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Tagespresse :
Radfahrer bemängelt fehlende Warnung - Kein Schild weist auf Jagd hin
Von Simon Bussieweke
Gütersloh/Wadersloh (gl). Dienstag zur Mittagszeit: Kai Uwe Sommer schaut nach draußen. Der Gütersloher sieht den Sonnenschein und entscheidet sich, seine Mittagspause für eine Spritztour mit dem Rennrad zu nutzen. Zwei Stunden später wird er ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage darauf, zwischen zwei Arztterminen, berichtet der 54-Jährige von seinem Erlebnis. Er habe sich am Dienstag mit seinem Rennrad in Richtung Wadersloh aufgemacht. Auf dem Bredenweg – „eine Landstraße, auf der kaum zwei Autos nebeneinander passen“, sagt Sommer – passierte er einen Waldrand. Zu diesem Zeitpunkt war er mit Tempo 27, 28 unterwegs, schätzt er. Dort habe er gehört, wie es im Gebüsch raschelt. Und dann sei alles ganz schnell gegangen: Ein Hund sei aus dem Dickicht und vor sein Rennrad gesprungen. Er habe das Tier erwischt, sei gestürzt. „Erst konnte ich überhaupt nichts mit der Situation anfangen. Als ich mich berappelt hatte, habe ich gesehen, dass es sich um drei Hunde handelt“, berichtet Kai Uwe Sommer. Zu diesem Zeitpunkt seien die Vierbeiner schon in ein anliegendes Feld gesaust. Der 54-Jährige stand auf, bemerkte, dass er Schmerzen in der rechten Seite hat. „Und dann habe ich gesehen, wie die Hunde, mittlerweile waren sie bestimmt 500 Meter entfernt, umdrehten und wieder auf mich zugeprescht kamen“, sagt Sommer. Für ihn hätten sich die Tiere allerdings überhaupt nicht interessiert, sondern seien schnurstracks zurück in den Wald geprescht. Er habe dann selbst im Waldstück nachgeschaut, berichtet der Rennradfahrer. Er habe wissen wollen, wem die Hunde gehören. „Und dann wurde ich von links angeschrien. Dort saß ein Jäger mit seiner Waffe und sagte, ich solle aus der Schussbahn gehen“, erzählt Sommer. Der Waidmann gehöre zu einer Jagdgesellschaft, schrieb einen Tag später die Kreispolizei Warendorf in einer Mitteilung. Dieser Jagdgesellschaft gehöre auch der Hundeführer an, der für die drei Vierbeiner verantwortlich sei. „An der Straße gab es kein Warnschild, keine Absperrung, nichts, was darauf hinweist, dass Jäger unterwegs sind“, versichert Kai Uwe Sommer. Er habe dann die Polizei eingeschaltet. Zwischenzeitlich seien mehrere Jäger zum Unfallort gekommen. Einerseits hätten sie ihr Bedauern über den Unfall ausgedrückt. Aber andererseits hätten sie den Zusammenprall mit einem Wildunfall verglichen. „Im Prinzip wurde mir mitgeteilt, dass es mein persönliches Pech sei, dass ich gestürzt bin“, sagt der 54-Jährige. Eine Ansicht, die die mittlerweile eingetroffene Polizistin nicht geteilt habe. Das gängige Verfahren bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden sei eine Verkehrsunfallanzeige, hieß es auf Nachfrage bei der Leitstelle der Kreispolizei Warendorf. Im Nachgang werde die Schuldfrage ermittelt – etwa, ob eine fahrlässige Körperverletzung vorliege oder die Aufsichtspflicht über die Tiere nicht eingehalten worden sei. Am Ende entscheide die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt werde.
„Eine kleine Gefahr gibt es immer“
Gütersloh/Wadersloh (sib). Vom Unfall habe er einen Kapselriss am Finger davongetragen, berichtet Kai Uwe Sommer. Auch sein rechter Arm sei verletzt worden, er trage aktuell eine Gipsschiene. Auch sein Zweirad habe Schäden davongetragen. „Das ist schon ärgerlich. Ich kann jetzt erst einmal kein Rennrad mehr fahren und auch nicht arbeiten“, sagt der 54-Jährige. Damit, dass er von seinem Erlebnis erzähle, wolle er nicht die Jäger kritisieren. Es sei ja nicht deren Absicht gewesen, dass die Hunde vor sein Rad liefen. Er habe sich nicht mit ihnen gestritten und habe auch wahrgenommen, dass ihnen der Vorfall leidtue. Vielmehr will er, dass die Strecke für Verkehrsteilnehmer sicherer ist und wünscht sich eine entsprechende Kennzeichnung, wenn gejagt wird. „Wenn mir ein Hund vors Motorrad läuft, ist das ja noch gefährlicher als beim Rennrad“, sagt er. Und wie ist die Rechtslage? Dazu äußert sich Martin Sievers, Geschäftsführer der Kreisjägerschaft Warendorf: „Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, an der Straße auf eine Jagd in angrenzenden Gebieten hinzuweisen.“ Vielmehr stünden die dreieckigen Schilder, die auf Jagden hinwiesen, auf rechtlich wackeligen Füßen. „Jäger können ja nicht einfach so ein Schild aufstellen. Das muss mit der Straßenverkehrsbehörde abgesprochen sein“, erklärt Sievers. Grundsätzlich sei es allerdings üblich, bei einer Treibjagd immer von einer Straße weg- und nicht darauf zuzutreiben. Was in der konkreten Situation geschehen sei, könne er nicht beurteilen. „Aber es gibt Situationen, in denen Jäger ihre Hunde kurzzeitig kaum unter Kontrolle haben können. Eine kleine Gefahr geht damit leider immer einher“, erläutert Sievers. Die Jagdgesellschaft wollte sich zur Anfrage dieser Zeitung nicht äußern.
Radfahrer bemängelt fehlende Warnung - Kein Schild weist auf Jagd hin
Von Simon Bussieweke
Gütersloh/Wadersloh (gl). Dienstag zur Mittagszeit: Kai Uwe Sommer schaut nach draußen. Der Gütersloher sieht den Sonnenschein und entscheidet sich, seine Mittagspause für eine Spritztour mit dem Rennrad zu nutzen. Zwei Stunden später wird er ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage darauf, zwischen zwei Arztterminen, berichtet der 54-Jährige von seinem Erlebnis. Er habe sich am Dienstag mit seinem Rennrad in Richtung Wadersloh aufgemacht. Auf dem Bredenweg – „eine Landstraße, auf der kaum zwei Autos nebeneinander passen“, sagt Sommer – passierte er einen Waldrand. Zu diesem Zeitpunkt war er mit Tempo 27, 28 unterwegs, schätzt er. Dort habe er gehört, wie es im Gebüsch raschelt. Und dann sei alles ganz schnell gegangen: Ein Hund sei aus dem Dickicht und vor sein Rennrad gesprungen. Er habe das Tier erwischt, sei gestürzt. „Erst konnte ich überhaupt nichts mit der Situation anfangen. Als ich mich berappelt hatte, habe ich gesehen, dass es sich um drei Hunde handelt“, berichtet Kai Uwe Sommer. Zu diesem Zeitpunkt seien die Vierbeiner schon in ein anliegendes Feld gesaust. Der 54-Jährige stand auf, bemerkte, dass er Schmerzen in der rechten Seite hat. „Und dann habe ich gesehen, wie die Hunde, mittlerweile waren sie bestimmt 500 Meter entfernt, umdrehten und wieder auf mich zugeprescht kamen“, sagt Sommer. Für ihn hätten sich die Tiere allerdings überhaupt nicht interessiert, sondern seien schnurstracks zurück in den Wald geprescht. Er habe dann selbst im Waldstück nachgeschaut, berichtet der Rennradfahrer. Er habe wissen wollen, wem die Hunde gehören. „Und dann wurde ich von links angeschrien. Dort saß ein Jäger mit seiner Waffe und sagte, ich solle aus der Schussbahn gehen“, erzählt Sommer. Der Waidmann gehöre zu einer Jagdgesellschaft, schrieb einen Tag später die Kreispolizei Warendorf in einer Mitteilung. Dieser Jagdgesellschaft gehöre auch der Hundeführer an, der für die drei Vierbeiner verantwortlich sei. „An der Straße gab es kein Warnschild, keine Absperrung, nichts, was darauf hinweist, dass Jäger unterwegs sind“, versichert Kai Uwe Sommer. Er habe dann die Polizei eingeschaltet. Zwischenzeitlich seien mehrere Jäger zum Unfallort gekommen. Einerseits hätten sie ihr Bedauern über den Unfall ausgedrückt. Aber andererseits hätten sie den Zusammenprall mit einem Wildunfall verglichen. „Im Prinzip wurde mir mitgeteilt, dass es mein persönliches Pech sei, dass ich gestürzt bin“, sagt der 54-Jährige. Eine Ansicht, die die mittlerweile eingetroffene Polizistin nicht geteilt habe. Das gängige Verfahren bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden sei eine Verkehrsunfallanzeige, hieß es auf Nachfrage bei der Leitstelle der Kreispolizei Warendorf. Im Nachgang werde die Schuldfrage ermittelt – etwa, ob eine fahrlässige Körperverletzung vorliege oder die Aufsichtspflicht über die Tiere nicht eingehalten worden sei. Am Ende entscheide die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt werde.
„Eine kleine Gefahr gibt es immer“
Gütersloh/Wadersloh (sib). Vom Unfall habe er einen Kapselriss am Finger davongetragen, berichtet Kai Uwe Sommer. Auch sein rechter Arm sei verletzt worden, er trage aktuell eine Gipsschiene. Auch sein Zweirad habe Schäden davongetragen. „Das ist schon ärgerlich. Ich kann jetzt erst einmal kein Rennrad mehr fahren und auch nicht arbeiten“, sagt der 54-Jährige. Damit, dass er von seinem Erlebnis erzähle, wolle er nicht die Jäger kritisieren. Es sei ja nicht deren Absicht gewesen, dass die Hunde vor sein Rad liefen. Er habe sich nicht mit ihnen gestritten und habe auch wahrgenommen, dass ihnen der Vorfall leidtue. Vielmehr will er, dass die Strecke für Verkehrsteilnehmer sicherer ist und wünscht sich eine entsprechende Kennzeichnung, wenn gejagt wird. „Wenn mir ein Hund vors Motorrad läuft, ist das ja noch gefährlicher als beim Rennrad“, sagt er. Und wie ist die Rechtslage? Dazu äußert sich Martin Sievers, Geschäftsführer der Kreisjägerschaft Warendorf: „Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, an der Straße auf eine Jagd in angrenzenden Gebieten hinzuweisen.“ Vielmehr stünden die dreieckigen Schilder, die auf Jagden hinwiesen, auf rechtlich wackeligen Füßen. „Jäger können ja nicht einfach so ein Schild aufstellen. Das muss mit der Straßenverkehrsbehörde abgesprochen sein“, erklärt Sievers. Grundsätzlich sei es allerdings üblich, bei einer Treibjagd immer von einer Straße weg- und nicht darauf zuzutreiben. Was in der konkreten Situation geschehen sei, könne er nicht beurteilen. „Aber es gibt Situationen, in denen Jäger ihre Hunde kurzzeitig kaum unter Kontrolle haben können. Eine kleine Gefahr geht damit leider immer einher“, erläutert Sievers. Die Jagdgesellschaft wollte sich zur Anfrage dieser Zeitung nicht äußern.