Natürlich ist alles auch in Abhängigkeit von jeweiligen Regionen und Standorten zu sehen. Es ist eben ein Unterschied, ob man im ländlichen Raum oder in der Stadt lebt. Stammt man aus dem ländlichen Umfeld oder ist dort im Laufe des Lebens „gestrandet“ dann ist das jagdlich wohl eher von Vorteil. Es ist ja nicht nur die von vorneherein bessere Option auf Jagdmöglichkeiten vor der Tür (im Vergleich zur Metropole) sondern auch die Tatsache, dass man mit vielen Dingen in Feld und Flur vertrauter im Umgang ist, als so mancher „Städter“. Es ist jagdlich sicher nicht von Nachteil, wenn man nicht nur Schiessen sondern auch mit Traktor, Motorsäge, Egge und Pflug praktisch umzugehen weiss. Meine praktischen Fähigkeiten z.B. hören leider beim Gebrauch von Hammer und Axt im Revier auf. Wenn Dich der überwiegende Teil der Jagdgenossen kennt, weil Du schon als Knirps häufig auf dem Hof gewesen bist und vielleicht geholfen hast, oder weil Du ein Einheimischer bist, ist es mit dem Revierpachten auch einfacher - unabhängig vom Geld. Wenn man aber - wie ich - eigentlich ein Städter ist und erst spät aufs Land gezogen ist und einem die o.g. handwerklichen Fertigkeiten weder in die Wiege gelegt noch beruflich angelernt wurden (weil man vielleicht ein „Studierter“ oder ein „Büromensch“ ist) dann ist der erste Schritt ins Jägerleben und zur Jagd nicht einfach. Entweder man hat jagdliche Möglichkeiten in der Verwandtschaft und im Freundeskreis oder man ist ein Naturtalent, dass sich im ländlichen Wohnort schnell sozialisiert und bald „echte“ Freunde unter den einheimischen Jägern findet oder man startet mit geldwertem Begehungsschein beim Staat. Eine Jagdmöglichkeit beim Forst ist m.E. ein sehr guter Weg, jagdlich seine ersten Schritte zu machen und erste Erfahrungen im Revier zu sammeln, mit begrenztem finanziellen Aufwand, fast keinen Arbeitspflichten und in Unabhängigkeit von irgendwelchen Launen und willkürlichen Schrullen eines Pächters, der vielleicht seine Egozentrik auf der Jagd auslebt. Natürlich ist man abhängig vom zuständigen Förster (es gibt auch sehr nette). Natürlich muss man sich auch beim Forst einem bestimmten Reglement unterwerfen, hat Auflagen und Grenzen zu beachten, die einem Jäger nicht immer sinnvoll erscheinen oder angenehm sind. Aber wo bitte ist das heute nicht? Alles hat seinen Preis, nicht nur in Geld. Weidgerechtigkeit, die der Jagd beim Forst immer wieder gerne in Abrede gestellt wird, liegt übrigens immer bei dem, der die Jagd jeweils ausübt. Man muss bei der Jagd nicht jeden Rahmen ausfüllen und nicht jeden Auftrag ausführen. Das eigene Gewissen und der eigene Verstand sind alleinige Richtschnur, für das jagdliche Handeln oder Lassen.
Es gibt immer eine Wahl! Ansonsten ist die Jagd im Staatsrevier ein klar geregelter Vertrag. Es geht natürlich um Geld und man weiss meist vorher, auf was man sich einlässt und was das kostet. Wem das nicht passt oder wer nach einiger Zeit merkt, dass es nicht passt, kann sich kurzfristig verabschieden - oder wird auch umgekehrt kurzfristig verabschiedet. Alles ohne Emotionen und ohne Verkrampfungen. Was will ich damit sagen? Ein frisch gebackener Jungjäger muss auch heute (und es sind jagdlich wirklich keine einfachen Zeiten) keine 170 Km fahren, um in einem Revier jagen zu dürfen. Es gibt den Forst, es gibt Jägervereinigungen, Jagdhornbläsergruppen, Hegeringe und Hundevereine mit denen man jagdlich auf Tuchfühlung gehen kann - und dann ergibt sich auch etwas. Der erste Schritt als Jäger ist zumindest in Deutschland schwer (wenn man nicht mit Goldlöffel im Po geboren wurde) aber sicher nicht unmöglich. Man muss sich aber schon ein bisschen engagieren und einbringen, auch etwas anpassen und auch den Eindruck von persönlicher Zuverlässigkeit vermitteln, dann klappt das auch irgendwie mit dem Jagdrevier!