Tradition ist eine Laterne,
der Dumme hält sich an ihr fest,
dem Klugen leuchtet sie den Weg.
George Bernhard Shaw
Ich selber gehöre auch zu der Letzte-Bissen-Fraktion, sehe in dem erlegten Stück, bei aller Freude über das gewonnene Wildbret und einen guten Schuß, vor allem auch die Kretaur, deren Leben ich soeben beendet habe.
Das ist ein Grund für mich, riskante Schüsse zu unterlassen, den Finger oft auch mal grade zu lassen und einfach zu beobachten und mich in Sachen Hege und Nachsuchenarbeit zu engagieren.
Subjektiv betrachtet, wird mein Leben dadurch bereichert und solches wird mir auch von meinem (jagdlichen) Umfeld reflektiert.
Ein rein materieller Bezug zur Jagd und dem Leben, wäre nicht meins. Im Gegenteil bemerke ich oft eine gewisse menschliche Armut bei jenen, die solche Dinge wie die Jagd, Tiere, Natur, Mitmenschen etc nicht auch emotional erfassen können.
Sicher kennen viele von Euch die alten Jagdlieder und singen sie, in Nicht-Corona-Jahren, im Herbst nach den Großen Jagden gemütlich um die Feuer versammelt gerne mit:
Ich schieß' den Hirsch im wilden Forst,
Im tiefen Wald das Reh,
Den Adler auf der Klippe Horst,
Die Ente auf dem See;
Kein Ort, der Schutz gewähren kann,
Wo meine Büchse zielt!
|: Und dennoch hab' ich harter Mann
Die Liebe auch gefühlt. :|
[...]
4. O Schäfer auf dem weichen Moos,
Der du mit Blumen spielst,
Wer weiß, ob du so heiß,
So groß wie ich die Liebe fühlst.
Allnächtlich über'm schwarzen Wald,
Vom Mondenschein umstrahlt,
|: Schwebt königshehr die Lichtgestalt,
Wie sie kein Meister malt. :|
5. Wenn sie dann auf mich niedersieht,
Wenn mich ihr Blick durchglüht,
Da weiß ich, wie dem Wild geschieht,
Das vor dem Rohre flieht.
Und doch! mit allem Glück vereint,
Das nur auf Erden ist,
|: Als wenn der allerbeste Freund
Mich in die Arme schließt:]
Ob unsere Altvorderen wirklich die Jagdtrationen brauchten, um ihr Gewissen zu beruhigen, bezweifle ich.
Wer sich je etwas mit Geschichte befasst hat, wird verstanden haben, dass man auch in alten Zeiten in zwischenmenschlichen Auseinandersetzung nirgendwo zimperlich gewesen ist.
Und auch die Einstellung gegenüber Tieren wird sicher nicht verzärtelt gewesen sein...
Und dennoch waren auch die "Alten" in der Lage, Gefühle und Verständnis für andere Lebewesen aufzubringen und so leuchten mir zumindest viele ihrer über Jahrhunderte wertgeschätzten und lebendig gehaltenen Traditionen auch in Zeiten von ASP, "Ökonomischem"Jagdverband und seiner Lobbyarbeit und anderen Verschlimmbesserungen in Form "moderner" Jagdgesetztgebung auch heute noch den Weg.