Als ich die SR 30 zum ersten Mal in der Hand hatte, hab ich mir ähnliche Gedanken über die Konstruktion gemacht wie Hasenkamp, weshalb ich auf die aufgeworfenen Fragen kurz antworten will.
Die SR 30 verriegelt über sechs Kugellagerkugeln im Hülsenkopf.
Verriegelungskugel:
Die Kugelform ist nicht nur sehr stabil, sie ist auch von allen Seiten gleichmäßig hoch belastbar. Auf ihre Lage im verriegelten Zustand kommt es also gar nicht an. Jede der sechs Kugeln mit einem Durchmesser von 6,5mm kann sich frei in ihrer Führung drehen, so dass sie bei jedem Verschlussvorgang eine veränderte Lage einnehmen kann. Dadurch werden die Verschlusskugeln gleichmäßig belastet.
Kugellagerkugeln werden geschmiedet, so dass die Gefügelinien des Materials intakt bleiben. In Verbindung mit einer industriellen Wärmebehandlung erreicht man so genau definierte und hoch belastbare Bauteile.
Systemhülse:
Um die Kugelform zur Verriegelung optimal zu nutzen, muss auch das Widerlager der Kugel (negativ) kugelförmig sein, denn nur so wird ein vollflächiger Formschluss erreicht. Die Systemhülse hämmert Heym auf ähnliche Weise wie den Lauf, sie wird also über einem Dorn kalt geschmiedet. Dann wird die Negativform der Verriegelungskugeln in die Systemhülse eingeprägt. Jede aus der Kammer herausragende Halbkugel erhält damit innerhalb des Hülsenkopfes ihre eigene Kalotte, in der sie vollflächig anliegt – nicht nur punktuell oder linear.
Auch hierbei werden die Gefügelinien des Materials erhalten und die Festigkeit durch gezielte Verspannung des Materials deutlich erhöht.
Die SR 30 verriegelt also formschlüssig in kaltgeschmiedeten, hochfesten Stahlbauteilen. Die Berechnung der tragenden Flächen überlasse ich jetzt mal jedem selbst.
Der Auszieher im Kammerkopf befindet sich komplett vor der Verriegelung und schwächt das tragende Material deshalb nicht. Durch die symmetrische Anordnung der sechs Kugeln ergibt sich außerdem eine absolut gleichmäßige Abstützung des Kammerkopfes, der deshalb seinerseits praktisch nur auf Stauchung belastet wird.
Als eventuellen Nachteil könnte man ansehen, dass aufgrund der engen Passungen und der leichten Vorspannung der Verriegelungskugeln der Verschluss nicht einfach zugeworfen werden kann. Da aber der Kammerstengel auch gleichzeitig der Handspannung des Schlosses dient, muss man den Verschluss ohnehin kontrolliert nach vorne drücken, um die Waffe schussbereit zu machen. Das macht die Waffe sicherer und leiser und ist deshalb schwerlich ein Nachteil.
Meiner Ansicht nach ist die Verriegelung über Kugellagerkugeln nach wie vor ein großer Wurf und bietet unter den Zylinderverschlüssen im Moment eines der besten Verhältnisse von schlanker Bauform zu Stabilität. Unfälle mit der Konstruktion sind mir jedenfalls keine Bekannt und auf einem gewissen „Netzplatz“ findet sich auch ein ziemlich beeindruckender Zerstörungstest.