Wer Leute wie Rehschreck verstehen will, der schlage mal Begriffe wie „kognitive Dissonanz“ und „Rationalisierungen“ nach.
Man muss sich das doch nur mal vorstellen: andere berichten von vielfältigsten jagdlichen Erlebnissen, von abwechslungsreicher Jagd, von Freude über eine besondere Erlegung, über eine besondere Trophäe, von teilweise spirituellen Wirkungen jagdlichen Erlebens, von Einssein mit Natur und sich selbst.
Und man selbst hockt jahrelang tagein tagaus im Busch, um unterschiedslos das nächste Reh, dass irgendwo den Äser raussteckt, so effektiv wie möglich totzuschiessen. Auf die Dauer gesehen - was ist das für ein trostloses Tun.
Und jetzt kommen wir zu kognitiven Dissonanzen und Rationalisierungen: die Trostlosigkeit des eigenes Tuns wird dabei durchaus empfunden, und um sie auszuhalten sucht man dann Erklärungen, warum man das trotzdem weiterhin tut. Das kann dann ökologische oder waldbauliche Notwendigkeit sein oder sowas wie „der Bastbock schmeckt auch“. Wenn man keine solche rationalen Erklärungen für das eigene Tun hätte, müsste man ja möglicherweise das eigene Tun in Frage stellen.
Im Grunde ist das eine bedauerliche Situation. Viel bedauerlicher wäre es aber, wenn ihm tatsächlich die Trostlosigkeit des eigenen Tuns nicht bewusst wäre, weil er gar nicht weiß, was er alles verpasst und möglicherweise auch nie erleben wird. Das erspart ihm zwar die kognitIven Dissonanzen, aber eben auch den ungeheuren Reichtum, den Jagd geben kann.
In beiden Fällen allerdings gilt: es ist eher ein bedauernswertes Schicksal. Ihm entgeht so viel, er verpasst so viel. Er wird so vieles nie erleben... Es sei denn, er ist menschlich wirklich das A........ch, als dass er sich hier darstellt - dann hätte er exakt dieses Schicksal natürlich verdient.