Jagdgäste und andere Überraschungen

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Der Jagdgast war ich, ist schon einige Jahre her, da war ich Anfang 30 und deutlich gesünder und fitter als heute.

Ich war im schönen Kärnten zur Hirschjagd. Sollte mein erster 3er Hirsch werden den ich frei hatte. Fit wie ein Turnschuh aus den flachen Ausläufern (350m über NN) des Schwarzwaldes war ich mir recht sicher, das ich fit genug für ein Bergabenteuer in den Nockbergen bin. Denkste! Der morgendliche Aufstieg war eine Qual und die reinste Folter. Am schlimmsten war mein angekratztes Ego das der Jagdführer mit seinen fast 70 Lenzen mich sowas von abgehängt hat, das mir schwarz vor Augen wurde und ich die Erde küsste. Ich musste ja auf Teufel komm raus Vollgas geben... irgendwann dann waren wir endlich an der Kanzel. Allerdings, um an die Leiter zu kommen muss man über den Stacheldrahtzaun klettern, mit dem die Alm gezäunt ist und bei mir (1.74m groß) ist der Stacheldraht auf halben Weg zwischen Bauchnabel und Brunftkugeln. Jedes mal für mich ein großes Problem da drüber zu kommen... es kam wie kommen musste, die rechte Brunftkugel wurde in Mittleidenschaft gezogen. Still in mich hinein fluchend die Leiter rauf. Ruck zuck waren die Scheiben beschlagen, was bei dem Dampf den ich abgesondert hatte auch kein Wunder war. Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang, vor mir lag ca. 80 bis maximal 120m breit eine Alm auf einer Länge von gut 400 m. Leicht bergauf. Nach rechts fällt die Alm gut 250 Höhenmeter ab. Ich schaute den Tannenhähern zu, einer Gais mit Kitz und hörte einige Hirsche rufen. Allerdings lies sich keiner blicken. Gegen 9.30 Uhr wollte mein Jagdführer abbaumen. Ich hatte aber links hinter mir ein leises Knacken vernommen und bat um noch 5 Minuten um zu sehen was da kommt.
Er war sich sicher, das da nix kommt, weil er nix gehört hatte. Und nach ungefähr 2 Minuten zog links unterhalb der Kanzel, keine 20m von uns entfernt, ein Alttier mit Kalb raus auf die Alm. Hopften dabei mühelos über den Stacheldraht. Ich fasste mir instinktiv an die Brunftkugeln und erinnerte mich an den Schmerz der Vergangen war und die Pein die da noch kommen wird, weil ich musste ja noch mal rüber um die Alm zu verlassen...
Das Kalb wurde als sehr schwaches weibliches Kalb angesprochen und das Alttier als alte Dame, beides wurde mir zum Abschuss frei gegeben. Ich sollte zuerst das Kalb erlegen, sofort durchrepetieren und dann das Alttier aufs Korn nehmen. Der Wechsel auf dem sie sich bewegten war spitz von der Kanzel weg, zeigten mir also immer den Spiegel, ich wurde instruiert, das in ca. 80 m Entfernung der Wechsel einen knick nach rechts macht und ich dann sofort das Kalb schießen soll. Der Wechsel würde noch ca. 50 m weiter gehen und dann über die Kante der Alm in die 250m tiefere Senke verschwinden.
Gesagt getan, das Alttier "bog" nach rechts ab kurz dahinter das Kalb, als es vollständig breit stand ließ ich fliegen. Im Feuer sah ich es zusammen brechen, repetierte ohne zu überlegen im Anschlag durch (wie mir geheißen wurde) und verfolgte das Alttier. Das in rießen Sätzen auf die Senke zuflog. An einen Schuss war nicht zu denken, das ging auch nur Sekunden. Dann vernahm ich erst das Gefluche vom Jagdführer. Dem war zwischenzeitig nämlich mächtig heiß geworden, ist doch die repetierte Hülse der 7mm Rem Mag im hohen Bogen direkt in den Kragen des Hemdes geflogen und hat ihm seitlich am Hals eine gut 1cm lange und halb so breite Brandblase zugefügt. Das Alttier war verschwunden, das Kalb lag mausetot auf der Stelle, ich ließ das Gewehr noch 2, 3 Minuten draußen. Auf die Frage wo der Schuss denn sitzen würde, antwortet ich 2cm hinter dem Blatt. Auf Geheiß dann, entladen und reingeholt, da abbaumen und aufsammeln angesagt war. Ich war mächtig stolz, wurde beglückwünscht zu meinem ersten Stück Rotwild usw. und wie wir so am packen der Rucksäcke waren schau wir beide raus und sehen wie das Kalb aufsteht und in hoher Flucht dem Wechsel folgt.
Auf das hektisch SCHIESS SCHIESS entgegnete ich: Womit denn? Kanone is doch schon entladen! Kamen mir ungefähr 17 anrüchige Flüche in breitem Kärntner Dialekt entgegen. So ein Mist! Zwischen Schuss und Flucht lagen locker 5 Minuten. Wir konnten uns das nicht erklären. Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich es gekrellt hätte. War mir aber meines Schusses 100% sicher. Also runter und an den Anschuss. Da, wo das Stück gelegen hatte war eine Schweißlache von 25x35cm. Dunkelroter Schweiß. Unmöglich, dass das Stück nochmal aufstehen und flüchten konnte. Auf der Fluchtfährte ordentlich Schweiß. Bis hin zur Kante wo es in die Senke runter ging. Dann keinen Schweiß mehr. Wir stiefelten die 250 Höhenmeter die Senke runter und schauten und suchten und fanden keinen Tropfen Schweiß mehr. Gibt es doch nicht, das müsste doch hier eigentlich liegen. Wir haben gesucht wie die doofen, standen beisammen und beratschlagten, OK brauchen wir einen Hund. Und wie wir da so stehen und den Berg rauf schauen sehe ich da eine einzelne Zirbe stehen, ca. 200 Höhenmeter über uns. Vielleicht 3m hoch nicht kräftig aber sehr buschig. Ich schaue zum Jagdführer und meine nur: denkst du das was ich denke? Er: Wenn du an die Zirbe denkst, da denke ich auch gerade dran. Wir entledigten uns unserer schwersten Sachen und stapften die 200 Höhenmeter gefühlt senkrecht hoch zur Zirbe. Als ich völlig außer Atem und einem Kreislaufkollaps nahe an der Zirbe ankam wurde ich mit einem freundlichen Waidmanns Heil begrüßt. Hing das Kalb doch tatsächlich in den Ästen unter der Zirbe fest. Die Bergung und der Abtransport waren dann sehr schnell erledigt. Freundlicher weise wurde die Alm geöffnet und meiner einer mussten nicht mehr über den Stacheldrahtzaun steigen. Meine Brunftkugeln haben es mir gedankt und wurden mit Wund- und Heilsalbe gesund gepflegt... man waren die verschrammt...
Bei der Begutachtung in der Wildkammer lag der Schuss 2cm hinter dem Blatt, drang zwischen 2 Rippen ein, stanzte ein kreisrundes Loch mitten durchs Herz aus und drang auf der anderen Seite zwischen 2 Rippen (einen Rippenbogen nach hinten versetzt) wieder aus.
Bei über 2000 Stück Rotwild die der Jagdführer in über 40 Jahren in diesem Revier geschossen hatte bzw. auf die er geführt hatte ist ihm das nach eigener Aussage noch nie vorgekommen, das ein Stück komplett ohne Knochentreffer zu Fall kam.
Mittlerweile in 6 Jahren und ca. 20 Stück Rotwild habe ich dieses "Kunststück" jetzt 3 x fertig gebracht...
 
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Leider kein Foto, aber der Anblick was so etwas von Einmalig
Drueckjagd im Russischen Wald, viele kleine Seen, Tümpel und Auftstauungen vom Biber verursacht,
In der Nacht waren die Temperaturen unter minus 20 gefallen, also schon recht kalt, aber beim Durchgehen durch Weidenverjüngung und Unterholz wird es eh schnell warm.
Ich gehe mit der Foxeline und dem Foxl durch, mein Mitdurchgeher mit seinen beiden DD, auch Rüde und Hündin. Die beiden Damen verstehen sich nicht so richtig, die beiden Rüden hatten sich auch schon in der Wolle, deshalb eher weiter auseinander beim Durchgehen.
Die Foxeline bei mir, aber der Rüde hatte sich schnell zu den DD s geschlagen, kurze Nachfrage per Funk - alles i.O. ,also weiter.
Das Dreierteam machte auch schnell eine Herde Elche los und treibt sie gemeinsam den Ständen zu, wir mehr oder weniger schnell hinterher.
Nach einer Weile per Funk , Elch liegt, also erst einmal Ende des Treibens und damit den schnellsten Weg zum Anschuss finden, den Kollegen hörte ich immer mal wieder wenn er durch Unterholz sich schob, dann ne Weile Stille und dann hörte ich so gaaaanz schwache Rufe, Nachfrage per Funk, alle melden sich- alles ok. Mache dann weiter und wie ich so wieder einmal anhalte, wieder diese Rufe. Nachfrage per Funk alles ok = ok und Hunde auch ok. Also wollte ich weiter, als mir auffiel , der Kollege hat sich ja nicht gemeldet.
Also versucht ihn anzufunken, keine Reaktion.
Mit dem Garmin das gekoppelte Gerät gesucht, angepeilt und aus der Richtung kamen auch die Rufe.
Mühsam durch die Weiden , der Kollege war in einem Gebiet mit besagten Stauungen der Biber und alles drumherum wirklich dicht. So ne halbe Stunde habe ich bestimmt gebraucht, also ich ankam, war mir nicht mehr zu lachen zu Mute, der Kollege war eingebrochen und hing mit den Beine im Wasser und konnte sich selber aber nicht mehr rausziehen. Funk konnte er nicht mehr bedienen,Hände waren steifgefroren usw.
Also ihn erst einmal rausgezogen, die nassen Klamotten runter (besonders die Hose, die in Sekunden vereiste.) Ich selber hatte ne Schnittschutzhose und drunter lange und kurze Unterwäsche), dem Weidgenossen also meine Hose und Jacke überlassen, seine Schuhe waren noch einigermassen trocken, über Funk die Situation geschildert und zum nächsten Weg die Fahrzeuge geordert.
Soll wohl sehr lustig ausgesehen haben, wie wir so aus den Unterholz kamen, der eine in mittlerweile zerissener Unterhose, der andere mit gefrorenen Wäschestücke über der Schulter und dazwischen die Foxeline.
Den guten Mann ins Auto gepackt, Heizung volle Pulle und mit heissen Tee traktiert, das Ergebnis war, dass er dann die ganze Nacht mit Gängen zur Toilette verbracht hat, aber ansonsten nichts weiter, keine Erkältung oder so.
 
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Der war doch mit einer Halsung extra für dich angebunden ;-)
Nix da,
"der, dessen Namen nicht genannt werden darf" hat mich auf die beste Kanzel gesetzt. So konnte ich den Bock gleich mit der Bergehilfe einfangen. Die Suchenleine brauchte ich ja für das Monster, damit überhaupt noch etwas Wildbret die Wildkammer erreichte :whistle:
Bergung unter erschwerten Bedingungen.jpg
 

Westwood

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Nix da,
"der, dessen Namen nicht genannt werden darf" hat mich auf die beste Kanzel gesetzt. So konnte ich den Bock gleich mit der Bergehilfe einfangen. Die Suchenleine brauchte ich ja für das Monster, damit überhaupt noch etwas Wildbret die Wildkammer erreichte :whistle:
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Steht da etwa ein Auto am Ende der Schneise?!?!? :eek::eek:

Also doch, das ganze maskuline Gelaber hier im Forum mit den Einladungen zu irgendwelchen Wochenenden mit Anforderungsprofilen bei denen die Fremdenlegion mit den Ohren schlackern würde nur schall und rauch....
Mit dem Geländewagen bis an den Hochsitz und dann offensichtlich noch Bergehilfe durch einen etwas klein geratenen Esel...
 
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Erinnert mich an meinen Freund von mir der eines Abends ansaß und in relativ kurzer Zeit 4 Füchse geschossen hat und das ganze Geschehen in "Echtzeit" in unsere Whatsapp Gruppe geschrieben hat, bis ein anderer Freund dann geantwortet hat er solle endlich den Tierpark verlassen......
 
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Du siehst das falsch: das Auto ist von der Manöverkontrolle. ;)
Ganz richtig erkannt. Das war noch zu Zeiten, als in einem anderen (größeren) Revierteil gejagt wurde (Wegstrecke waren damals ca. 5,5km). Die sind wir mit zwei Fahrzeugen gefahren und haben nach Art der ostpreußischen Kutsche die einzelnen Ansitze besetzt. "Er" ist dann mit meinem Wagen und dem Hund bis zum Schluß gefahren. Das waren nach meinem Schuß, dem Anruf bei ihm und bis er auftauchte, meine längsten 20min des Lebens. Ich war mir sicher, gut abgekommen zu sein. Aber der Bock lief weiter, als wäre nichts gewesen und verschwand in der Fichtendickung :eek:
Auf meinen (verzweifelten) Anruf, beruhigte mich die Ansage: "Bleib sitzen, ich kann hier nicht weg. Unter mir steht eine hochbeschlagene Geiß" auch nicht wirklich. Er kam dann so schnell, wie ihn die Geiß abbaumen ließ, auch wirklich angedonnert. Nur deshalb steht das Bergefahrzeug so offensichtlich am Wegende ;)
Ich mußte ihn dann zum Anschuß einweisen, was auch nicht wirklich schwierig war und schon dort machte er einen auf Hampelmann und brüllte "Waidmannsheil" duch den Wald. Nur als er vor der grünen Wand stand, war es schon wieder etwas anders. "Hol den Hund. Der findet das Stück schneller als wir". Meinen Schrei nach ca. 20m im Unterholz hat man angeblich noch 1,4km Luftlinie weiter gehört.
 
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Erinnert mich an meinen Freund von mir der eines Abends ansaß und in relativ kurzer Zeit 4 Füchse geschossen hat und das ganze Geschehen in "Echtzeit" in unsere Whatsapp Gruppe geschrieben hat, bis ein anderer Freund dann geantwortet hat er solle endlich den Tierpark verlassen......
Hör auf, so komm ich mir im Moment auch vor. Ich sehe hier plötzlich Tiere während der Schonzeit, von denen wußte ich bis Dato gar nicht, dass sie hier frei vorkommen :unsure:
Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass die Wildparks aus Geldnot die Gehege und Tore geöffnet haben, weil sie sich das Futter für die Tiere nicht mehr leisten können.
 
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23 Jan 2021
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Nix da,
"der, dessen Namen nicht genannt werden darf" hat mich auf die beste Kanzel gesetzt. So konnte ich den Bock gleich mit der Bergehilfe einfangen. Die Suchenleine brauchte ich ja für das Monster, damit überhaupt noch etwas Wildbret die Wildkammer erreichte :whistle:
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Mein Prüfer in Kynologie meinte bei der Prüfung, ein guter Jagdhund müsse anschneiden. Ich war so im Prüfungsstress, dass mir bis heute nicht klar ist, ob er das ernst meinte :sneaky:. Alter Kammerförster:)
 
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Genau so kam ich ja auch zu meinem ersten Bock.
Ein vielseits genannter Foristi, der heute ja nicht mehr genannt werden darf, hat mich zur Jägerprüfung unter seine Fittiche genommen. (Aus dieser Zeit stammt auch mein Avatar ;))
Frei war alles, was der Jagdschein hergab. In dem Jahr hat es leider nicht geklappt, aber dass ich am 01.05. des Folgejahres als erster (J)J gleich morgens kurz nach 6Uhr, während ~20 andere "altgediente" auch ansaßen, einen (für dortige Verhältnisse) starken Bastbock strecken konnte, hat ihn mehr gefreut als mich, der ich zitternderweise auf Kommando "bleib sitzen" kettenrauchenderweise auf der Kanzel saß. @colchicus Wie war das mit der Umarmung und dem Kuß auf die Nase :ROFLMAO: Genau an diese Begebenheit mußte ich bei deiner Erzählung denken. Ich bin ihm heute noch unendlich dankbar, dass er mir die Hemmungen genommen hat, ja nichts falsch zu machen. So einige Böcke habe ich dann in seinem Revier noch im übertragenen Sinn geschossen, über die manche alten nur den Kopf schütteln würden, wir in der Gruppe, die sich da zusammen gefunden hat, heute aber noch herzhaft lachen können.

Alex: Heute nocheinmal ein herzliches "Vergelt´s Gott"
Anhang anzeigen 162263
Gib zu du hast den in der Schlinge gefangen und das Gwehr nur zur Tarnung dazugelegt:LOL:
 

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