Ich habe z.B. meine Böcke dieses Jahr ALLE im Winter auf den DJ geschossen, weil man im Sommer einfach nicht drankam ("grüne Hölle") und ich mit meiner Zeit was besseres anfangen kann als > 4 Ansitze / Reh drauf zu verschwenden.
Mein Herz hüpft vor Freude wenn ich lese, dass die kennzahlenorientierte Aktivitätensteuerung bei den performanceorientierten Effizienzjägern auch zunehmend Einzug hält.
Die Kennzahl "
Anzahl Ansitze pro totem Tier" ist dabei natürlich eine "Anfängermessgröße". Sie lässt viel zu viele wichtige Erfolgsparameter außer acht - unter anderem ganz klar natürlich die Länge des Ansitzes.
Fortgeschrittene verwenden deshalb lieber die Kennzahl "
Anzahl Jagdstunden pro totem Tier". Diese berücksichtigt unterschiedliche Ansitzdauern und ist auch auf Drückjagden etc. anwendbar.
Um nun betriebswirtschaftliche Ziele noch besser einzubeziehen, wird diese Kennzahl idealerweise verfeinert in "
Anzahl Jagdstunden pro totem Stück Schadwild". Schadwild ist dabei klar definiert als Reh- und Rotwild (nur in absoluten Ausnahmefällen auch Schwarzwild) - gezählt wird aber natürlich auch die Anzahl der Jagdstunden auf andere Tiere. Dies führt zu einer sehr effektiven Lenkung des Schadwildmanagers hin auf seine eigentliche Zielwildarten, da z.B. jeder Fuchsansitz oder auch Sauansitze im Wald die Kennzahl negativ beeinflussen.
Auf professionellem Level findet man eine noch weiter optimierte Kennzahl: "
Anzahl Jagdstunden pro KG totem Schadwild." Zur Definition von Schadwild siehe oben. Diese Kennzahl forciert nun nicht nur die Dezimierung des Schadwildes an sich, sondern hat auch ganz jagdpraktische Auswirkungen: erfolgreich im Sinne der Kennzahl ist der Schadwildmanager, der zuerst immer die "dicksten" Tiere final managed und totschießt. Die Kennzahl fördert also die gewünschte Tötungsreihenfolge "Ricke vor Kitz" und "Alttier vor Kalb". So wird zum einen der größere Schädling zuerst terminiert und zum anderen besteht eine nicht unerhebliche Chance, dass das verbleibende Kitz oder Kalb von alleine eingeht und man so zwei Fliegen mit einer Klappen schlagen kann. Das ist dann die wirklich hohe Schule performanceorientierter Effizienzjagd auf Schadwild.
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Nun noch einen Moment ernst: Förster und Berufsjäger werden unter anderem für ihre Abschußvorgaben bezahlt, "Hobby- und Freizeitjäger" zahlen im Normalfall für ihre Abschußvorgaben. Diesen entscheidenden Unterschied darf man nie vergessen; passiert aber leider oft, wenn hier im Forum und auch anderswo über Jagdpraxis, jagdliche Ethik und Moral und auch Traditionen diskutiert wird.
Ich verstehe jeden beruflich Jagenden, der bei x-hundert Stücken Schalenwild im Jahr nicht die / alle Regeln der Traditionen und des Brauchtums einhält, sondern eben professionell seine Arbeit macht. Würde ich wahrscheinlich ganz genauso machen.
Ich habe aber kein Verständnis, wenn diese beruflich Jagenden auf "Freizeit-, Hobbyjäger und Lodenjockel" wie z.B. mich herabsehen, gerade WEIL ich Traditionen und Brauchtum wertschätze und ich deshalb für diese Leute ein ineffektiver, ineffizienter, ökologisch fragwürdiger und insgesamt eigentlich abzuschaffender Vertreter bin. Denn dabei übersehen sie genau das: ich bezahle aus meiner privaten Kasse dafür, jagen zu dürfen. Diese Herrschaften werden
u.a. auch aus meiner Kasse bezahlt, um jagen zu müssen!
Wenn ich als "Freizeit und Hobbyjäger sowie Lodenjockel" mich jemals dabei erwische, dass ich irgendwelche Berechnungen anstelle über "Anzahl Ansitze pro totem Tier" und in diesem gedanklichen Zusammenhang dann noch "Zeitverschwendung" vorkommt, dann gebe ich sofort und ohne zu zögern meinen Jagdschein ab.