Noch etwas schönes in schwieriger Zeit - über meinen "Ungarn" Hirsch habe ich an anderer Stelle in diesem Forum schon berichtet.
Er hängt, etwas eingeengt in meinem schon sehr vollen Jagd-Arbeitszimmer neben einem 240 Jahre alten Sekretät und einer ollen braunen Liege, auf der ich manchmal lese oder mir, mit einer oder mehreren "Hundewärmflaschen" zugedeckt, einen wochenendlichen Mittagsschlaf gönne.
Unter dem Hirsch (die trockenen Zerr-Eichen-Brüche sind noch die originalen) hängt eine originale Bleistift Zeichnung von Wilhelm Kuhnert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kuhnert
Ziemlich auf Liegesofa-Höhe, aber so kann ich mir das im Sitzen immer wieder gut ansehen.
Die dargestellte Suhlen-Szene erinnert mich an den ersten Abend der knapp einwöchigen Jagdzeit im südlichen Ungarn letztes Jahr.
Nach der leisen Pirsch über reinen Wirtschaftsweg, an einer Energieholz Plantage vorbei und auf einen öden und leicht moorigen Wald- und Wiesenbereich z. Wir baumen auf einer dort frei vor einem kleinen Erlenbruch stehenden Kanzel auf.
Um uns herum melden vereinzelt erste Hirsche - die Brunft hatte eben erst begonnen.
Plötzlich meldet direkt vor uns, im Erlenbruch, eine tiefe Stimme und ein wenig lassen Bewegungen kleinerer Bäume und Büsche erahnen, wo der inzwischen gut und regelmäßig direkt vor uns meldende Hirsch liegt.
Langsam dreht sich der Prischführer um und raunt uns ein "Suuhle" zu und ein "wir warten".
Erwartungsvoll verhören wir das nahe Geschehen und in Gedanken male ich mir schon einen gewaltigen, hochkapitalen Ungarn-Hirsch - weit jenseits meiner Preisklasse - aus, der in Bälde mit schwarz-gesuhlter Decke und breitem Schrank aus dem Bestand auf die angrenzende, nur spärlich bestockte Wiesen und Moorfläche tritt.
Nach einiger Zeit wird der Hirsch hoch und wir bekommen seine beeindruckende Rückenline in Anblick- ohne aber sein Haupt im Halbdunkel der dichten Vegetation ausmachen zu können.
Doch schlussendlich steht er frei - tritt majestetisch aus dem Bestand und zieht langsam über die Freifläche, immer wieder einen wilden Kampfruf ausstoßend.
Der Hirsch war stark und, für die Hirsche im südlichen Ungarn offensichtlich typisch, mit sicherlich über 280 kg mächtig im Wildbret. Aber er war mit seinem vielleicht sechsten oder siebten Kopf noch viel zu jung und so war ich, ganz auf den Anblick des beeindruckenden Schauspiels vor grandioser Kulisse reduziert, nur der still genießende Zuschauer dieses Spektakels.
Als ich dann einige Zeit später diese Zeichnung erwerben konnte, und sie mit einem antiken italienischen Rahmen dann in den Händen hielt, konnte es nur einen Platz in meinem Zimmer geben.
Die beiden Hirsche, der von mir später an anderer Stelle in dem einige tausend Ha großen Revier geschossene Hirsch vom 11. Kopf und dieser, von Kuhnert vielleicht in Erinnerung an eine ähnliche Situation handgezeichnete "Suhlenhirsch" auf Papier - gehörten irgendwie zusammen.
Und so hängen sie nun auch beieinander und erinnern mich immer wieder an diesen wunderschönen Abend....
PS: Ja, der blöde weiße Lichtschalter im Bild stört. Irgendwie muss ich den dort mal entfernen lassen.