Jagen ist schön!

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Jagen ist faszinierend, sogar so sehr, dass es zur Sucht werden kann.

Das herrlich frostige Winterwetter der letzten Zeit, mit hellen Vollmondnächten und Schnee zeigt sich besonders stimmungsvoll und "jägerfreundlich".

Aber was bedeutet das für die freilebenden Tiere? Massiv ausrückende Jägerscharen führen zu erheblicher Unruhe, genau zu der Zeit herabgesenkten Stoffhaushalts im Wildkörper und schwieriger Ernährungslage durch anhaltenden Frost.

Was hieltet ihr von einer generellen Schonzeit für alles Wild vom 1.Febr. bis 1. Mai?

Vernichten dann überhandnehmende Füchse das Niederwild, oder fressen uns die Sauen komplett auf?

Wie kämen wir jagdverwöhnten Deutschen mit den Entzugserscheinungen klar?
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:
Wie kämen wir jagdverwöhnten Deutschen mit den Entzugserscheinungen klar?<HR></BLOCKQUOTE>

Schlecht, es sei denn, es wäre ab 1. Februar nur Schmuddelwetter ohne Schnee.
 
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Also, die Ringeltauben und die Füchse machten mich dann schon etwas nervös...(bei dem Gedanken an die jagdliche Spannung).
 
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Ich denke kaum, dass ein Jäger, der abends seinen Sitz für die Nacht bezieht um auf den Roten zu warten, eine nicht zu verantwortende Störung bewirkt. Auch ein eventueller Schußknall wird meines Erachtens überbewertet. Ich hab auch noch keine Heerscharen von Jägern bei Mond und Frost im Wald beobachten können.

Dagegen sollte eine Treibjagd oder Drückjagd bei Frost und hoher Schneelage abgesagt werden, egal ob Dezember oder Januar. Ich kenne Reviere, in denen sogar jetzt noch Drückjagden abgehalten werden, da die Schonzeit auf Sauen hier aufgehoben ist. Das ist in meinen Augen unverantwortlich und Gewissenlos!

Marklave -der die kalten Winternächte für die Fuchsjagd liebt und guten Gewissens nutzt.

[ 18. Februar 2003: Beitrag editiert von: Marklave ]
 

steve

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Ich werde mal wieder ein Statement verfassen für das mich die Jagdgegner lieben werden...glaube ich zumindest.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass eine generelle Jagdruhe vom 1.2-1.5. dem Wild guttuen würde. Aus der wildbiologischen Richtung kommt ja schon lange die Forderung die Jagd am 31.12. zu beenden. Und in meiner Ausbildungszeit hat mal der Leiter des LJV-Reviers in Rheinland-Pfalz uns geraten bis Weihnachten den Abschuss zu erfüllen und danach dem Wild Ruhe zu gewähren.

Das gerade die Nachtjagd (ob auf Fuchs oder Sau) in Revieren mit mehreren Schalenwildarten extrem negative Auswirkungen auf das Wild hat steht meines Erachtens außer Frage. Ich selbst habe schon oft erlebt wie nachts selbst das sonst so störungsunanfällige Rehwild augenblicklich abgesprungen ist, sobald es in meinen Wind kam. Wie solche Störungen (in der Äsungsphase des Wildes!) sich erst in Revieren mit Rotwildvorkommen auswirken möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Sicher wären die durch das Schalenwild (in erster Linie durch das Rotwild) verursachten (Schäl-)Schäden relativ einfach durch einen Nachtjagdverzicht zu minimieren!!!

Und nun kommt der Zwiespalt in den ich als passionierter Jäger komme zwischen wildbiologischem Sinn und Zweck der Jagd im Spätwinter und jägerischem Eigennutz. Ich habe die letzten Tage mit strahlendem Mond und Schneeresten intensiv zur Jagd auf den Fuchs genutzt. Warum? Nun, ich muss gestehen aus reinem Eigennutz!

1.)Ich gehe am liebsten im Winter auf die Jagd und möchte deswegen die letzten paar kalten und klaren Nächte nutzen.

2.)Ich hasse den Abschuss von Jungfüchsen am Bau und probiere deshalb jetzt noch so viele Fähen wie möglich zu erwischen.

3.)Ich möchte den Frühjahrsbestand an Schwarz- und Raubwild so gering halten wie möglich um dem wenigen bei uns vorhandenen Niederwild eine Chance zu geben.

Keiner dieser drei Punkte ist geeignet um die wildbiologischen Fakten zu entkräften...trotzdem sind das genau die Gründe weshalb ich jetzt (und auch noch bei Nacht) jage. Wiedersinnig, aber so ist es halt.
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Letztlich halte ich aber die Diskussion über eine solche Schonzeitregelung zur Zeit für nicht wirklich relevant, da die Schweinepestproblematik wohl allgemeinen Vorrang genießt!!!

Mit ichschämemichweilichauchimFebruargernejage
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Grüßen

Steve

[ 18. Februar 2003: Beitrag editiert von: steve ]
 
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Wie siehts denn dann mit der Beunruhigung durch Forstarbeiten in den Monaten Januar/Februar/März/ in den Wäldern aus?
Schließlich verstänkert ein Forstarbeiter/Förster doch ebenso wie ein Jäger.

Stöberjäger, soweit ich weiß bist doch doch Forstbeamter, oder? Wie sieht denn sowas die Forstbehörde? OK, Füchse sind für euch eh uninteressant; und Tauben sind euch auch egal, aber was ist mit den Waldarbeiten? Ruhen die solange Notzeit ist?

Marklave
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:
[qb]


Aber da ist man schon wieder beim selbst bedauernden Entzugsgejammer. Brauchen wir diese Zeit dringend zum ausreichend erfolgreichen Jagen, ist die Frage?

qb]<HR></BLOCKQUOTE>

Entzugsgejammer ist Quatsch.
Was "ausreichend erfolgreiches Jagen" angeht, so ist dies jeweils retrospektiv zu beurteilen und hängt mit unterschiedlichen Umständen zusammen die sich zu Ende des Jahres überblicken und werten liessen. Jede Wildart für sich nach Erfordernis und vertretbaren Möglichkeiten über die von dir angedachte Jagdruhezeit hinaus.

Ich kann seit zwei Wochen unsere Tauben im Buchenaltholz nicht mehr jagen, weil dort Holzeinschlag stattfindet. Das Rehwild sehe ich im anderen Revierteil.

Also, was soll's.

Gruss

[ 18. Februar 2003: Beitrag editiert von: Dergel ]
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Marklave:
Wie siehts denn dann mit der Beunruhigung durch Forstarbeiten in den Monaten Januar/Februar/März/ in den Wäldern aus?
Schließlich verstänkert ein Forstarbeiter/Förster doch ebenso wie ein Jäger.

Stöberjäger, soweit ich weiß bist doch doch Forstbeamter, oder? Wie sieht denn sowas die Forstbehörde? OK, Füchse sind für euch eh uninteressant; und Tauben sind euch auch egal, aber was ist mit den Waldarbeiten? Ruhen die solange Notzeit ist?

Marklave
<HR></BLOCKQUOTE>

Wild kann hervorrragend unterscheiden, ob es sich um einen ungefährlichen Waldarbeiter, Wanderer oder um einen gefährlicheren Jäger handelt, der sich um Wald rumtreibt. Wie sonst wäre es zu erklären, das bei Durchforstungen in jungen Fichtenbeständen das Rotwild 100 m von den knatternden Waldis entfernt im bereits durchforsteten Bestand steht und vom Schlagabraum Triebe und Rinde abäst.

Unsere Waldis haben zur Zeit auch Schonzeit, sie sind in winterlicher Arbeitsunterbrechung gem. § 62 MTW.
 
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Gutes Argument BlaserR93.

Dann frag ich mich aber, was hier der eine oder andere immer von "Verstänkern" faselt.(?)

Meine Beobachtung ist, dass das Wild weniger vom Anblick von sich vertraut in der Lanschaft bewegenden Wanderern, Joggern, Bauern, Forstarbeitern ... irritieren lässt, insbesondere wenn diese typische Geräusche (Sprechen, Kinderlachen) von sich geben.

Als Bedrohlich werden unerwartet auftauchende Gestalten (Jäger, Förster
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, Pilzsucher) freilaufende Hunde (auch weit draussen auf dem Felde) erachtet und mit Drücken bzw. Flucht quittiert.

Der (friscche) Geruch der Menschenspur wurde nach eigener Beobachtung bisher nur von älteren Sauen übel genommen, allerdings hatte ich schon Füchse und Rehwild, die meine Spur regelrecht ausgearbeitet haben, bis zum Fusse der Ansitzeinrichtung bzw. bis in den Wind. Auch der abgelegte Hund wird zwar quitiert aber selten übel genommen.

Störend empfinden hingegen alle Haar-Wildarten, wenn sie DIREKTEN Wind (Körperwitterung!??)) erhalten, die halten sie nur auf grössere Entfernung aus und wenn sie einen vorher gesehen haben.

Ich denke es gilt immer noch der Spruch: Es sind schon mehr Reviere leergebirscht als leergeschossen worden.

Gerade das ungezügelte Pirschen ohne Kenntnis von Einständen, Äsungsflächen und Wechsel (und hier zähle ich das planlose Anlaufen der Ansitzeinrichtung und den lauten eiligen Rückwechsel zum "Jagdwagen" ebenfalls dazu) stört und vergrämt das Wild und trägt damit auch zur erhöhten Aktivität -> gesteigerten Nahrungsaufnahme -> Verbiss/Schälen in der Notzeit. Darüber hinaus bekomme ich mit der Zeit kaum noch Wild in Anblick.

Horrido, Thoralf
(der auch gern pirscht, wenn es Revierstruktur und Kenntnis hergeben)
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Dergel:
Also, die Ringeltauben und die Füchse machten mich dann schon etwas nervös...(bei dem Gedanken an die jagdliche Spannung).<HR></BLOCKQUOTE>

Klar Dergel,

das ginge mir ebenso. Tatsächlich wären diese beiden Wildarten auch am sinnvollsten und unverfänglichsten weiter zu bejagen. Obwohl nach der Paarung ein weggeschossener Fuchsrüde ja auch schon als versorgendes Elternteil ausfiele, oder?

Aber da ist man schon wieder beim selbst bedauernden Entzugsgejammer. Brauchen wir diese Zeit dringend zum ausreichend erfolgreichen Jagen, ist die Frage?

Ausnahmen sind für Fuchs und Ringeltaube sicher nicht von der Hand zu weisen, aber sie würden dem bewaffneten Auszug in die Landschaft wieder Tür und Tor öffnen. Und die zur Zeit allnächtlich rundum in großer Zahl zu vernehmenden Schüsse hätten wieder einen dankbaren "Abnehmer".

@ steve: schönes Posting!
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:
... Und die zur Zeit allnächtlich rundum in großer Zahl zu vernehmenden Schüsse hätten wieder einen dankbaren "Abnehmer".

@ steve: schönes Posting!
<HR></BLOCKQUOTE>

Das kommt ganz auf's Publikum an.
Der allgemeine Gemüsebauer wird sich bestimmt freuen, wenn an seinem Feld mal ein paar Schüsse fallen und die Taubenscharen dezimiert werden...
 
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Nachtrag:

Die Jagd ist ein zweischneidiges Schwert und kann niemals aus nur einem Blickwinkel bewertet werden.
Was im Hochwildrevier zählt, zählt noch lange nicht im Niederwildrevier und umgekehrt - das sollte man vielleicht mal beachten!!!

[ 18. Februar 2003: Beitrag editiert von: kranich ]
 
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BlaserR93 hat mit seiner Darstellung natürlich recht. Wild kann die Art der Störung sehr wohl unterscheiden. Pirschen stört sicher am stärksten, insbesondere abseits der Wirtschafts- und Wanderwege. Aber auch ein Ansitz im Wald birgt immer die Gefahr, dass Wild in den Wind zieht und erschreckt abspringt. Rot- und Schwarzwild, das bei Störung, sei es auch nur durch frische Menschenspuren, weit flüchtet, kann so insbesondere bei vielen Kleinrevieren, in einer Nacht mehrfacher Störung ausgesetzt sein. Das ist für seinen Äsungsrhythmus ausgesprochen ungüntig, besonders im Winter. Und es erhöht das Schälschadensrisiko um ein vielfaches.

Störungen durch Jagdausübung treten wohl in übersichtlicheren Feldrevieren ohne nennenswerten Tageseinstand weniger auf, aber Schonzeiten für Wald und Feldreviere zu trennen, wäre doch etwas sonderbar.

Ich glaube viel eher, dass es Jäger ein Quartal zu Hause schlecht aushalten, ohne ab und zu das Gewehr spazieren zu tragen, als dass es eine wirklich unaufschiebbare Erlegungsverpflichtung im Revier gäbe!?!
 
A

anonym

Guest
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Zitat
Wild kann hervorrragend unterscheiden, ob es sich um einen ungefährlichen Waldarbeiter, Wanderer oder um einen gefährlicheren Jäger handelt, der sich um Wald rumtreibt. <HR></BLOCKQUOTE>

Jo, das stimmt. Wundere mich aber, daß ein Jäger das wohl schreiben mag??!
Es ist schon ein Unterschied, ob man mit einem normalem PKW, oder einem Geländewagen ins Revier fährt, oder ob man bestimmt gekleidet ist und einen Handstock spazieren führt, oder nicht. Allerdings haben Tauben und Krähen noch bis April/Mai Schiss vor "jedem" Menschen, weil sie aus allen Rohren und aus fast jeder Entfernung von Jägern beschossen werden....gerne auch aus dem Geländewagen heraus.
Nutria
 
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<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:
Jagen ist faszinierend, sogar so sehr, dass es zur Sucht werden kann.

Das herrlich frostige Winterwetter der letzten Zeit, mit hellen Vollmondnächten und Schnee zeigt sich besonders stimmungsvoll und "jägerfreundlich".

Aber was bedeutet das für die freilebenden Tiere? Massiv ausrückende Jägerscharen führen zu erheblicher Unruhe, genau zu der Zeit herabgesenkten Stoffhaushalts im Wildkörper und schwieriger Ernährungslage durch anhaltenden Frost.

Was hieltet ihr von einer generellen Schonzeit für alles Wild vom 1.Febr. bis 1. Mai?
<HR></BLOCKQUOTE>

Grundsätzlich freunde ich mich nicht nur mit dem Gedanken an, sondern praktiziere ihn in meinem Revier seit ein paar Jahren.
Bislang kann ich eigentlich, ausser entgangener Ansitze, nur Vorteile erkennen.
1. die Schwarzwildstrecken sind in diesen Jahren deutlich gestiegen (was natürlich auch andere Ursachen hat)
2. die Tagesaktivität des Schwarzwildes hat erheblich zugenommen
ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass man bei 12-monatiger Dauerverfolgung nicht mehr Strecke macht, da die Schwarzkittel einfach viel stärker nach uns "Ausschau" halten und ggfs. nicht vor die Schützen kommen. Gönnt man ihnen aber auch Ruhephasen, insbesondere während der Zeit der "Niederkunft", und versucht seine Strecke während der verbleibenden 7 Monate zu machen, hat man mindestens den gleichen, oder wie bei uns, mehr Erfolg.

Natürlich ist eine Schonung allen Wildes ausschließlich im Wald möglich, da ansonsten in zeitigen Frühjahr die Wildschäden überhand nehmen könnten. Wird den Tauben und den Sauen im Feld weiter nachgestellt, wirkt sich die gleichzeitige Jagdruhe im Wald aber doppelt aus, oder?


<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Stöberjäger:

Vernichten dann überhandnehmende Füchse das Niederwild, oder fressen uns die Sauen komplett auf?

Wie kämen wir jagdverwöhnten Deutschen mit den Entzugserscheinungen klar?
<HR></BLOCKQUOTE>

Wie oben erwähnt. Es gibt genügend Zeiten, in denen wir den einzelnen Arten nachstellen können, durch deren Ausdehnung erhöht nicht zwangsläufig der Erfolg.


wipi
 

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