Jagd braucht Traditionsbewusstsein

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Ich will @ ratzeputz in einem Punkt Recht geben: die jagdliche Vielfältigkeit, die er beschreibt und die dem ausschließlichen Rehjäger und Gelegenheitssau/-fuchsmitnehmer entgeht, kann aus Jagdfreudegesichtspunkten ein Verlust sein. Diese Argumentation führt aber in den Bereich der Freizeit - kaum jemand wird dafür bezahlen mögen, dass der Angestellte sein jagdliche Lebensgefühl sublimiert.
Die beruflich jagenden machen dies, um damit ein Ziel zu erreichen. Im Wald geht es um Verbiss, Schäle, Entmischung. Und unter dem Forstpersonal gibt es die in Göttingen so geheißenen „Dackelförster“, die bereits im ersten Semester nur Jagd im Kopf haben und einen Beruf suchen, der es ermöglicht, diese Leidenschaft auszuüben. Das sind rd. 10% eines Jahrganges und nicht alle kommen durch das Studium, in den Forstverwaltungen ist das ein kleiner Teil. Für die meisten paaren sich Freude und Pflicht, ein kleinerer Teil sieht es nur als Pflicht und löst mit Eintriit in den Ruhestand keinen Jagdschein mehr. Für die gepriesene Vielfältigkeit der Jagd bräuchte es auch eine landschaftliche Vielfältigkeit. Im Wald wird es vielfältiger, dieser Prozess dauert nun schon gut 40 Jahre, in der Landwirtschaft wird es dagegen immer eintöniger. Feldhasen leben hier nur noch im Wald. Zaghafte Veränderungen gibt es, ob sie ausreichen, muss man abwarten.
 
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Das kann stimmen. Ich nehme jedoch an, dass es viel einfacher ist. Der unendliche Drang nach Anerkennung und Zuneigung ist ja offensichtlich. Er wird durch einen Zufall in ein sozial und ethisch verlottertes jagdliches Umfeld gekommen sein, wo er für seine Strecke gelobt wird - egal wie die aussieht. Und das entspricht wohl seinem bescheidenen Gemüt.
Ich kenne auch jemanden persönlich, der genau so wie unser Pilot unterwegs ist. Bei dem liegt es an mangelnder Qualifikation. Der wird niemals ansprechen können - kann er einfach nicht. Also ist er jetzt begeistert von einer Jagdgelegenheit, wo das auch niemand kann, Pächter inklusive. Und deshalb wird da einfach geballert und sich dafür auf die Schultern geklopft. Und das gefällt ihm natürlich, es nimmt die Lasten von seinen Schultern. Er muss dort nichts können, wird für nichts und garnichts kritisiert. Problem gelöst!
Und genau so wie der Typ ist meiner Ansicht nach der Erschrecker! Wäre er frühzeitig in ein funktionierendes Umfeld geraten, wäre er vielleicht sogar Jäger geworden. :poop:
In einem Punkt muss ich dir ja Recht geben: in diesem "sozial und ethisch verlotterten jagdlichen Umfeld" bin ich schon ziemlich lange. Eigentlich schon seit ich als Kind zum ersten mal mit der Jagd in Berührung gekommen bin. Aber nein, ich jage nicht zwecks Anerkennung oder ähnlichem, sondern weil diejenigen, von denen ich gelernt habe mir alles, was sie mir beigebracht haben logisch und nachvollziehbar erklärt haben und das ist etwas, was bis jetzt niemand, der hier so leidenschaftlich über Förster, Ökojäger und "Culler" schimpft jemals hinbekommen hat. Mir werden nur Stammtischparolen entgegengebracht, die jeder mit etwas gesundem Menschenverstand, Erfahrung und/oder 3-minütiger Googlerecherche widerlegen kann. Dagegen wird jede logische Argumentation als "Ökogefasel" vom Tisch gewischt. Niemand hier gibt mir einen vernünftigen Grund, von meiner Position abzuweichen, weil alles nur Totschlagargumente sind, denen man nichts entgegenbringen kann, weil sie jeder Logik entbehren und nur von haltlosen Überzeugungen gestützt werden.
Beispiel: in einem anderen Thread hat jemand (ich glaube sogar @bockgeschossen) versucht zu erklären, wie man Rehwild bejagt, so dass ein angemessenes Geschlechterverhältnis und eine vernünfige Altersstruktur zustande kommen. Dieses Ganze Konstrukt beruht nur auf Annahmen, die teilweise aus der Luft gegriffen und teilweise einfach falsch sind. Dem habe ich eine andere Strategie entgegengesetzt, die vollkommen logisch nachvollziehbar ist. Darauf die Antwort: "Du hast das alles ja wirklich nicht verstanden! Und du hast ja wirklich überhaupt keine Ahnung!". Wenn man selbst so viel Ahnung hat, könnte man ja meine Logik widerlegen... aber irgendwie passiert das nie.
Also, warum sollte ich meine Meinung ändern, wenn mir nichts entgegengebracht wird als solche Vorwürfe, ich hätte keine Ahnung, könnte nicht Ansprechen, ...
Ich bin gerne bereit, meine Einstellungen zu überdenken... aber je länger ich hier lese und diskutiere, desto mehr bin ich der Meinung, dass die Jägerschaft offensichtlich ein sehr großes Problem hat-und das nicht nur mit fehlendem Traditionsbewusstsein.
 
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In einem Punkt muss ich dir ja Recht geben: in diesem "sozial und ethisch verlotterten jagdlichen Umfeld" bin ich schon ziemlich lange. Eigentlich schon seit ich als Kind zum ersten mal mit der Jagd in Berührung gekommen bin.
Sag ich ja. Bestrahlung über Jahre hinterlässt Spuren.

Aber nein, ich jage nicht zwecks Anerkennung oder ähnlichem, sondern weil diejenigen, von denen ich gelernt habe mir alles, was sie mir beigebracht haben logisch und nachvollziehbar erklärt haben und das ist etwas, was bis jetzt niemand, der hier so leidenschaftlich über Förster, Ökojäger und "Culler" schimpft jemals hinbekommen hat. Mir werden nur Stammtischparolen entgegengebracht, die jeder mit etwas gesundem Menschenverstand, Erfahrung und/oder 3-minütiger Googlerecherche widerlegen kann.
Das einzige logische was du verstanden hast, ist das Vorhaltemaß beim Bewegungsschuss.

Beispiel: in einem anderen Thread hat jemand (ich glaube sogar @bockgeschossen) versucht zu erklären, wie man Rehwild bejagt, so dass ein angemessenes Geschlechterverhältnis und eine vernünfige Altersstruktur zustande kommen. Dieses Ganze Konstrukt beruht nur auf Annahmen, die teilweise aus der Luft gegriffen und teilweise einfach falsch sind.
Ein angemessenes Geschlechterverhältnis erreicht man, wenn man beide Geschlechter 1:1 bejagt. Egal von welcher Ausgangssituation man beginnt, nach 8 Jahren stimmt es.
Hast du nicht verstanden, wundert mich nicht mehr.

Eine natürliche Alterstruktur im Bestand ergibt sich (vereinfacht gesagt) durch die Schonung der Mittelklasse. Jage Junge und Alte.
Hast du nicht verstanden, wundert mich nicht mehr.

Dies waren die Sachen, die ich dir beibringen wollte. Dein "absolut logischer" Gegenentwurf war, einfach alles umzuballern ohne sich Gedanken zu machen. Passt schon irgendwie.

Na? Na, merkst du es jetzt langsam? Nee, natürlich immer noch nicht. Ich entschuldige mich dafür, dass ich in dem von dir erwähnten Beitrag davon ausging, dass man mit dir ein Fachgespräch führen kann. Dies ist nicht der Fall. Wie ich dort ja schon schrieb - es tut mir leid.

Ich bin gerne bereit, meine Einstellungen zu überdenken...
Nein.
 
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Es ist eine Binse, dass überall solche und solche gibt. Ich kenne auch sehr fähige, freundliche, angenehme traditionelle Jäger. Dito Großprivate, die das ererbte oder gekaufte Vermögen erhalten und mehren, den Betrieb sachkundig und menschlich in Ordnung sind. So wie es eben auch Leute gibt, die an Schwarzwildfieber leiden oder den Tag mit diesem und jenem vertändeln, was deren Sache ist.


Wenn man dem Nachbar „sein“ herrenloses Wild so wegschießen kann, dass dieser den Jagdwert spürbar gemindert sieht, dann soll er eben selber mehr zur Jagd gehen.


Warum wiederholst Du, was ich schrieb? Den Inhalt eines wichtigen Satzes aber nicht. Nämlich, dass entscheidend ist, wie die Mehrheiten der jeweils genannten Gruppierungen "ticken". Und da bist Du eben bez. der generationenorientierten, konservativen, gebildeten, durchlauchten Großprivatwaldbesitzer auf dem Holzweg. Dass es links und rechts davon immer Ausnahmen gibt (auf die DU Dich argumentativ beziehst, habe ich nie bestritten und deshalb musst Du es nicht auch noch wiederholen. Diese Ausnahmen sind aber nicht relevant, weil Du den Ausnahmeförster, der mehr Anwalt des Wildes ist, wohl auch nicht als Regel sehen möchtest.

NEIN, nicht er muss mehr schießen, sondern er soll den depperten Nachbarn dazu bringen, dass er die Schweinereien unterlässt, egal mit welchen Mitteln.
 
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Großer Widerspruch! Gerade über die sollte man reden.
Den "Zaunkönigen" wurde schon viel zu viel Beachtung geschenkt. Denen, und deren (auch private) gut "untergebrachte" Nachkömmlinge könnte und sollte die Öffentlichkeit mit Konsequenzen ihr wirtschaftliches Handeln bewerten und in die Bücher schauen.


Da hast Du auch wieder nicht unrecht. Dabei darfst aber nicht vergessen, dass ein Anständiger unter mehrheitlichen Gratlern von der Saubande relativ schnell ausgegrenzt bzw. ideologisch auf Linie gebracht wird, wenn er bekennender Anständiger ist und dafür öffentliches Lob erhält. Zudem unterschätzt Du die Wirkung gruppendynamischer Disziplinierungsrpozesse in hierarchischen, zur Knechtschaft ausgerichteten Systemen bei im Übrigen mäßigen Entgelten.
Dort widerstehen im Speziellen nur ganz besonders renitente Zeitgenossen.
Wer aber genetisch in dieser Richtung eindeutig disponiert ist, wählt - entsprechend intellektueller und persönlicher Gaben vorausgesetzt - eine andere Spielwiese fürs Leben mit eindeutig höherer Ertragskomponente bei gleichzeitig signifikant mehr Freiheitsgraden, nicht jedoch den finsteren Wald und seine wildschreckenden Abgründe.
 
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Aha. Pauschalierungen helfen immer weiter. Wenigstens zur Bestätigung eigener Vorurteile.

Schwachsinn, was Du jetzt laberst. Genauso wie Du das auch nicht tust, wird wohl hier nienand namentlich Roß und Reiter nennen. Es sind eben KEINE Vorurteile und zwar gerade deshalb nicht, weil ich mein Wissen über die Dinge u. a. gerade deshalb mit den Jahren erlangte, weil ich gerade NICHT mit meiner Einstellung "hausieren" gehe. Ich habe es ja schon mal irgendwo geschrieben. Würdest Du mich persönlich kennen lernen, kämest Du niemals auch nur im Ansatz auf die Idee, dass ich ggf. Dein größter "Feind" bin, zumindest in der Öffentlichkeit oder vor Zeugen nicht.
In einem Forum ist das ganz anders. Da können Leute wie Du, Rehschreck & Co bzw. meine Wenigkeit aus tiefstem Herzen schreiben..... :love::cool:
 
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Ach Schilchersturm, „Feind“ ist ein großes Wort. Ich kenne niemand, den ich in diese Kategorie einsortieren würde. Und schon gar nicht wegen eines so unwichtigen Themenfeldes.
 
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Mensch, liebe Leute. Ich bin ja auch mal für den einen oder anderen Satz unter der Gürtellinie zu haben.... aber allmählich wird der Faden hier wirklich zu beleidigend und ohne weiteren Erkenntnisgewinn fortgeführt. Glaubt ihr nicht, dass wir besser virtuell ein Bier trinken und das Ding hier ruhen lassen sollten?

Schönen Sonntag
F.
 
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Interessanter und differenzierter Beitrag in der WuH. Die „Traditionalisten“ haben nun eine Grundlage, bei sich das Eine oder Andere zu hinterfragen.
Dennoch können sie hupen, Knochen aufhängen, Zweige in Mäuler schieben usw. Und einfach sagen „weil ich das so will“. Das reicht aus meiner Sicht völlig, wenn man etwas tun möchte, für das es keinen vernünftigen Grund gibt.
 
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Jeder muss für sich die richtige Portion Tradition finden. Ist ja nicht steif und vorgeschrieben.
Ich beschränke mich bei der Schußentfernung. Schau das ich sauber treff. Aber mit letzten Bissen hab ich es nicht. Brauch auch keinen Bruch am Hut.
Dafür achte ich eher auf Klamotten und Erscheinung.

Robert
 
G

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Interessanter und differenzierter Beitrag in der WuH. Die „Traditionalisten“ haben nun eine Grundlage, bei sich das Eine oder Andere zu hinterfragen.
Dennoch können sie hupen, Knochen aufhängen, Zweige in Mäuler schieben usw. Und einfach sagen „weil ich das so will“. Das reicht aus meiner Sicht völlig, wenn man etwas tun möchte, für das es keinen vernünftigen Grund gibt.

Ja sehr aufschlussreich der Artikel.
Interessant sind folgende Sätze zu den bis dahin gelebten Traditionen:

"Diese fachlichen und regionalen Unterschiede sind oder besser waren Kennzeichen einer hohen,lebendigen Jagdkultur .Doch das gefiel den Funktionären des Dritten Reiches nicht."

und weiter:

"Das NS-Regime bevorzugte in allen kulturellen Fragen,insbesondere der Jagdkultur, Einfalt vor Vielfalt, denn diese konnte von den unkultivierten Parteifunktionären leichter kontrolliert werden".

Besonders wenn man Frevert mal gelesen hat und in der Lage ist zu reflektieren merkt man dass das was heute viele als Tradition empfinden sehr zweifelhaften Ursprung ist.

Und an alle : nein das ist keine Nazikeule und auch kein Mainstream und auch Claudia Roth hat damit nichts zu tun.
 

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