Es wird mir wohl dauerhaft ein Rätsel bleiben, warum einige Durchgeher diese etwas alberne Art der Debatte führen und nicht anerkennen können/ wollen, das ein gut koordinierter, gemischter, Hundeeinsatz bei größeren/ großen Jagden häufig das Mittel der Wahl ist.
Ich denke, da ist sehr viel Unwissenheit im Spiel. Auf beiden Seiten. Wer sich ernsthaft und ehrlich mit der Arbeit seines Hundes auseinandersetzt, wird nicht umhin können, die inherenten Grenzen der jeweiligen Einsatzform zu erkennen.
Wenn ich durchgeh, brauch ich den Hund in Rufweite, damit er mir hilft, Flächenabdeckung sicherzustellen, sonst kann ich mir das schenken. Das bedeutet, daß der Hund sich erstens beim Suchen nicht zu weit von mir entfernen darf, und zweitens, daß er hochgemachtem Wild nicht zu lange nachgehen darf. Die Konsequenz daraus ist, daß das Wild sich wegdrücken bzw. wieder einschieben kann, und das ist der Moment, wo die Standschnaller zum Zug kommen. Sich wegdrückendes Wild anhand seines nun höheren Duftes orten oder die Verfolgung sich wieder einschiebenden Wildes übernehmen. Daneben suchen sie sich natürlich auch selbst Wild anhand kalter Fährten (Bracken) oder mit hoher Nase (DW).
Durchgeher sind also aus 2 Gründen wichtig: erstens um sicherzustellen, daß alle relevanten Einstände beunruhigt und abgesucht wurden, und zweitens um die Hunde beim Hochmachen von erfahrenem Schwarzwild und Rotwild zu unterstützen.
Standschnaller sind wichtig, um dafür zu sorgen, das sich hochgemachtes nicht wieder verkrümelt und um flächige Beunruhigung während der gesamten Jagddauer zu erhalten.
Bedeutet auch, daß die Gewichtung der jeweiligen Einsatzform sehr von Wildart und Lebensraum abhängt. Großflächige Dickungen sind mit Durchgehern nur mangelhaft zu bejagen, und für Rehwild allein braucht man sie eigentlich gar nicht. Bei wenigen dichten Verhauen mit Sauen auf kleinflächiger Jagd hingegen sind Standschnaller fehl am Platz. In allen Situationen dazwischen, und das wird die Regel sein, ergänzen sie sich vorteilhaft.
Dieses Konzept ist für jemanden, der von der klassischen Treibjagd (in einer Linie über's Feld und abgehakt) kommt, ungewohnt.
Und es erfordert gut ausgebildete, erfahrene Hunde, die ihre jeweilige Aufgabenstellung erfüllen. Ein Standschnaller muß weiträumig suchen, dabei optimalerweise den Jagdbogen erkennen, keine Bögen um sauenhaltige Dickungen machen, sondern Laut geben, fallweise auch mal beischlagen. Wissen, wo es sich lohnt, hartnäckig dran zu bleiben. Ein guter Orientierungssinn ist Bracken und DW angewölft, aber seine sinnvolle Anwendung muß gelernt werden.
Ein Durchgehhund sollte sich am Führer orientieren, aber durchaus selbständig Dornenverhaue annehmen und umdrehen, laut anjagen, zügig zurückkommen, ausdauernd Standlaut geben.
Der Hund muß in beiden Fällen positve Erfahrungen mit den Zielwildarten sammeln, das geht nicht auf dem Sofa. Grade in den ersten Lebensjahren heißt das, Einsatz, Einsatz, Einsatz. Da müssen Familie, andere Hobbies, sonstige Verpflichtungen auch mal zurückstehen. Gut werden die Hunde, die viel Erfahrung sammeln können. Stöbern lernt man nicht an der ausgestopften Ente.