Hinterlandgefährdung

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Kennt ihr auch Ansitzeinrichtungen, bei denen man sich denkt: Von dort würde ich keinen Schuss abgeben?

Beispiel: Unser Nachbar hat eine 3m hohe Leiter an der Grenze aufgebaut, bei der in der einzig sinnvollen Schussrichtung in 400m Entfernung eine Ortschaft beginnt (Umgehungsstraße, Radweg, Wohnhäuser sind in direkter Sichtweite). Zwischen Ortsrand und Leiter befindet sich ein ebener Trockenrasen (steiniger und stark verdichteter Untergrund), gelegentlich parkt der Wanderschäfer seine Herde dort.

Im Gespräch sagte der Nachbar Dinge wie:
* "früher stand dort auch schon eine Leiter...."
* "da geht ein guter Bock..."
* "wenn die Kugel mal Bodenkontakt hatte, kommt sie nicht mehr weit"

Wie weit/flach langt ihr raus, wenn in 500m Häuser stehen und es dazwischen keinen Kugelfang gibt? Wie sieht es bei 1km Entfernung zum Hindernis aus? Ab welcher Entfernung glaubt ihr die Physik auf eurer Seite, damit ein (hoffentlich deformiertes) Geschoss/Splitter alleine zu Boden geht und dort auch bleibt?

Vor einiger Zeit hatte ich eine Studie zum Thema gelesen, die sich mit Auftreffwinkel/Schussweiten befasst. Wenn man danach geht, dürften viele Sitze nicht, bzw. nur auf sehr kurze Distanz, genutzt werden (auch entlang von Autobahnen denke ich mir häufig, dass es mit dem Kugelfang nicht ganz einfach ist).

Verlassen sich einige zu stark auf "das ist schon immer gut gegangen"? Bin ich zu ängstlich? Unterm Strich liest man nur sehr selten von Unfällen.

Das Thema mag Chips&Bier Potenzial haben, ist aber dennoch ernst gemeint: Wie weit kommt ein 10 Gramm Deformator auf freier Fläche, wenn es durch ein Reh ist?
 
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Doch die Art Sitze kenne ich, genau wie Aussage "da hinten im Wald ist nichts!" ;)

Da ich in einem Revier auch sehr nah an der Ortschaft jage, man also immer mit Moonlight Wanderern rechnen muss und je nach Sitz auch mal Häuser gefährlich nahe sind, beschäftigt mich das Thema sehr...
Zum anderen ist ein Nebeneffekt der Schalldämpfer das man durchaus wahrnehmen kann wie so ein TTSX ein Touch and Go Landemanöver hinlegt :sneaky: :unsure:
 
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VJS

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Wie weit kommt ein 10 Gramm Deformator auf freier Fläche, wenn es durch ein Reh ist?

Ich glaube @Schlumpschütz hat doch mal einen Versuchsaufbau für die andere Denkrichtung aufgebaut mit Fallwild - also wie weit macht mein Geschoss noch zuverlässig auf.

Das könnte man doch bestimmt auch in die andere Richtung spinnen (nach dem Motto Jugend forscht) - also bspw. Unfall-Reh auf 60m hinlegen und dahinter eine längere Plane ablegen oder bspw. eine 1,50m hohe Spanplatte 5m dahinter aufstellen und schauen ob man einen Einschlag darauf sieht
 

Westwood

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Ich glaube @Schlumpschütz hat doch mal einen Versuchsaufbau für die andere Denkrichtung aufgebaut mit Fallwild - also wie weit macht mein Geschoss noch zuverlässig auf.

Das könnte man doch bestimmt auch in die andere Richtung spinnen (nach dem Motto Jugend forscht) - also bspw. Unfall-Reh auf 60m hinlegen und dahinter eine längere Plane ablegen oder bspw. eine 1,50m hohe Spanplatte 5m dahinter aufstellen und schauen ob man einen Einschlag darauf sieht

Je nach Geschoss wirst du da auch noch 30 Meter dahinten einen oder mehrere Einschläge drauf sehen.
Vielen ist gar nicht bewusst was tlw. in welchen Winkeln hinten aus so einem Stück wieder rausfliegt wenn man es beschossen hat.

Schüsse bei denen ich keine gewachsene Erde ein gutes Stück über der Rückenlinie des Ziels sehe unterlasse ich persönlich. Ist aber auch leicht gesagt da unsere Topographie das zu jeder Zeit hergibt Sitze so zu stellen das man einige Meter Kugelfang hat.
 

VJS

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Je nach Geschoss wirst du da auch noch 30 Meter dahinten einen oder mehrere Einschläge drauf sehen.
Weil die Frage ja gezielt nach einem Deformator war, hätte ich jetzt mal gesagt, dass du mit dem Aufbau eigentlich nur einen größeren Einschlag sehen müsstest.

Ich habe letztes Jahr in der Wildkammer eines Bekannten das Ergebnis einer Bauerndublette auf Rehwild mit einem simplen TMR gesehen.. Seit dem habe ich eine Vorstellung, was da am Auschuss bei Zerlegungsgeschossen alles mit rausfliegt..
 

Westwood

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Weil die Frage ja gezielt nach einem Deformator war, hätte ich jetzt mal gesagt, dass du mit dem Aufbau eigentlich nur einen größeren Einschlag sehen müsstest.

Ich habe letztes Jahr in der Wildkammer eines Bekannten das Ergebnis einer Bauerndublette auf Rehwild mit einem simplen TMR gesehen.. Seit dem habe ich eine Vorstellung, was da am Auschuss bei Zerlegungsgeschossen alles mit rausfliegt..

Gut der Deformator macht nur ein Loch das stimmt wohl, nach die physikalischen Gesetzen ist aber ja durch die Vorhandenen Masse gepaart mit der Geschwindigkeit dafür die Reichweite dafür dann nochmal eine andere.
 

Westwood

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Nur für die persönliche Weiterbildung würde ich jedem empfehlen mal ein Anschussseminar zu buchen bzw. wenn das nicht Interessant ist mal ein Stück Fallwild in einen Baum zu Hängen, ein Bettlaken ein paar Meter dahinter zu spannen und dann mit Hochwildtauglicher Munition drauf zu schießen.
Das habe ich bisher in zwei JJ Kursen mit den Jungs uns Mädels gemacht, ist immer Interessant.
 

VJS

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Gut der Deformator macht nur ein Loch das stimmt wohl, nach die physikalischen Gesetzen ist aber ja durch die Vorhandenen Masse gepaart mit der Geschwindigkeit dafür die Reichweite dafür dann nochmal eine andere.
Genau deshalb der Vorschlag mit der Spanplatte - über den Eintritts-/Austrittswinkel könnte man ggf. sogar noch eine grobe Schätzung abgeben, wie weit das Projektil nach dem Bodenkontakt nochmal kommen würde..
 
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Ich kenne auch diese Ansitzeinrichtungen, schön auch, wenn du mal Gast bist und an so eine Stelle angesetzt wirst... Merkst gleich das die Jagd nach 1min schon gelaufen ist, kannst (willst) dich ja aber nicht beschweren....

Da jeder für seinen Schuß selbst verantwortlich ist, ist es völlig egal was der Beständer sagt.... Der geht ja auch im Zweifel nicht für dich ins Gefängnis....
 
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Da gibt es Versuche zu. Fazit war eigentlich, dass auf 5m hinter dem Kugelriss Splitter ankommen, falls das Geschoss hochkommt (<10 Grad).

Was keiner gemessen hat, ist wieviel Energie der Restbolzen noch hat, dh wie weit er nach dem Abprallen noch kommt.
 
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Einfache Antwort: das ist unkalkulierbar. Keiner weiß wie das Geschoss im Wildkörper abgelenkt, gebremst oder deformiert wird. Dementsprechend ist alles was aus dem Wild austrtitt nicht vorauszusehen. Es gibt eigentlich nur den Ansatz eines Worst-Case-Szenario (Geschoss kaum gebremst = misteryiöser Hohlschuss oder ungebremst = Unter-/Überschossen) gepaart mit Eintrittswinkel Boden = (ungefähr) Austrittswinkel Boden. Von Abprallern und Ablenkungen an Steinen mal ganz abgesehen.
Kurzum einen schlechten Kugelfang kann man nicht schön reden.
 
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Was keiner gemessen hat, ist wieviel Energie der Restbolzen noch hat, dh wie weit er nach dem Abprallen noch kommt.
Ich vermute mal das es da so viele Faktoren gibt, dass es unmöglich ist zu bestimmen.
Was trifft das Geschoss im Wildkörper und wie ist der Boden beschaffen, keins von beidem ist homogen.
Deshalb, wenn man die 10° nicht hinkriegt, schaut man besser dass die nächsten 3-4km nichts kommt...
 
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Die eingangs beschriebenen Sitze kenne ich auch.

Seit ich die DEVA-Untersuchungen zum Abprallverhalten auf ganz normalem Boden bei nur ausreichend spitzen Auftreffwinkel kenne, ist mir noch häufiger mulmig. Gerade in der norddeutschen Tiefebene.

In vielen Flachland-Revieren verböte sich angesichts dessen eigentlich auch das Pirschen und Angehen von Sauen weitestgehend. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert in unserer dicht besiedelten Landschaft…
 
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Kennt ihr auch Ansitzeinrichtungen, bei denen man sich denkt: Von dort würde ich keinen Schuss abgeben?
In Meinem Revier nicht. Auf DJ habe ich aber schon Öfters die Mumpeln alle aus der Plempe genommen weil in Eingewiesenen Schussbereich Plötzlich Menschen; als Spaziergänger; Reiter; oder Durchgeher zu Orten waren; wo eigentlich Niemand sein sollte; oder im Schusskorridor plötzlich ein Schuss vom Nachbarn fiel; der eigentlich ganz woanders seinen Stand hatte ( war der Revierförster selber der während der DJ mit seinem Dackeln einen Fuchs sprengen wollte..)

Wie weit/flach langt ihr raus, wenn in 500m Häuser stehen und es dazwischen keinen Kugelfang gibt? Wie sieht es bei 1km Entfernung zum Hindernis aus?
Gar nicht. Solange ich im ZF Rückstände der Menschlichen Siedlungsbebauung sehe; bleib ich dort mit Kugelschuss weg.

Verlassen sich einige zu stark auf "das ist schon immer gut gegangen"? Bin ich zu ängstlich? Unterm Strich liest man nur sehr selten von Unfällen.
Sagen wir mal so : diese Argumentationskette hat einen Fehler. Du wirst nur auf Meinungen treffen die Sagen " ist Gut Gegangen" Warum ? Nun; diejenigen wo es nicht Gut gegangen ist können das nicht mehr Erzählen......

Ich lebe in einer von der Natur geküssten Region; und der Menschenschlag hier hat einen weiten Horizont. Bedeutet :in der Norddeutschen Tiefebene kannst du Vorgestern sehen wer dich Übermorgen Besuchen kommt. Freie Sicht über Wiesen und Felder über mehr als 10 km kein Problem. Im Nachbarrevier hat ein Jäger vom Erdsitz an einem frisch mit Sommergerste ein gedrilltem Acker einen Bock auf 80 Meter mit der 7x64 Beschossen und Getroffen. Ausschussseitig konnten dann die Einschläge der Kugel auf dem Acker auf 200; 300 und 400 Meter als Staubwolken vernommen werden und die Kugel durchschlug auf mehr als 400 Meter noch ein ca 10 cm dicke Birke.... Das Reicht. Ich wollte die Geschossreste nicht mit meinem Körper Auffangen; wohlwisend das ab dem Zeitpunkt wo ich Metall welches durch Treibladungsmittel Beschleunigt wird einfange; mein Leben und das meiner Familie nicht mehr so weiter läuft wie Vorher.

Was ich nicht Möchte; soll auch kein andere Durchmachen müssen solange ich es Beeinflussen kann. Egal ob ich diesen Menschen Sympathisch finde oder Nicht.

Das Thema mag Chips&Bier Potenzial haben, ist aber dennoch ernst gemeint: Wie weit kommt ein 10 Gramm Deformator auf freier Fläche, wenn es durch ein Reh ist?
 
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