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- 16 Jan 2003
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Im allerletzten Büchsenlicht
Mitte Dezember holt mich ein Jagdfreund ab, um ihm beim Rehabschuss (fürchterliches Wort) zu helfen. In diesem Jahr schon etwas Hilfe geleistet, fragte ich bei der Fahrt zum Ansitz, was ich frei hätte, worauf er mir beschied, "alles was die Jagdkarte hergibt". Mit dieser Order bezog ich meinen Ansitz, eine kleine Kanzel, von der ich am hellen Tag im September einen Überläufer erlegen konnte.
Meine Siebensachen fertig gemacht und auf der Sitzbank platziert, bemerkte ich, dass mir ein scharfer Südwest den Abendansitz recht ungemütlich machen würde. Mein Freund hatte mich früher als sonst abgesetzt, weil bei seinen Jagdgenossen die obligatorischen Weihnachtsgeschenke abzuliefern hatte. Um mir die reichliche Zeit, bei der mit nichts zu rechnen war, halbwegs erträglich zu machen, baute ich mit S-Haken, meinen Rucksack und dem Gewehrfutteral einen Windschutz, um halbwegs im Windschatten zu sitzen.
Vor mir entlang des Waldes war der wenige Schnee weggetaut, aber weiter draußen im Feld war bis zum Horizont alles weiß und kahl. Nachdem die Hoffnung zuletzt stirbt, blieb ich bis zum Ende guter Dinge, um dann, zwar durchgefroren, aber doch guter Dinge um 17 Uhr meine "Zwetschgen" zusammenzupacken. Die drei Patronen aus dem Magazin steckte ich ins Etui und dieses in Rücksack, die vierte Patrone aus dem Verschluss in die Jackentasche.
Vor dem Kanzelchen lagen zwei Baumstämme, auf die ich Rucksack und Futteral abgelegt hatte, um meinen Freund mit dem Handy anzurufen, dass er mich abholen solle, weil es mich fror wie einen Wippet. Mit dem Telefon am Kopf meinen Notruf absetzend, sah ich über das Schneefeld zwei Rehe in meine Richtung laufen, die mich offensichtlich nicht bemerkt hatten.
Im Dunkel des Waldrandes stehend schien mir der Gedanke, das ausnützen zu können, nicht zu verwegen, also galt es die Probe zu machen. In kontrollierter Hektik packte ich das Gewehr aus, legte die letzte Patrone in den offenen Verschluss, schob die Kammer zu und sah gerade noch wie die Geiß im Wald verschwand. Bis ich mit schussfertigem Gewehr an der Kanzelecke angestrichen hatte, war das Kitz bis auf gute 80 Schritte herangezogen und verhoffte auf mein schon recht deutliches Geräusch. Als das Absehen klar im Wildkörper stand, ruckte das Kitz im Schuss zusammen um still im Schnee zu liegen.
Bis der Freund kam um mich abzuholen, war ich mit der Roten Arbeit fertig und empfand dabei die noch lebensfrische Wärme des Wildkörpers eher als Geschenk der Natur, ohne das Stück danach mit letztem Bissen, dankbarem Gedenken und einem Erinnerungsbild waidgerecht ehren zu können. Das nachzuholen versuche ich mit diesen Zeilen, die aufzeigen können, wie ein zunächst frostiger Abendansitz ein Jägerherz ganz ohne moderne Technik erwärmen kann.
Mitte Dezember holt mich ein Jagdfreund ab, um ihm beim Rehabschuss (fürchterliches Wort) zu helfen. In diesem Jahr schon etwas Hilfe geleistet, fragte ich bei der Fahrt zum Ansitz, was ich frei hätte, worauf er mir beschied, "alles was die Jagdkarte hergibt". Mit dieser Order bezog ich meinen Ansitz, eine kleine Kanzel, von der ich am hellen Tag im September einen Überläufer erlegen konnte.
Meine Siebensachen fertig gemacht und auf der Sitzbank platziert, bemerkte ich, dass mir ein scharfer Südwest den Abendansitz recht ungemütlich machen würde. Mein Freund hatte mich früher als sonst abgesetzt, weil bei seinen Jagdgenossen die obligatorischen Weihnachtsgeschenke abzuliefern hatte. Um mir die reichliche Zeit, bei der mit nichts zu rechnen war, halbwegs erträglich zu machen, baute ich mit S-Haken, meinen Rucksack und dem Gewehrfutteral einen Windschutz, um halbwegs im Windschatten zu sitzen.
Vor mir entlang des Waldes war der wenige Schnee weggetaut, aber weiter draußen im Feld war bis zum Horizont alles weiß und kahl. Nachdem die Hoffnung zuletzt stirbt, blieb ich bis zum Ende guter Dinge, um dann, zwar durchgefroren, aber doch guter Dinge um 17 Uhr meine "Zwetschgen" zusammenzupacken. Die drei Patronen aus dem Magazin steckte ich ins Etui und dieses in Rücksack, die vierte Patrone aus dem Verschluss in die Jackentasche.
Vor dem Kanzelchen lagen zwei Baumstämme, auf die ich Rucksack und Futteral abgelegt hatte, um meinen Freund mit dem Handy anzurufen, dass er mich abholen solle, weil es mich fror wie einen Wippet. Mit dem Telefon am Kopf meinen Notruf absetzend, sah ich über das Schneefeld zwei Rehe in meine Richtung laufen, die mich offensichtlich nicht bemerkt hatten.
Im Dunkel des Waldrandes stehend schien mir der Gedanke, das ausnützen zu können, nicht zu verwegen, also galt es die Probe zu machen. In kontrollierter Hektik packte ich das Gewehr aus, legte die letzte Patrone in den offenen Verschluss, schob die Kammer zu und sah gerade noch wie die Geiß im Wald verschwand. Bis ich mit schussfertigem Gewehr an der Kanzelecke angestrichen hatte, war das Kitz bis auf gute 80 Schritte herangezogen und verhoffte auf mein schon recht deutliches Geräusch. Als das Absehen klar im Wildkörper stand, ruckte das Kitz im Schuss zusammen um still im Schnee zu liegen.
Bis der Freund kam um mich abzuholen, war ich mit der Roten Arbeit fertig und empfand dabei die noch lebensfrische Wärme des Wildkörpers eher als Geschenk der Natur, ohne das Stück danach mit letztem Bissen, dankbarem Gedenken und einem Erinnerungsbild waidgerecht ehren zu können. Das nachzuholen versuche ich mit diesen Zeilen, die aufzeigen können, wie ein zunächst frostiger Abendansitz ein Jägerherz ganz ohne moderne Technik erwärmen kann.