Jagdscheinanwärter Tobias hat sich genau so verkauft, wie es aktuell politisch korrekt sowohl von der Seite der organisierten Jägerschaft, als auch von der Seite der (weitestgehend) neutralen Nichtjäger akzeptiert wird. Insofern kann ich dem Foristen Schoenwetteransitzer nur zustimmen - insgesamt positive Publicity.
Zu dieser politischen Korrektheit gehört eben aktuell (zumindest aus Sicht vieler Nichtjäger) die klare Unterteilung in böse und gute Jäger:
"Ich würde zum Beispiel niemals nach Afrika reisen, um dort für Geld eine Giraffe oder einen Löwen zu erlegen. Das finde ich pervers, weil es nur der Unterhaltung und dem Zeitvertreib dient."
Jagdscheinanwärter Tobias weiß ja schon sehr genau, warum ausgerechnet er persönlich jagen möchte:
- er ist gerne Fleisch
- er mag die Natur
- er sieht die Notwendigkeit der Bestandsregulation
- er hält Wildbret für "Bio"
- bla, bla, bla, ...
Kurz: Er gibt sich alle Mühe, wie andere Jäger auch, zuerst die Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit seines Tuns für die Natur, die Umwelt, die Gesellschaft als Hauptmotiv darzustellen.
Hätte man in länger interviewt, so hätte er bestimmt noch erwähnt "Jagd muss sich an den Interessen des Waldbaues, an wildbiologischen Erkenntnissen, an der Landwirtschaft, am Umwelt- und Naturschutz und natürlich an den gesellschaftspolitischen Vorstellungen vom Mitlebewesen Tier orientieren."
Aber: All die vorgenannten hehren Ziele sind absolut ohne Waffe und ohne selbst zu Töten zu verfolgen. Und wer mit dem Argument „Fleisch“ kommt, der steht argumentativ von vorne herein auf der Verliererseite. Schließlich kann er Wildfleisch in bester Qualität auch vom Jäger seines Vertrauens kaufen - ohne selbst jagen zu müssen.
Jagdscheinanwärter Tobias verschweigt - wie viele Jäger - allerdings die einzig wahre Motivation, die Waffe tatsächlich
selbst in die Hand zu nehmen: Der Jäger jagt um des Jagderlebnisses willen. Aus keinem anderen Grund.
Jetzt verschweigt der Herr Jagdscheinanwärter Tobias diese Motivation nicht nur, er streitet sie am Beispiel des bösen Afrikajägers nicht nur ab, sondern verteufelt sie sogar als "pervers".
Kurz: Jagdscheinanwärter Tobias belügt sich selbst und den Interviewer, überhöht seine Motivation moralisch, poliert jetzt schon seinen Heiligenschein als Gutjäger und bringt damit alle Voraussetzungen mit, ein deutscher Vorzeigejäger zu werden. Alles gut.