Langfristig ein interessanter Gedanke.
Zunächst einmal ist es aber so, dass die Einspeisevergütungen bei Neuanlagen auf 20Jahre garantiert wurden. Der große Boom war vor 8-9Jahren, es wird also nochmal knapp über zehn Jahre dauern bis diese auslaufen.
Die Vergütung für Biogas sinkt auch nicht erst jetzt sonder schon seit 8 Jahren kontinuierlich. Es ist schon seit ca. 3 Jahren so, dass sich "klassische" (maisbasierte) Neuanlagen kaum mehr rechnen. Der Neuanlagenmarkt in Deutschland ist praktisch bereits tot. Es werden lediglich noch bestehende Anlagen erweitert.
Höchstens reine Gülleanlagen mit kleinen Leistungen (75kW) kann man noch rentabel neu bauen, allerdings haben die Landwirte für die sowas in Frage kommt meist schon längst eine ausgewachsene Anlage.
Wer Biogas wollte, hat die vor Jahren gebaut, jetzt ist der Zug erstmal abgefahren. Das ist dann auch schon der wesentliche Effekt der jetzt niedrigeren Vergütung:
Es werden keine neuen mehr gebaut.
Die Sättigung ist aber sowieso bereits erreicht, daher macht das kaum mehr einen Unterschied.
Dazu ist es so, dass bereits bestehende Anlagen natürlich ganz andere Kalkulationen ansetzen können, da die Anlage bereits abbezahlt ist. Da geht es nur noch um die Rentabilität des weiteren Betriebs. Die Vergütung wird kaum so tief sinken, dass nichtmal mehr der Deckungsbeitrag für Maissilage erreicht wird. Daher glaube ich auch nach Auslaufen der garantierten Einspeisevergütung für die Bestands-Anlagen nicht daran, dass diese so plötzlich verschwinden wie sie gekommen sind.
Vor allem auch deshalb nicht, weil Biogas unter den erneuerbaren Energien neben Wasserkraft die einzige ist, die ohne großen Aufwand speicherbar ist und daher nach Bedarf geregelt werden kann. Diese Eigenschaft wird im Strommarkt langfristig immer (mehr) gefragt sein und wird bereits jetzt extra vergütet (Flexibilitäts-Bonus).
Ich glaube also nicht, dass wir wieder in die Zeiten vor den Biogasanlagen zurückfallen, nur weil die Einspeisevergütung sinkt.
Die Frage ist darüberhinaus natürlich insgesamt interessant wohin sich die Landwirtschaft entwickelt. Bspw. sollte ja auch der überbordende Fleischkonsum eingedämmt werden. Dafür wird bei weitem der größte Anteil der Agrar-Fläche verbraucht.
Nutzung der Agrarfläche in Deutschland (2016) ca. :
60% für Futtermitteln
22% für Nahrungsmittel
16% für Energiepflanzen
2% Brache/Stilllegung
Sollte der Fleischkonsum um gesunde 50% zurück gehen, würden also gleich 30% der Agrarfläche "frei" werden. Da wird's dann richtig interessant.
Wenn daraus Blühflächen und Brachen würden, dann ständen aus jagdlicher Sicht goldene Zeiten bevor.
Da glaube ich aber nicht daran.
Die Flächen werden anderweitig genutzt. Vermutlich weiterhin für Energiepflanzen: Raps für Biodiesel, Mais/Getreide für Biosprit/Ethanol, Miscanthus für Hackschnitzel etc. pp.
Wir können es uns aus energetischer Sicht fast nicht leisten die Flächen ungenutzt zu lassen und kleinparzelliger wird die Flur eh nicht wieder.
Ich mache mir da wenig Hoffnung und nehme es wie es ist.