Da haben wir weitgehend die gleiche Meinung. Allerdings war der Drops nie ganz gelutscht. Falls die ASP kommt, wird man zudem schnell handeln müssen. Das SW wird nicht in wenigen Wochen wieder tagaktiv.
Schon mal gut, wenn wir weitgehend einer Meinung sind. Im Falle der ASP gelten andere Regeln, die uns weitgehend das Handeln aus der Hand nehmen. Hier sind die geplanten Maßnahmen kommuniziert und auch vorher abgesprochen worden.
Die Tagaktivität benötigt natürlich etwas Zeit, aber irgendwann muss man halt anfangen.
Du musst es dann machen, wenn das SW da ist. Das ist in der Regel nicht während der gesamten Anbauperiode. Beim Mais direkt nach der Aussaat, bei der Milchreife, bei vollausgebildeter Frucht, entsprechen beim Weizen. Die Bauern könnten auf Grannenweizen umstellen, der passt den Sauen in der Regel nicht; aber ich bin kein Landwirt und kann das nicht final beurteilen. Jedenfalls sollte NZT nur in den genannten Zeiten eingesetzt werden, dann aber konsequent. Wir sind Jäger und keine Kammerjäger, andererseits müssen die Kosten der Jagd im Rahmen bleiben.
Die "gefährlichen Zeiten" sind mir bekannt. Nach der Aussaat von Mais dauert es ja auch nur 1-2 Wochen bis die Gefahr vorbei ist. In der Milchreife und danach haben wir gute Erfahrungen mit Schneisen mitten im Mais gemacht. Die Sauen verlassen dann das Feld häufig nicht und sind dort auch tagsüber zu bekommen, da die Frischlinge nicht den ganzen Tag im Kessel liegen. Ggfs. eine kleine Suhle und einen Malbaum auf die Schneise und gut ist.
Grannenweizen funzt gut. Ein großer Landwirt sät den hier auf gefährdeten Schlägen und ist zufrieden. Etwas mehr Ausgaben für Saatgut bei gleichem Ertrag und dafür keinen Schaden.
Ob wir die ASP verhindern können? Nein, wenn sie da ist, ist sie da. Erst danach wird man richtig aktiv werden. Wahrscheinlich geht es dann um eine Unterbrechung der Infektionskette durch weite räumliche Trennung der Rotten. Dies erreicht man durch Ausdünnung. Eine infizierte Rotte ist nach wenigen Tagen tod, eventuell überleben wenige Exemplare. Ob sich Immunitäten ausbilden, kann ich nicht beurteilen. Wir können durch konsequente Reduktion die Auswirkung begrenzen und die Seuche eventuell wieder austrocknen. Falls wir das nicht schaffen und die Seuche in die Schweineställe der Viehbauern kommt, wird der volkswirtschaftliche Schaden immens. Zudem wäre es schofel gegenüber den Viehbauern.
Bei einem ASP Ausbruch wird die Region in unterschiedliche Bereiche unterteilt. Das Kerngebiet, bei uns sind 5 km um den bestätigten Fund geplant, wird abgeriegelt und dort ist erstmal Jagdruhe um eine Durchseuchung zu erreichen. Der erweiterte Kreis, so um die 10-15 km Umkreis wird man dann versuchen ebenfalls durch zum Teil fragliche jagdliche Eingriffe "trocken zu legen". Lediglich eine Ausdünnung wird wohl vermutlich nicht reichen, auch wenn eine komplett sauenfreie Zone wohl nicht zu erreichen ist. Wichtig ist schnelles und intensives handeln, dann kann man es in 2-3 Jahren schaffen. Ansonsten werden viele Jahre ins Land gehen. Das kann man an den Maßnahmen in Tschechien (schnell und sehr rigoros) und anderen Staaten (Polen, Belgien - langsam und nicht konsequent) sehr gut vergleichen.
Ich sehe in dem von Dir genannten Zeitraum folgende Probleme:
- Keiler sind ab Anfang November nicht mehr verwertbar
- (führende) Bachen können, zumindest bei der DJ, oft nicht sauber angesprochen werden, insbesondere wenn sie vorbeifliegen
- Frischlinge sind frühstens im Januar zu haben, über die Verwertung brauchen wir nicht zu reden.
Daher wird auch nur sehr verhalten auf DJ geschossen. Bezahlgäste beim Forst sind da allerdings "beherzter". Dafür sitzen die Treffer oft misserabel. Falls die ASP bekämpft werden muss, werden diese Argumente zurücktreten müssen. In normalen Zeiten sollte m.E. die DJ mal auf den Prüfstand.
Es sind nicht alle Keiler nicht verwertbar. Ich habe noch nie einen Keiler erlegt, der nicht verwertbar war, gibt es aber natürlich. Allerdings spielen die Keiler in der Populationsdynamik keine Rolle. Im Zeitraum Oktober bis Dezember sind führende Bachen möglich, aber eher unwahrscheinlich. Um eine Reduktion zu erreichen sollten insbesondere Frischlinge erlegt werden (unabhängig ihrer Verwertbarkeit). Obwohl man 10 kg Frischlinge kaum verkaufen kann, sind sie aber trotzdem im eigenen Haushalt durchaus zu verwerten.
"Vorbeifliegende Stücke" sollten eh nicht beschossen werden. Dies fördert Fehlabschüsse und vor allem schlechte Schüsse. Bei ausreichend großer Fläche werden diese Stücke aber mit Sicherheit beim nächsten oder übernächsten Schützen, evtl. im Nachbarrevier langsamer kommen.
Wer Reduktion ernst nimmt, schießt auch kleine Frischlinge. Was sollte man auch sonst an den Schadensflächen schießen? Die Entnahme eines Frischlings hilft beim Vergrämen mehr, als ein Überläufer, den man sich zurechtschauen muss.
Ich glaube nicht, dass DJ auf den Prüfstand müssen, allerdings sollte man vielerorts deren Planung und Durchführung mal hinterfragen. Hier gibt es zumindest in NRW professionelle Hilfe durch einen Berufsjäger bei Planung und Umsetzung. Man muss es halt wollen. Für den Erfolg einer Jagd spielen aber neben einer professionellen Planung ganz sicher auch die zur Verfügung stehenden Hunde und Schützen eine Rolle. Ob jemand erfolgreich und beherzt eingreift hängt z.T. auch von seinen Fähigkeiten ab. Diese kann man erwerben. Das bezieht sich auf das Schießen genauso wie auf schnelles sicheres Ansprechen.
Die Ansitzjagd ist m.E. die geeigneteste Jagdmethode. Ohne ASP und ohne Notwendigkeit Wildschäden abzuwehren sollte aber auch keine Nachtsichttechnik benutzt werden. Warum: wir dürfen die Technik nicht ohne Notwendigkeit bei der Jagd nutzen sonst schaffen wir die Jagd ab. Mal konsequent weitergedacht könnte man die Hochsitze mit etwas Elektronik aufrüsten, eine Drohne betreiben, die mittels IR-Bilderkennung Wild sauber ansprechen kann und auf Freigabe des Jägers den Abschuss tätigt. Technisch möglich ist das bereits heute. Ich hoffe, dass an dieser Stelle jeder schaudert.
Zusammen arbeiten ist immer besser als gegeneinander und ja, durch Zusammenarbeit könnte der Wildschaden verringert werden. Allerdings denke ich auch, dass der überlegte Einsatz der NZT bei ASP und Wildschaden sowie der konsequente Verzicht auf NZT bei der übrigen Jagd, den Jägern und der Gesellschaft helfen werden. Das Eine tun und das Andere nicht lassen.
Alleine durch Ansitzjagd können vielerorts die Bestände nicht (mehr) gesenkt werden. Sie kann/sollte nach meiner Überzeugung aber Teil des Konzeptes sein. Dazu gehört zudem zeitweise Jagdruhe im Wald und scharfe Bejagung im Feld, wo erlaubt von mir aus auch gerne mit Technik.
Ich bin mir darüber im Klaren, dass dafür in vielen Köpfen "dicke Bretter" gebohrt werden müssen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das größte Potenzial aber in der Jägerschaft liegt und nicht durch Technik oder anderen Forderungen zu ersetzen sein wird. Dort wo die ASP "aufschlägt" brauchen sich die Revierverantwortlich aber sicher für längere Zeit keine Gedanken mehr über Wildschaden oder Revierplanungen zu machen.
wipi