Hohe Hybridisierungsrate der Wildkatze in Baden-Württemberg

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Ich glaube, dass nahezu 100% der Freigängerkatzen, die in familiären Haushalten gehalten werden, kastriert sind. Unkastrierte weibliche Katzen bringen sonst zweimal jährlich Nachwuchs oder sind dauerrollig, was weder für die Katze, noch für den Besitzer spaßig ist. Unkastrierte Kater markieren die ganze Wohnung voll und sind häufig für Wochen auf Minnefahrt. Und auch sonst sind sie eher unleidig ihrem Menschen gegenüber.

Was anderes ist es mit den Bauernhofkatzen. Die leben ihr Leben und keinen kümmert es. Sie verbreiten Krankheiten, von denen sicher auch welche bei den Wildkatzen landen und die Bestände zusätzlich dezimieren. Zur Hybridisierung der Wildkatzenpopulation tragen wohl hauptsächlich die Hauskater bei, zumindest, wenn es an wilden Kudern mangelt. Umgekehrt mag es aber auch stattfinden, wenn der Kuder die Bauernhofkatze ranzt.
 
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Die Hauskatze als Familienmitglied steht dem Möchtegern-Naturschützer allerdings näher als die Wildkatze, daher wechselt man mal eben wieder zu seinen eigenen Interessen. In dem Fall ist die Natur egal, solange es einen selbst betrifft.
Die Hauskatze ist von mir aus Familienmitglied solange sie sich im Haus aufhält. Außerhalb ist sie wie z.B. in Polen als invasive Art einzustufen und zu behandeln.

Kein Tierhalter kann seine Tiere in völliger Freiheit auf Kosten anderer leben lassen. Das ist asozial. Wenn ich mir ein paar Tauben halte die dann beim Nachbarn auf dem Fensterbrett sitzen kommt das Ordnungamt. Da müssen einfach verkrustete Gewohnheiten mal aufgebrochen werden. Freigängerkatzen sollten einfach der Vergangenheit angehören. Es wäre damit viel für den Artenschutz erreicht, vor dessen Probleme man als Gutmensch allzuleicht die Augen verschließt.
Freigängerkatzen sind die Pest für Wild- und kleinere Haustiere. Ich könnte hier Seiten mit meinen Verlusten füllen. Das waren auch meine Haustiere. Warum haben sie keine Rechte?
 
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Im Heft 06/2022 der Zeitschrift JAGD in Baden-Württemberg erscheint ab Seite 6 ein Artikel zur Hybridisierung der Wildkatzenvorkommen in Baden-Württemberg, geschrieben von zwei Mitarbeiterinnen der FVA Forstliche Versuchsanstalt. Der Inhalt des Artikels ist auch hier zu finden: https://www.wildkatze-bw.de/aktuelles
Ich gebe den Inhalt verkürzt wieder:
Seit einigen Jahren (was nicht im Artikel steht: zeitlich ungefähr zusammenfallend mit Inkrafttreten des Jagd- und Wildtiermanagemengesetzes Baden-Württemberg im Jahr 2015) beobachtet man eine deutliche Zunahme der Hybridisierung der beiden Wildkatzen-Vorkommen Kaiserstuhl und Markgräflerland. Nicht einmal mehr 50% der Vorkommen sind noch genetisch reinrassige Wildkatzen, der Rest sind Kreuzungen/Bastarde mit Hauskatzen. Die Hybridisierungsrate liegt deutlich über dem Durchschnitt der übrigen Bundesrepublik Deutschland. Die Ursachen seien weitestgehend unklar, schreiben die beiden Autorinnen.

So weit der Artikel.

Dass die Hybridisierung gerade in Baden-Württemberg so hoch ist, hat mindestens zwei Ursachen: zum einen die hohe Besiedlungsdichte in Baden-Württemberg, 320 Einwohner/Quadratkilometer - und damit entsprechend viele freilaufende Hauskatzen. Und, und das dürfte m.M. nach ursächlich sein: das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz nahm den Jägern den Jagdschutzparagraphen, und damit die einzig wirksame Möglichkeit zur Begrenzung der Anzahl von Streuner- und Freilaufkatzen. Daß es nicht mal zehn Jahre dauert, bis die ersten Auswirkungen dieses Dilettanten-Gesetzes auf die Artenvielfalt erkennbar werden, überrascht selbst uns Jäger. Nun - geliefert wie bestellt, könnte man sagen.

Interessant aber die Schlußfolgerung dieses Artikels am Ende: da die Ursachen der Hybridisierung angeblich weitestgehend unklar seien, gebe es weiteren Forschungsbedarf. Klar doch, die beiden Autorinnen wollen auch morgen noch öffentliche Gelder für ihre Forschungsvorhaben generieren - eine andere Schlußfolgerung war nicht zu erwarten.
Mein Vorschlag hierzu: ergänzt das Jagd- und Wildtiermanagemengesetz um einen Jagdschutzparagraphen, der den Jägern erlaubt, die ausufernden Bestandszahlen an Streuner- und Freilaufkatzen wirksam zu reduzieren und damit einen wirksamen Beitrag zum Schutz einer bestandsbedrohten heimischen Wildtierart zu leisten. In zehn Jahren macht man dann ein erneutes Monitoring und prüft nach, ob diese Maßnahme wirksam war.
Wenn danach die Ursachen für die hohe Hybridisierungsrate immer noch weitestgehend unklar sein sollten, dann gebt der FVA halt noch ein bissl was von unseren Steuergeldern.
Am 2.8. 2022 wurde eine durch Verkehrsunfall getötete Katze hier im Stromberg aufgefunden und Untersucht.
Zitat: Genauer gesagt handelt es sich um eine Wildkatzenrückkreuzung. D.h. ein Elternteil war eine reine Wildkatze, der andere Elternteil ein Wildkatzenhybrid (Mischung aus Wildkatze und Hauskatze; Aussage zu den Anteilen kann nicht getroffen werden).
 
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erklär mal bitte diese These. :rolleyes:
Vielleicht jagt er nicht auf Raubwild und kommt so auf diese These. Wir steuern dieses Jahr auf eine Rekordraubwildstrecke zu. Auch wenn man sie nicht essen kann gibt es für mich wenige spannendere Jagden. Das Überlisten von Raubwild (ich meine hier nicht den "mitgenommenen" Fuchs beim Sau-/Rehwildansitz oder das Geheck ausschiessen) ist selbst mit Technik herausfordernd, der gezielte Ansitz auf adultes Raubwild inkl. Lockjagd zeigt einem öfters auf, dass die natürlichen Sinne und das Erlernte von Fuchs und co. mit unserer mittlerweile nutzbaren Technik mithalten kann, uns sogar überlegen ist. Verwilderte Hauskatzen reihen sich hier ganz oben ein, teils wirklich schwer zu kriegen.
Ich bin ganz bei Colchicus bzgl. der Freigänger, insbesondere auch aus Artenschutzgründen sollte der Freigang bei Wildkatzenvorkommen eingeschränkt werden und es muss endlich eine Kastrierungspflicht her und durchgesetzt werden. Verwilderte Nachkommen sind eine nur schwer zu erlegende Geissel.
 
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Vielleicht jagt er nicht auf Raubwild und kommt so auf diese These. Wir steuern dieses Jahr auf eine Rekordraubwildstrecke zu. Auch wenn man sie nicht essen kann gibt es für mich wenige spannendere Jagden. Das Überlisten von Raubwild (ich meine hier nicht den "mitgenommenen" Fuchs beim Sau-/Rehwildansitz oder das Geheck ausschiessen) ist selbst mit Technik herausfordernd, der gezielte Ansitz auf adultes Raubwild inkl. Lockjagd zeigt einem öfters auf, dass die natürlichen Sinne und das Erlernte von Fuchs und co. mit unserer mittlerweile nutzbaren Technik mithalten kann, uns sogar überlegen ist. Verwilderte Hauskatzen reihen sich hier ganz oben ein, teils wirklich schwer zu kriegen.
Ich bin ganz bei Colchicus bzgl. der Freigänger, insbesondere auch aus Artenschutzgründen sollte der Freigang bei Wildkatzenvorkommen eingeschränkt werden und es muss endlich eine Kastrierungspflicht her und durchgesetzt werden. Verwilderte Nachkommen sind eine nur schwer zu erlegende Geissel.
(y)
 
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erklär mal bitte diese These. :rolleyes:
Ich wollte damit darauf Hinweisen, dass auch die Jägerschaft durch die weit verbreitete vernachlässigung der Raubwildbejagung eine gewisse Inkonsequenz um Artenschutz vorzuwerfen ist. Wenn man die Glaubwürdigkeit des BUND ausschließlich an der Haltung zu Freigängerkatzen fest macht muss man auch vor der eigenen Haustüre kehren finde ich.
 
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Glaub mir, bei uns gibts keine Wildkatzen, aber ich habe der Hybridisierung, wenn mal eine auftauchen sollte kräftig vorgebeugt.
 
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Ich wollte damit darauf Hinweisen, dass auch die Jägerschaft durch die weit verbreitete vernachlässigung der Raubwildbejagung eine gewisse Inkonsequenz um Artenschutz vorzuwerfen ist. Wenn man die Glaubwürdigkeit des BUND ausschließlich an der Haltung zu Freigängerkatzen fest macht muss man auch vor der eigenen Haustüre kehren finde ich.
Ich lese hier ein deutliches ÖJV-Bashing zwischen den Zeilen :cool:

***duck-und-wech***
 
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Ich wollte damit darauf Hinweisen, dass auch die Jägerschaft durch die weit verbreitete vernachlässigung der Raubwildbejagung eine gewisse Inkonsequenz um Artenschutz vorzuwerfen ist. Wenn man die Glaubwürdigkeit des BUND ausschließlich an der Haltung zu Freigängerkatzen fest macht muss man auch vor der eigenen Haustüre kehren finde ich.
Da hast Du teilweise recht. Die meisten Jäger sehen sich als Schalenwildregulatoren. Aber im Niederwildrevier reicht das bei weitem nicht. Katzenabschuss wurde bei uns abgeschafft, auch mit tatkräftiger Unterstützung durch NANU und BÜND u.a. mit dem Argument der Kastrationsmethode, die aber nicht weiter umgesetzt wurde.
 
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Es ist schon bemerkenswert wie die Forums-Jägerschaft auf eine möglicherweise fehlerbehaftete Studie aus BaWü reagiert und alle anderen bundesweiten erzielten Ergebnisse außen vor lässt.
 
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"möglicherweise"

Daß bei uns in anderen Gebieten die Hybridisierung kaum eine Rolle spielt mag mit der Anzahl der Individuen zusammenhängen. Die Studien dazu sind 4 Jahre alt die jetzige neu.
Viele Wildkatzen, wenige Hauskatzen.
Aber erklär mal Schottland oder Frankreich.
 
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Ich wollte damit darauf Hinweisen, dass auch die Jägerschaft durch die weit verbreitete vernachlässigung der Raubwildbejagung eine gewisse Inkonsequenz um Artenschutz vorzuwerfen ist. Wenn man die Glaubwürdigkeit des BUND ausschließlich an der Haltung zu Freigängerkatzen fest macht muss man auch vor der eigenen Haustüre kehren finde ich.
Aha. Findest du, soso.
 

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