Was verstehst Du bitte unter „den unteren Ebenen“? Ich stehe als normales Mitglied in zwei Jägervereinen für die Basis und habe nicht den Eindruck - ich rede jetzt über den LJV Hessen - dass sich die Funktionäre sonderlich um Rückmeldungen scheren. Insbesondere Kritik ist unerwünscht. Vor einigen Jahren hat sich der LJV Hessen von seinem Pressesprecher (ein besonders wacher, kritischer Geist) „spontan“ getrennt und darüber weder im Vorfeld seine Mitglieder informiert noch im Nachhinein die wahren Gründe dafür offen gelegt. Im Gegenteil die Dialogfunktion auf der Website des LJV Hessen wurde damals einfach abgeschaltet, nach dem dort von einigen Mitgliedern aus der Basis unbequeme Fragen gestellt wurden. Das Thema Nachtsicht und Nachtjagd ist nicht erst heute vom Himmel geplummst sondern hat sich lange im voraus angekündigt, ebenso das Thema ASP und die damit verbunde öffentliche Erwartung an die Jägerschaft die Bejagung des Schwarzwildes zu intensivieren - und zwar eben auch nachts. Die Steigerung der Streckenzahlen beim Schwarzwild in Hessen belegen, dass auf Seiten der Jägerschaft der Wille dazu sehr wohl da ist (obwohl es immer schwieriger wird, besonders in der Drückjagdsaison, die gesteigerten Strecken an den Wildhandel vernünftig zu vermarkten). Ich besitze und nutze persönlich keine Nachtsichttechnik. Ich bin Waldjäger und muss das Schwarzwild nicht in der Nacht bejagen. Aber ich halte diese Technik für sehr sinnvoll und segensreich, da sie viel Leid und Unheil verhindert. Diese Technik ist die konsequente technische Weiterentwicklung von konventioneller Zieloptik. Ich kann mich noch an alte Jäger erinnern, die ein 56er Zielfernrohr oder ein Leuchtabsehen als unweidmännisch verpönt haben. Alles, was dem Jäger auf der Nachtjagd hilft, sein Ziel klar zu erfassen und korrekt anzusprechen sowie die Hinterlandgefährdung sicher einzuschätzen, ist unbedingt zu begrüssen und nicht zu verteufeln. So gesehen, müsste man das maximal technisch Mögliche fordern: Nachtzieltechnik, also ein nachtsichttaugliches Zielfernrohr mit integriertem Absehen und entsprechender Zielaufhellung durch Infrarot. Diese Geräte sind jedoch definitiv derzeit in Deutschland (Österreich ist da klüger) verboten. Wir dürfen derzeit nur die mit Nachteilen für das Wild verbundene Kompromisslösung eines Nachtsichtgerätes in Kombination mit dem konventionellen Zielfernrohr nutzen. Jedem Jäger ist derzeit selber überlassen, ob er solche Technik nutzt und die nicht unerheblichen Kosten dafür aufbringen möchte. Ich mache das, wie gesagt, nicht. Mir springt aber die Hutschnur, wenn ich erfahren muss, dass das Thema Nachtsicht mit integriertem Infrarotstrahler zur ausreichenden Zielbeleuchtung ( nur das macht überhaupt Sinn) nicht am Gesetzgeber sondern an Bedenken der Spitzenvertreter unserer Verbände gescheitert sein soll. Der Gesetzgeber wollte diese Geräte angeblich bundesweit einheitlich inklusive Beleuchtung uneingeschränkt frei geben. In der Verhinderung dieser Freigaben durch unsere eigenen Leute sehe ich eine unerträgliche Beschränkung und Gängelung eines jeden Jägers in der Wahl seiner Mittel - und zwar aus den eigenen Reihen! Unsere gut bezahlten Interessenvertreter verhindern nicht nur nicht solche Auflagen und Einschränkungen sondern sind dafür teilweise selber ursächlich verantwortlich. Das Thema Nachtsicht ist nur ein Beispiel für dieses kontraproduktive, von der Basis entkoppelte Verhalten, das der Jagd insgesamt schadet. Ein weiteres Beispiel ist das Thema bleifreie narten und Munition und die sich im Entwurf des neuen Bundesjagdgesetz ankündigende hirnrissige Zertifizierung derselben. Auch das Thema jährlicher Schiessnachweis ohne praxisnahe Ausführungsregelung dazu, verdanken wir diesen Interessenvertretungen (in meiner Region werden derzeit immer mehr Schiessstände wegen der Auflagen geschlossen!). Meine Versuche über meine Jagdvereine oder auch im direkten Gespräch auf Jagdmessen mit diesen fehlgeleiteten Funktionären in einen Dialog zu kommen sind jedesmal kläglich gescheitert. Die wollen das nicht hören! Was bleibt dann als Konsequenz? Austreten aus sämtlichen Jagdvereinen, da ich über die Zwangsabgabe meines Mitgliedsbeitrages an die LJV diese Organisationen und Strukturen stärke? Dann würde mein Austritt auch die Freunde und Kameraden treffen, die sich hier vor Ort in der Ausbildung und in der Öffentlichkeitsarbeit für die Jagd wertvoll einbringen. Diese Strukturen möchte ich aber nicht mit meinem Boykott treffen sondern eher fördern. Es sollte eigentlich jeder Jägervereinigung frei gestellt werden, ob sie sich einem Landesjagdverband unterstellt.