriche akzeptieren zu müssen.

Zum Labrador deines Sohnes:
In diesem Alter sollten bei dem Hund bereits viele Verhaltenseigenschaften/muster sitzen. Ansonsten wird es künftig eine schwierige Angelegenheit.
In diesem Alter spielt postive Verstärkung zweifellos eine grundlegende Rolle. Dies alleine reicht aber vermutlich nicht. Sobald Reize von aussen dazu kommen, wird das Verhalten nicht mehr zu dem Gewünschten passen.

@BGSoderNIX
Dein erster Absatz ließt sich aus der Distanz wie eine Bankrotterklärung, wo der Hund früh entschieden hat wo es lang geht.
Wenn der Welpe/junge Hund bereits so auf stur schalten kann, dass Herrchen nicht mehr weiter weiß, hat er schlicht gewonnen. Hier fehlen beim Führer häufig Phantasie oder sachgerechte, dem Hund und der Rasse angepasste Ratschläge und Hilfen.
Wenn ihr Euch im Lauf der Zeit irgendwie arrangiert habt, ist eigentlich alles in Ordnung. Mein Wunsch zum Miteinander sieht allerdings etwas anders aus.

wipi

Nehme nicht an, dass du einen Schweißhund führst?
 
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Die einen sagen so, und die anderen sagen so.

Führe ADBr und erkenne momentan nicht, was dies mit dem Thema zu tun hat. Vielleicht kannst Du mir auf´s Pferd helfen.

wipi
 

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