Will sagen, zwischen Mitte 20 und 50 ist das Leben in der Regel heute kaum langfristig planbar, und wollen wir junge Leute dauerhaft in Verantwortung bringen, müssen wir die Gestaltung von Pacht-/Jagdausübungsverträgen mittelfristig liberalisieren.
Unbenommen und voller Zuspruch. Aber dennoch nur die jagdliche Seite des Ganzen. Ein Jagdgebiet muss aber über Jahre geplant, gepflegt und gehegt werden um seinen diesbezüglichen Wert zu erhalten oder gar zu steigern. Und wir sprechen hier eben über eher Dekaden als einige Jahre.
Noch wesentlicher sind die Interessen der Verpächter, zumeist Landwirte, die hier auf den jagdlichen Schutz ihrer Flächen Wert legen und sich mit den landesforstlichen Definitionen eines "angepassten Bestandes" an Wild identifizieren können. Auch das geht in vielen Revieren nicht mal so nebenher - Schwarzwild und Rehwildbestand (als Beispiele) "anzupasen".
Bin im Vorstand der lokalen Jagdgenossenschaft meiner brandenburger Kommune und dort heißt es inzwischen bei Neuverpachtungen "blos keine Jäger aus Berlin oder den alten Bundesländern - die kommen nur, wenn die Hirsche reif sind" was dort überhaupt nichts mit überlebten Ossi-Wessi Konflikten zu tun hat, sondern einfach mit dem Wunsch einen konkreten jagdlichen Ansprechpartner, prinzipiell im Bedarfsfall auch täglich, vor Ort zu haben.
In der Mitte eines herrlichen Waldgebietes mit uralten Eichen und Buchen, zentraler Brunftplatz eines riesigen Damwild-Einzugsgebiete, kalitale Keiler u.v.m. hatte zB ein mir nicht näher bekannter Mensch aus Düsseldorf, gleich nach der Wende und damit "vor" meienr Zeit, ein großes Revier angepachtet. Für gutes Geld, denn sonst hätte er den Bereich nie bekommen.
Die Abwicklung lief über eine Düsseldorfer Anwaltskanzlei, die hier auch ebenfalls als Ansprechpartner für die Waldbauern und Flächeneigentümer fungierte.
Die Herrschaften sind dann, in munterer Runde, zweimal im Jahr zu Einzelansitzen an den diversen Brunftplätzen sowie zu einer großen Bewegungsjagd eingeschwebt.
Sonst herrschte, bis auf einen nahezu 80 jährigen, ehemaligen Armeeförster, der in dem Gebiet nach dem Rechten schauen sollte, völlige Ruhe. Dieser Förster wurde ebenfalls von der Anwaltskanzlei "betreut" und hat, aus lauter Angst seinen unsichtbaren Herren im Hintergrund gegenüber interessensconträr zu handeln, dann außer einigen Abschüssen an weiblichem Wild, besser gar nichts unternommen.
Ähnlich ein ausgezeichnetes Rotwildrevier mit einem großteil Wald und etwas Ackerbau und Grünland etwa 20 km entfernt von meinem Wohnort. Auch hier rückte man (in diesem Fall ehemals ostelbischer Adel aus Hamburger Raum) zweimal im Jahr in schicken Loden und mit schokobraunen Labradoren oder elegantem Setter im Kofferraum zum großen Hochwild-Hallali an. Und sonst waren die Bauern der angrenzenden Felder und Kulturen das ganze Jahr alleine mit ihren Sorgen.
Beide Reviere gingen in der nachfolgenden Pachtperiode für deutlich weniger Geld dann an einheimische Jäger vor Ort. Leute, die "man" kannte und die immer da waren, wenn man sie brauchte.
Bin übrigens selber aus der Lüneburger Heide gebürtig (also unterstellt mir besser keinen angewölften Ost-West-Konflikt) und pendle zur Arbeit jeden Tag in die Große "bunte" Hauptstadt.
Aber abends dann mit frohem Herzen wieder zurück zu "meiner" herrlichen Natur...und den Menschen dort draußen, die das Glück haben, das den ganzen Tag genießen zu können.