.....Jagdscheinanwärter Tobias weiß ja schon sehr genau, warum ausgerechnet er persönlich jagen möchte:
- er ist gerne Fleisch
- er mag die Natur
- er sieht die Notwendigkeit der Bestandsregulation
- er hält Wildbret für "Bio"
- bla, bla, bla, ...
Kurz: Er gibt sich alle Mühe, wie andere Jäger auch, zuerst die Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit seines Tuns für die Natur, die Umwelt, die Gesellschaft als Hauptmotiv darzustellen....
Ausgezeichnet, besser kann man es kaum darstellen.
.....Hätte man in länger interviewt, so hätte er bestimmt noch erwähnt "Jagd muss sich an den Interessen des Waldbaues, an wildbiologischen Erkenntnissen, an der Landwirtschaft, am Umwelt- und Naturschutz und natürlich an den gesellschaftspolitischen Vorstellungen vom Mitlebewesen Tier orientieren."
Ganz richtig, (nur) so ist Jagd zukunftsfähig.
.....Aber: All die vorgenannten hehren Ziele sind absolut ohne Waffe und ohne selbst zu Töten zu verfolgen. ....
Nö, zumindest nicht in dieser Synergie.
.....Und wer mit dem Argument „Fleisch“ kommt, der steht argumentativ von vorne herein auf der Verliererseite. Schließlich kann er Wildfleisch in bester Qualität auch vom Jäger seines Vertrauens kaufen - ohne selbst jagen zu müssen...
Nicht ganz richtig, wenn man weiß, dass man von Jägern nicht immer die beste Qualität bekommt und viel besser bedient ist, wenn man das Wild vorher selbst beobachten konnte, selbst den Treffer setzt und vor allem selbst aufbricht....wenn man es kann.
....Jagdscheinanwärter Tobias verschweigt - wie viele Jäger - allerdings die einzig wahre Motivation, die Waffe tatsächlich selbst in die Hand zu nehmen: Der Jäger jagt um des Jagderlebnisses willen. Aus keinem anderen Grund....
Das ist so nicht korrekt.
Natürlich kann ein Jäger seine ganz persönlichen Gründe zum Jagen haben, die sich nicht mit den eigenen decken müssen.
Zustimmen kann ich Dir bezüglich der Motivation zum Jagderlebnis. Die ist zumindest für passionierte Jäger der entscheidende Punkt, selbst mit einer Waffe ins Revier zu ziehen. Der verantwortungsbewusste Jäger beschränkt sich dabei aber etwa so, wie Tobias das schön beschrieben hat: auf das, was vernünftig ist. Es geht dabei um den Unterschied zwischen Motivation und Legitimation.
....Jetzt verschweigt der Herr Jagdscheinanwärter Tobias diese Motivation nicht nur, er streitet sie am Beispiel des bösen Afrikajägers nicht nur ab, sondern verteufelt sie sogar als "pervers".....
Auch das sehe ich anders und kann ihn bestens verstehen, obwohl ich selbst schon wiederholt in Afrika gejagt habe. Da läuft schon einiges unter dem Namen "Jagd", was ich auch eher pervers finde und man muss dem Jagdanwärter nachsehen, dass er seinen eigenen Jagdtrieb bisher noch nicht entwickeln konnte, also gar nicht absehen kann, wie sehr ihn die Faszination mal fesseln wird.
Jedenfalls finde ich seinen Ansatz und seine Ideale ganz prima, die Jagd nur in einem Rahmen ausüben zu wollen, der zeitgemäß, rücksichtsvoll und maximal vernünftig ist, statt seine Passion über einen nachvollziehbaren Zweck des Tötens von Wildtieren zu stellen. Jagd braucht diesen glaubhaften Ansatz, ein Wirbeltier nur aus gutem Grund zu töten. Jagdspaß reicht da nicht (mehr).