Historische Zielfernrohre – warum werden alle als Scharfschützen-ZF angeboten?

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Als Fan von Vorkriegs-Jagdwaffen würde ich einige meiner alten Schätzchen, die entsprechende Montagesockel aufweisen, gerne noch mit einem passenden zeitgenössischen Zielfernrohr ausrüsten.
Ich habe jedoch festgestellt, daß fast alle Vorkriegs-Zielfernrohre (insbes. Zielklein/Zielvier/Zielsechs/Zielacht) auf den diversen Auktionsplattformen als militärische ZF bzw. Scharfschützen-Zielfernrohre angeboten und unheimlich hochpreisig gehandelt werden.
Diese Zielfernrohre weisen häufig z. B. eine Krieghoff-Aufschubmontage, eine Einhakmontage für Mannlicher Schönauer (Mauser 88 kann man ja ausschließen, da das Zielvier erst 1920 auf den Markt kam) auf und/oder der SEM-Montageabstand würde die Mauser 98 von vornherein ausschließen.
Bei der Recherche im Netz habe ich zudem festgestellt, daß militärische Zielfernrohre üblicherweise eine militärische Herstellerkennung z. B. „dkl“ oder so ähnlich haben. Das haben diese Zielfernrohre eindeutig nicht.
Mich irritiert, daß eindeutig jagdliche Zielfernrohre trotzdem ständig als Scharfschützen-ZF angeboten werden und wohl auch von der entsprechenden Klientel sehr hochpreisig gekauft werden.
Was ist die Ursache dafür?
 
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Jetzt - ohne großer Experte auf dem Antikmarkt für Zieloptiken zu sein , denke ich, daß die Anbieter hoffen, größeren Reibach zu machen, weil viele Sammler im Militariabereich die Preise hochtreiben bzw sich auf dem Militariasektor viele tummeln, die verhältnismäßig wenig tiefer gehende Kenntnis (am Anfang zumindest) von der breiten Palette des Marktes haben . Es sei alleine darauf verwiesen wieviele sog SS - PPK angeboten wurden....:cool:....aber vlt will die (Sammler)Welt betrogen werden....
 
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....aber vlt will die (Sammler)Welt betrogen werden....

Ja, und das Feld der Abzocker ist groß. Alles mögliche wird mit allen möglichen und unmöglichen WaA-Stempelungen versehen. Dazu noch ein paar Runen, hier und da einen oder mehrere Totenköpfe... Was da schon olle Kamellen vergoldet werden sollten ist Wahnsinn! Am Besten gefallen mir immer noch die ZFs, die dank Einschlagstempelung nun komplett unbrauchbar sind...

Falls du hier nicht die nötigen Antworten bekommst kann ich dir eher das militaria fundforum an´s Herz legen.
 
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Jäger mussten ihre zivilen Zielfernrohre abgeben weil für den militärischen Bedarf nicht genug verfügbar waren.
(Viele sind dann aber doch nicht auf Kriegswaffen montiert worden.)
Insofern, wenn man den Begriff dehnt, waren sie mit der Abgabe "Scharfschützen-Zielfernrohre".
 
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Jäger mussten ihre zivilen Zielfernrohre abgeben weil für den militärischen Bedarf nicht genug verfügbar waren.
(Viele sind dann aber doch nicht auf Kriegswaffen montiert worden.)
Insofern, wenn man den Begriff dehnt, waren sie mit der Abgabe "Scharfschützen-Zielfernrohre".

Dieses Gerücht habe ich auch schon mal gelesen, aber nichts detailliertes darüber gefunden - allerdings meine ich mal in einer Jagdzeitung (von 1944) gelesen zu haben daß Jäger aufgefordert wurden optische Ausrüstung für die Ostfront zu spenden.
Also reden wir darüber, daß es eventuell möglich gewesen wäre es so zu nutzen.:-D

Meinem Urgroßvater wurde nach dem Krieg von einem Neider vorgeworfen er hätte auf die anrückenden Russen mit seiner Flinte geschossen. Da er das Gegenteil nicht beweisen konnte steckten die Russen ihn als "Partisan" erst mal in den Knast.
Soweit ich gehört habe sollen aber Partisanen durchaus Flinten und andere Jagdwaffen benutzt haben.
Dementsprechend könnte jetzt also jede alte Flinte auch ein Partisanenflinte sein, oder?:biggrin:
 
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@Hobojagd #1
1. ein marktwirtschaftliches Prinzip besagt, daß jede ernsthafte Nachfrage ein Angbot zur Folge hat - und die inter-/nationale Nachfrage nach "Original Scharfschützen ZFs" ist ungebrochen...Und da viele Sammler a) unkundig oder b) emotional reagieren, kann den Suchenden vieles untergejubelt werden.
2. Der Wunsch nach Komplettierung einer alten (Vorkriegs-) Jagdwaffe ist mir mehr als verständlich;-), aber nach langen, langen "Jäger-& Sammlerjahren" kenne ich auch die Realität mit ihren Möglichkeiten und Fallgruben, nicht nur von seiten "ahnungsloser" Verkäufer sondern auch von Seiten der technischen Problematik des möglichen (Un-)Zustandes des ZF oder der Unpassenden Montage - und der Preise, um beides wieder "passend" machen zu lassen.
Für mich gilt inzwischen: a) Waffe interessiert mich historisch/technisch, dann ist das Vorhandensein eines ZF ohne Belang, vor allem, wenn es sich um ein selteners "unmontiertes Original" handelt;
b) Interessante Waffe, die ich - auch mal - jagdlich führen will, dann versuche ich ein zeitgemäßes, von der Größe passendes älters ZF montieren zu lassen, welches aber vorher auf dem Stand oder - notfalls bei einer Optikfirma - geprüft wurde; dazu habe ich einige "Veteranen" vorrätig (z.B. die Hensoldt/Zeiss "DIASTA" Reihe; das 8x52 ist auch heute noch Spitze, oder Kahles u.a. Stahlgläser; aber auch die 4x32er Zeiss-Diatal-Reihe "paßt" auf manch ältere Pirschwaffe);
c) Auf einen Vorkriegs-Seitenschlossdrilling im fast neuwertigen Zustand ließ ich in teilweiser Übernahme der vorhandenen SEM-Basisteile zusätzlich zum Hensoldt 4x36 ein neuwertig-gebrauchtes Zeiss 1,5-6x42 Diavari T* Abs.11 Bj. 1976 setzen, auch aus Gründen weidgerechter Jagd: diese Kombination ist meine (nicht des Wildes) heißgeliebte Schönwetterwaffe...
Punktum: Das Bestücken alter Schätze bedarf einer guten Portion Erfahrung/Wissen, ist nicht ganz kostenfrei - und letztlich eine Individualentscheidung. Was der Jagdpraktiker akzeptiert treibt dem Sammlungspuristen Tränen in die Augen - und führt im Forum regelmäßig zum Ruf nach "Bier und Chips"
Wandersmann
 
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@ "hobojagd":

Diese Aufrufe zur Abgabe sind im Zeitraum WK1 und WK2 nachweisbar.

Insbesondere aus der Zeit des 1.WK sind einige Gläser mit Gravuren wie " gestiftet von...... " , "unseren Soldaten gespendet" u.ä. bekannt.

Grundsätzlich wurden zivile ZF "militarisiert", d.h. mit der entspr. Gewehrnummer versehen , bei den im 1.WK üblichen Montagen unumgänglich.
Ebenso wurden die Elavationsscheiben mit Entfernungsmarken versehen. Verwendet wurde nahezu alles an ZF.

Ebenso gelangten auch eine grosse Anzahl an Repetier- Jagdwaffen in 8x57IS mit montierten ZF aus Spenden - Aufrufen an die Front. Diese Waffen wurden vor der Lieferung überprüft und gekennzeichnet.
1918 und 1919 wurden Teile dieser Waffen, Zielfernrohre und Ferngläser an die Spender retourniert, bzw. diese entschädigt.


Im Zeitraum des WK2 war man wählerischer und verlangte die Abgabe bestimmter Zielfernrohre, wie Zielvier, Zielsechs, Dialytan etc.

Der überwiegende Teil der heute als "Scharfschützen-ZF" angebotenen Zeiss Zielvier und Zielsechs sind rein zivil. Auch der Aberglauben über die Seriennummer lässt sich ein Zeiss ZF
als militärisch nachweisen ist absoluter Nonsens, es gibt keinerlei Aufzeichnungen von SN und Verwendung, ebensowenig einen Nachweis SN - Herstellungsjahr.
Nicht anders ist es bei ZFs von Hensoldt, Busch und vielen anderen.

Vieles was angeboten wird schwirrt seit Jahren durchs Netz- letztendlich zählt der erzielte (wahre) Erlös. Ebay und egun sind aufgrund von Zweit- und drittacounts und damit verbundenen selber hochbieten kein Maßstab.
Zielacht für 1500€, Prismenmodelle GZ für 1600€-1800€ oder Kahles H4/60 für 800€ sind Wunschdenken.

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Passt zwar nicht ganz zum thread.......aber frisch "reingekommen":

Ajack 10x50 ( Objektivdurchmesser 72 mm (Zielvier 31mm), Länge 400mm und satte 1100 gramm ) davor frühes Zielvier ( SN 3xxx, Beschriftung vor dem Sattel)

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...ein Voigtländer, Skopar 6,5x mit ca. 30mm Objektiv zählt auch dazu?
 

M29

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Mich irritiert, daß eindeutig jagdliche Zielfernrohre trotzdem ständig als Scharfschützen-ZF angeboten werden und wohl auch von der entsprechenden Klientel sehr hochpreisig gekauft werden.
Was ist die Ursache dafür?

ganz einfach da keiner sagen / behaupten kann das dies oder jenes Glas nicht doch auf einen K98 montiert war.
Gerade ab Anfang 44 wurde noch einmal alles ins Feld geworfen was ging.

Bei anderen Armeen war es nicht anders. Ob bei den Amis, Briten Russen etc.Ich hatte mich auch einmal ausgiebig mit dem Scharfschützenwesen auseinander gesetzt.
Was und wie da alles montiert wurde war manchmal recht abenteuerlich.

Grüße
M29
 
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...zu den sammelwerten Gläsern, die ggf. auch zum Zwecke des militärischen Gebrauchs genutzt wurden?
Oder ist es es eher ein Glas, das kaum von Interesse für Sammler ist?


Das ist ja der Punkt- gegebenenfalls militärisch genutzt aber nicht für das einzelne Exponat nachweisbar.......
Sammelwert ist grundsätzlich alles.........
Sammler militärischer ZFs gibts viele- Sammler ziviler ZFs kenne ich nur 3.
 
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ganz einfach da keiner sagen / behaupten kann das dies oder jenes Glas nicht doch auf einen K98 montiert war.
Gerade ab Anfang 44 wurde noch einmal alles ins Feld geworfen was ging.

Grüße
M29

Behaupten kann man viel, ohne definitiven Nachweis muss eben ein starker Glauben vorhanden sein.
 
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Die Frage, warum historische Zielfernrohre gerne auch als "Scharfschützen-ZF" werden, hat auch eindeutig auch merkantile Gründe. Es hört sich einfach besser an, es weckt Interesse, es macht neugierig.

Ich erinnere mich an einen mir sehr gut bekannten Jäger, der vor 15 oder 20 Jahren bei einem Jagdausflug nach Mecklenburg-Vorpommern in einem Optikerladen zufällig ein Schild las: "Räumungsverkauf wegen Konkurs". Der gute Mann fand in dem Laden sechs Ferngläser von Carl Zeiss Jena. Er holte sich Geld von der Bank und kaufte die sechs Ferngläser. In den nächsten zwei Jahren versteigerte er sie bei Ebay USA unter dem Slogan "Same glasses were formally used by the Wehrmacht and the Nationale Volksarme (NVA)". Dazu war als Blickfang ein Bild von einem Grenzer oder von einem Ubootkommandanten beim Abglasen des Horizonts eingefügt. Fairerweise war das Herstellungsdatum der Zielfernrohre in der Anzeige eingefügt.

Die US-Boys boten wie die Blöden, die Stichwörter "Wehrmacht" oder "NVA" wirkten wie Magneten. Die Gläser fanden weit über dem üblichen Wert ihre Käufer.

Ich denke, dass das analog auch für die sogenannten "Scharfschützen-ZF" anwendbar ist.

Froderik
 

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