hirschgerechter Jäger?

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Guten Morgen im Forum,

wer kann mir Auskunft darüber geben wann man hirschgerechter Jäger ist? Und wie geht das mit Zeremoniell von sich? Da solls ja Schläge auf den allerwertesten geben. Ich denke das ist mit Sicherheit von Region zu Region verschieden.

Ich wurde bei meinem 1. (und bisher einzigen) Hirschen (unger. 10er) nicht zum hirschgerechten Jäger geschlagen. Wir haben nur das Tottrinken etwas großzüglich, sprich bis zum anderen Tag in der Früh, "gestaltet"
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. Was nicht so billig für mich war. Dafür war der Hirsch inkl. Wildbret umsonst.

Vielen Dank schon mal im voraus für evtl. Hilfe!

Mit Waidheil,

Ossi!!!
 
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Das kommt drauf an, ob ein sehr "brauchtumsliebender" Mitjäger die Gelegenheit ergreift und dich dazu schlägt. Normalerweise kann das schon beim ersten Stück Rotwild passieren. Ich habe bis jetzt 33 Stück Rotwild erlegt, aber diese Zeremonie ist an mir vorübergegangen. Deswegen bin ich aber auch nicht enttäuscht. Mancher "hirschgerechte" Jäger hat von der Rotwildbejagung und vom Rotwild keine Ahnung.
 
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Vielleicht kann man das Schlagen zum hirgerechten Jäger mit dem Jägerschlag vergleichen. Ich habe die Prozedur mitgemacht, in etwas entschärfter Form, so dass es recht lustig war. Vor allem werde ich nicht den Revierförster vergessen, der das ganze leitete. Mit Pelzmütze und -weste, den Hirschfänger locker unter den Gürtel geschoben, sah er eher wie eine russischer Bärenjäger, als wie ein Hirschjäger, aus.

Die Aussage von r93 ist natürlich richtig, der Schlag zum hirschgerechten Jäger macht einen nicht automatisch zum kundigen Rotwildjäger.

Resümee: Wird die Prozedur nicht übertrieben, kann die ganze Sache recht lustig. Auch für den Kanditaten.

Moorerpel
 
A

anonym

Guest
Das meiste von dem Blödsinn hat mit jagdlichem Brauchtum nichts zu tun, weshalb mensch auch nicht mitmachen sollte, wenn es einem nicht paßt.

Das Pfundegeben ist eine Sache (Sanktion für Verfehlungen auf höfischen Jagden), die Los- und Freisprechung des ausgelernten Jägers eine ganz andere; beides sollte nicht kontaminiert werden. Letztere kennt einen symbolischen Backenstreich (ähnlich den Handwerksriten und der Firmung) und eine Überreichung des Hirschfängers an den neuen Volljäger als Waffe und als Standessymbol.

Weidmannsheil,
Carcano
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von carcano:
Letztere kennt einen symbolischen Backenstreich (ähnlich den Handwerksriten und der Firmung) und eine Überreichung des Hirschfängers an den neuen Volljäger als Waffe und als Standessymbol.

Weidmannsheil,
Carcano
<HR></BLOCKQUOTE>

Stimmt, letzteres angeblich sogar mit dem Recht den Hirschfänger gegen jeden Einzusetzen, der den Jäger anfasst.

Zumindest hat mein Urgroßvater, als Förster in gräflichen Diensten, den Grafen darauf hingewiesen, als der Ihm wegen einer angeblich überhöhten Entgeldforderung ans Leder wollte. Der Graf war sich dessen offenbar bewusst und unternahm keinen weiteren Versuch.

Das Arbeitsverhältnis wurde darauf hin zwar gelöst, aber danach ging es mit der Familie auch steil bergauf
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.

Übertrieben sollten diese Bräuche nicht werden. In der Form in der es Moorerpel und ich erlebt haben ist es aber eine sehr schöne Erinnerung an das Jagen im Harz.

Pfüads Euch

[ 21. November 2002: Beitrag editiert von: Bratljaga ]
 
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Als ich in Polen meinen ersten Hirsch erlegt habe, da hat der mich führende Förster mir mit dem Finger und dem Hirschschweiß ein Kreuz auf die Stirn gemacht.
Das sei nach dem ersten Hirsch so üblich. Ich finde das sehr viel schöner als die Sauferei und das Kloppen auf den A.sch!
Mich hat diese Geste damals sehr berührt.
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Bratljaga:
Stimmt, letzteres angeblich sogar mit dem Recht den Hirschfänger gegen jeden Einzusetzen, der den Jäger anfasst. <HR></BLOCKQUOTE>

Ja, auch das ist ganz richtig!

Der Streich wurde begleitet von: Dies erleidest du nun von mir, aber hinfort nicht mehr, weder von meiner noch von eines andern Hand, weder auf der Jagd noch sonstenwo!

Damit wurde der hirschgerechte auch zum wehrhaften Jäger.

Aber kennt den keiner die Fragen mehr?
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Reineke
 
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Hier wurde doch aber die Frage nach einem hirschgerechten Jäger gestellt, oder habe ich das falsch verstanden?
Und hirschgerecht hat meines Erachtens nichts mit einem eventuellen Schlag auf den Hintern zu tun, auch wenn man das brauchtümlicher Weise so sieht. Bei uns gilt als hirschgerecht, wer die Fährtenzeichen eines Hirsches kennt und deuten kann.
Ich halte auch das noch für zu wenig, hirschgerecht kann man m.E. nur durch Erfahrung und durch dem entsprechendes handeln werden!

"Nur wer den Feisthirsch pirschen kann,
darf sich nennen Jägersmann".

Das unterstütze ich aber nicht so, wie es dort geschrieben steht!

WeiHei houndman

[ 21. November 2002: Beitrag editiert von: houndman ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von houndman:
Bei uns gilt als hirschgerecht, wer die Fährtenzeichen eines Hirsches kennt und deuten kann. <HR></BLOCKQUOTE>

Hallo Houndman,

wenn ich mich recht entsinne (ich kriege aber auch schon die Fragen und Antworten des hirschgerechten Jägers nicht hin), dann waren das doch so um die 75 Zeichen, oder?
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Und ´mal eine profane Zwischenfrage: Gibt es den hirschgerechten Jäger nur beim Rotwild und (?) beim Damild oder auch beim Sika?

Wenn schon dann richtig!
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Reineke, fuchsgerechter Jäger!
 
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Hallo Reineke,

ich habe mich da etwas falsch ausgedrückt. Ich halte eigentlich nicht viel davon jemanden als hirschgerecht zu betiteln. Mir ist ein gesamtgerechtes Verhalten dem wild und der Natur gegenüber für weitaus wichtiger und lobenswerter! Einen Unterschied zu machen ist für mich schon wieder etwas ungerecht, denn wir bejagen Lebewesen, egal ob die was auf dem Haupt haben oder nicht!

Das mit den 75 Zeichen stimmt meines Wissens.

houndman
 
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Heidihei,
war da nicht mal was mit den 64 Zeichen, die der hirschgerechte Jäger alle kennen und vor allem richtig deuten muß? Das waren nicht nur Fährtenzeichen, sondern auch Zeichen die der Hirsch an Bäumen und Sträuchern hinterließ. Welcher erfahrene Rotwildjäger weiß heute noch was von Schloßtritt, übereilen, Reifchen, Fädlein und Zwang? ........Na? Ich kriege auch nicht mal mehr die Hälfte zusammen, mußte sie aber mal auswendig lernen einschließlich der Gebrauchsanleitung. Wäre vielleicht mal für den angehenden Rotwildjäger (am Besten vor der geplanten Polenreise) ganz nützlich es auch zu tun, damit man sich der Ehre einen reifen Hirsch zu erlegen und in den Kreis der hirschgerechten Jäger aufgenommen zu werden als würdig erweist. Zusätzlich bekäme man dann eher mit, wenn der Jagdführer nur planlos herumläuft und eigentlich nur auf eine zufällige Begegnung mit dem Gesuchten hofft! Das Pandon zum hirchgerechten Jäger ist übrigens der Federschütze.
Tempora mutante! Heute hängen die Trauben für den Hirschgerechten wohl etwas niedriger. Nichts für Ungut,
Leo
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat
wer kann mir Auskunft darüber geben wann man hirschgerechter Jäger ist?

Hirschgerecht ist ein Jäger, der die Rotwildjagd kennt und besonders den Hirsch nach seinen Zeichen sicher anzusprechen, den Schweißhund zu arbeiten, die Schußzeichen richtig zu beurteilen versteht, überhaupt im hohen Weidwerk gründlich erfahren ist.

Riesenthals Jagdlexikon 1916

Wie LdL erkannt hat: heute hängen die Trauben für den Hirschgerechten wohl etwas niedriger. Hirschgerecht werde ich nicht weil irgendjemand sagt: "du bist jetzt hirschgerecht."

Ich werde ja auch nicht ein guter Autofahrer, weil ich den Führerschein seit 20 Jahren habe, seit gestern bei UPS arbeite und mein Hausarzt ADAC Gauleiter ist.
 
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Moin,

ja ob das 64 oder 72 sind weiß ich auch nicht genau, kann man bestimmt irgendwo nachlesen - oder einen Berufsjäger fragen - falls man einen findet. Die lernen noch alle.

Aber es sind schon die Kenntnisse der hirschgerechten Zeichen, die früher einen hirschgerechten Jäger ausmachten.

Da gibt es so nette sachen wie: Näslein, Fädlein,Stümpfe, Beitritt, Kreuztritt, Über-
eilen, Himmelszeichen, Wimpelschlagen, Näpfchen und Zäpfchen (das waren 10).

Interessiert aber heute wohl keinen mehr, da mit dem Range Rover direkt zur beheizten Kanzel gefahren wird.

Als nicht "hirschgerechter Jäger" - mangels Rotwild -

nighthawk
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Reineke:


Hallo Houndman,

wenn ich mich recht entsinne (ich kriege aber auch schon die Fragen und Antworten des hirschgerechten Jägers nicht hin), dann waren das doch so um die 75 Zeichen, oder?
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Reineke, fuchsgerechter Jäger!
<HR></BLOCKQUOTE>

72 hirschgerechte Zeichen gibt es!! Möchte sie aber nicht jetzt alle aufzählen müssen!

Ach was soll´s?

Fegen,
Schlagen,
Suhle,
Scherzen,
Wimpelschlagen,
Himmelszeichen,
Losung,
Nässen,
Plätzen,
Kirchgang,
Widergang,
Knacken der Läufe,
Hirsch zieht wg. seines Geweihs gerne auf Pfaden und Wegen,
Hirsch ist stärker im Wildpret als das Tier,
Brunftmähne,
Hirsch hält sich beim Ziehen aufrechter als das Tier,
Hirsch nimmt Äsung höher an, als das Tier,
er verbeißt schärfer als Kahlwild, das mehr quetscht,
steht der Hirsch im Rudel, zieht er mehr seitlich oder zuletzt,
Tauschlag,
Teerbaum,
Stärke des Tritts,
Ballen sind beim Hirsch im Verhältnis länger als beim Tier,
der Zwang,
das übermachte Zwingen,
die reine Fährte,
Wände der Schalen werden beim Hirsch im Sand oder lockeren Boden deutlicher abgedrückt,
die Stümpfe, die Oberrücken sind beim Hirsch dicker und stumpfer als beim Tier;
sie werden außerdem weiter auseinandergesetzt als beim Tier,
die Entfernung des Geäfters von der Fährte ist weiter als beim Tier,
beim Hirsch stehen die Oberrücken mehr quer, beim Tier mehr längst,
Burgstall,
Hirsch schiebt die Ballen beim Ziehen etwas vorwärts,
der Schloßtritt,
der Schluß,
der Pürzel,
das Übereilen,
das Vierballenzeichen,
das Hinterlassen,
das Ereilen,
der Beitritt,
der Kreuztritt,
das Blenden,
das Reifchen,
das Insiegel,
das hohe Insiegel,
der Schrank,
Richtung des Tritts ist beim Hirsch nach außen gestellt,
Schrittweite,
das Bleizeichen,
das Näslein,
Fädlein,
das Kränzchen,
das Scheibchen oder Scheubel,
der Abtritt,
der Einschlag,
das Beuchel,
das Lecklein,
beim Ziehen über Moos oder Laub reißt der Hirsch dieses mit hoch, so daß stellenweise Wurzeln ausgerissen werden,
bei der flüchtigen Fährte liegt das Körpergewicht des Hirsches mehr auf den Ballen als auf den Schalen,
der Hirsch drückt Gras tiefer runter, so daß es liegen bleibt,
im Schnee macht der Hirsch eine breitere Furche,
der Hirsch hat einen festeren Tritt als das Tier.

Habe ich noch eins vergessen?
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Reineke:



Und ´mal eine profane Zwischenfrage: Gibt es den hirschgerechten Jäger nur beim Rotwild und (?) beim Damild oder auch beim Sika?

Wenn schon dann richtig!
icon_cool.gif

Reineke, fuchsgerechter Jäger!
<HR></BLOCKQUOTE>

Da sich viele der hirschgerechten Zeichen auf das Fährtenbild beziehen, das beim Rotwild anders ist, als bei Dam- und Sikawild, gibt es die Zeichen nur beim Rotwild.
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Liebe Grüße!!
 

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