Kennt sich jemand am Aktienmarkt aus?

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Die vielen und dann noch fremdsprachigen Fachausdrücke in diesem Faden aus dem Aktienhandel lassen mich vor Ehrfurcht erschauern. Das hört sich nach Tiefenwissen an.

Ich bin nur ein einfacher Maschinenbauer mit ein paar Semestern BWL. Wir Techniker unterscheiden uns von Betriebswirten hauptsächlich dadurch, daß wir (zumeist) wirklich rechnen können, was Betriebswirten eher fremd ist, sobald es über die Grundrechnungsarten hinausgeht.

Bei Aktien gibt es zwei Fragen zu stellen:

Läßt sich die Kursentwicklung einer beliebigen Aktie vorausberechnen?


  • Antwort: Das geht leider nicht, denn über ausreichend lange Beobachtungszeiträume betrachtet, bestehen Aktienkurse statistisch gesehen aus reinem "weißen Rauschen". Und das ist per Definition nicht vorhersagbar.

Läßt sich aus dem Gesamtmarkt ein Ausschnitt (Portfolio) ableiten, das ein besseres Risiko- Ertragsverhältnis hat als der Gesamtmarkt?


  • Um das zu beantworten, sollte man einigermaßen rechnen können und beschaffe sich "Finanzierung" von "Olfert". Darin findet sich eine Formel, die das Verhältnis von Risiko zu Ertrag für den Aktien- Gesamtmarkt beschreibt. Wenn man die passend umformt, kommt heraus, daß der Gesamtmarkt immer besser ist, als jede seiner möglichen Untermengen (Portfolios). Und je kleiner ein Portfolio ist, desto schlechter sein Risiko- Ertragsverhältnis. Am schlechtesten ist die einzelne Aktie.

Wenn wir also aus dem vergangenen Kursverlauf nicht verläßlich auf den künftigen Kursverlauf schießen können und jedes mögliche Portfolio schlechter ist als der Gesamtmarkt, worin liegt der tiefere Sinn in der Arbeit eines Portfoliomanagers und wie kommt er zu seinen Kaufentscheidungen? Orakel befragen? Kaffeesatz lesen? Fundiert berechnen läßt sich leider nichts. Worin besteht also die Leistung?

Genau über diese Fragen in dieser Reihenfolge kam auch ich vor vielen Jahren mit den anderen Studenten zur Erkenntnis, daß das übliche Portfoliomanagement nichts anderes ist, als der Versuch, auf einer Glatze Locken zu drehen. Genau genommen war die Erkenntnis den zwei teilnehmenden Maschinenbauern vorbehalten, weil die große Masse die Mathematik nicht mal ansatzweise verstand. Der Rest mußte sich auf die Reputation des Vortragenden verlassen und Zuflucht zum Glauben nehmen.

Nun war der Vortragende aber selbst Portfoliomanager an einer der bekanntesten Privatbanken der Schweiz. Die Maschinenbauer (genau genommen ich) bohrten nach, wie er denn beruflich vorginge, nachdem er die üblichen Mittel soeben als wirkungslos entlarvt hatte. Erst wollte er nicht heraus mit der Sprache und dann kam das Folgende:

Nachdem der Gesamtmarkt bereits optimal ist, bildet man ein verkleinertes Abbild dieses Marktes, in dem möglichst viele Papiere im Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung aufscheinen. Dazu nimmt man so viel Geld, wie der Kunde auf lange Sicht als Spielgeld entbehren kann oder einsetzen will. Dann lebt der Kunde sein Leben und so nach 15, 20 oder mehr Jahren wird man bei minimalem Risiko nicht weit von der Wertsteigerung des Gesamtmarktes entfernt sein.

Ein einfaches Rezept aber mit zwei kleinen Schönheitsfehlern für den Normalverbraucher:
  • Damit sich der Aufwand beim Start rechnet, sollten allermindestens 250.000 EUR aufwärts angelegt werden. Eigentlich ein Mehrfaches davon.
  • Es kommt nur "Spielgeld" in Frage. Das ist Geld, das man für solche Spielchen übrig hat und bei dem es egal ist, wenn man am Ende der geplanten 15 oder 20 Jahre noch mal 5 Jahre länger wartet, weil der Markt gerade nicht so optimal passt.

Seit damals bin ich immun gegen die "wertvollen Anlage- Geheimtips" meiner Bankbetreuer. Warum wohl?

WH
Tarolla
 
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Fonds sind nichts für mich, die Gebühren der Fondmanager fressen die Erträge auf. Ich sehen nicht ein, dass ich mit meinem Geld gegelte Spitzenverdiener bezahle, die das Fondmanagement ohnehin auch nur dem Computer überlassen.

Über die Jahre bin ich mit selbstgewählten Aktien und den damit verbundenen Dividenden immer sehr gut gefahren. Wie bei anderen Anlageformen (Immobilien wurden genannt) kann man Finanzanlagen nicht immer jederzeit zu Geld machen, sondern muss auch die Nerven haben zu warten. Bei Aktien reicht der gesunde Menschenverstand um die richtigen Werte zu finden, die zwar keine Riesenerträge aber dafür ruhige Nächte bieten. Beispielsweise hat McDonald immer gute Dividenden gezahlt und noch eine hübsche Kurssteigerung hingelegt. Oder Coca Cola, Pfizer, nichts spekulatives, aber etwas dessen Produkte täglich in Massen übern Tisch gehen. Mehr Geld gabs auf keiner Bank. Wer mehr Gewinn und mehr Risiko verträgt hat in den letzten Jahren in Fischzuchtaktien investiert und sagenhafte Renditen eingefahren :lol:. Ja die Meere sind überfischt, die Bevölkerung wächst und Hunger haben sie alle. Wer hätte da gedacht, dass Autoaktien ein Scheixxx dagegen sind.

Immobilen machen immobil. Wir haben zehntausende Pendler die Unsummen an Mobilitätskosten und Lebenszeit verbrennen, weil sie sich nicht von einer Immobilie trennen wollen, dabei verlieren sie täglich mehr als sie vielleicht irgendwann mit der Immobilie direkt oder indirekt erlösen. Um eine Aktie zu verkaufen reicht ein Klick, um eine Immobile zu verkaufen nicht. Dazu ist die Besteuerung, je nach Art und Nutzung auch nicht ohne und mit Mieter oder Nutzer muss man sich auch herumstreiten. Abgesehen davon sind Immobilen seit der letzten Finanzkrise und in der Niedrigzinsphase hoffnunglos überteuert bzw. niemand trennt sich seit Jahren von wertstabilen Anlageimmobilien. Das was zu haben ist, ist restlos überteuert oder Schrott. Die wirklichen Schnäppchen machen nicht Privatanleger, sondern die Profis, die jeden Tag direkt und mit Beziehungen den Markt abgrasen.
 
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Was generelles zu "Beratungen"

Wer jemandem (wem auch immer) sein Geld anvertraut sollte ein so gutes und tiefes Vertrauen haben, das er dieser Person auch ohne zu zögern seinen Wohnungsschlüssel, Geldbeutel und Autoschlüssel auf unbestimmte Zeit überlässt.

Ausserdem: "there is NO free lunch". Niemand wird etwas umsonst machen oder Chancen verschenken. Wenn alles erzählte soooo toll und supersicher ist, warum wird es dann überhaupt publiziert und angeboten statt selbst schnell, einfach und unkompliziert superreich zu werden?

Alle wollen nur mein Bestes - nämlich mein Geld. Deshalb sollte man sich sehr gut überlegen worin man investiert.

Meine goldene Regel: keine Gier, realistische Renditeerwartungen und Geschäftsmodelle, die ich persönlich verstehe, nachvollziehen und unabhängig überprüfen kann.
 
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Finanzberater werden so lange geschult, bis der Ehrlichste unter ihnen denkt, dass er dem Kunden etwas wirklich brauchbares verkauft. Dabei ist er der Erste der dem Tunnelblick und falschen Aussagen erliegt. Zum Glück verdient er wenigstens etwas dabei.
 
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Man sollte auch immer bedenken, dass die Leute gerne über ihre erfolgreichen Investments reden ("Die Immobilie habe ich dann zum doppelten Preis verkauft" oder "Mit der Aktie habe ich locker 50% in 12 Monaten gemacht"), aber über die Fehlschläge schweigen. Deswegen bekommt man leicht eine verzerrte Sichtweise der Dinge.

Ich kenne genug Leute, die sich nach der Wende in Ostdeutschland ein "Renditeobjekt" zugelegt haben, und nun dankbar sind, dass sich jemand ihrer erbarmt und ihnen das Ding nach jahrelangen Verlusten mit großzügigen Abschlägen abnimmt.

An der Börse spricht man gerne über Facebook, Microsoft, Amazon und Co. aber die Millionen Start-ups und erfolglosen Going-publics, die dann nur Geld verbrannt haben, kennt heute kaum noch einer und finden in den Medien auch keine Erwähnung.
 
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Ich bin nur ein einfacher Maschinenbauer mit ein paar Semestern BWL. Wir Techniker unterscheiden uns von Betriebswirten hauptsächlich dadurch, daß wir (zumeist) wirklich rechnen können, was Betriebswirten eher fremd ist, sobald es über die Grundrechnungsarten hinausgeht.

Die ist schon klar, dass Herr Markowitz Wirtschaftswissenschaftler war?

Als Ingenieur dessen Frau Betriebswirtschaftlerin ist, kann ich Dir versichern, dass viele davon mehr als nur die Grundrechenarten beherrschen!

Die Tragik vieler Ingenieure ist gerade die absolute Ignoranz gegenüber den Wirtschaftswissenschaften verbunden mit der Meinung es besser zu können. Nach meiner Erfahrung kommt in dieser Kombination meistens Mist heraus...
 
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Mal eine andere Frage an die versammelten Fachleute.

Wie haltet ihr das mit der globalen Diversifizierung. Auch wenn ich für unser liebes Vaterland nicht ganz pessimistisch bin, so könnte es ja doch sein, dass die zunehmende Vergreisung der Gesellschaft und der ungehemmte Zuzug von zukünftigen "Ingenieuren" und "IT-Spezialisten" aus Kameltreiberstaaten dazu führt, dass Deutschland in Zukunft abgehängt wird.

Also lautet ja die Empfehlung, seine Investments global zu diversifizieren. Ganz allgemein gibt es ja den sogenannten "Home-market-bias", also die Tendenz, seine Investments auf die Heimat zu konzentrieren.

Kauft ihr also gezielt internationale Aktien oder ETFS ?

Nachteilig ist natürlich, dass man weniger Informationen hat, die politischen Rahmenbedingungen weniger kennt, oftmals auch unter Doppelbesteuerungen zu leide hat bzw. sich mühsam Steuern zurück holen muss.

Andere Möglichkeit wäre ja, gezielt in duetsche Unternehmen zu investieren, die bereits einen Großteil ihres Umsatzes weltweit machen, z.B. BASF, Siemens, SAP, etc.

Da profitiert man auch vom Wachstum der Emerging markets, hat aber einen bequemeren Zugriff über ein deutsches Unternehmen.
 
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Anders Rum könnte es auch so sein, das sich Wirtschaftswissenschaftler meist für den Nabel der Welt halten und das bei höchst fragwürdigem nutzen.

Ich kenne nur wenige WiWis die es schaffen anderen Leuten nicht Einen Job zu erklären, von dem sie keine Ahnung haben.

Und mein Lieblings Zitat eines WiWis:
"Gib mir eine Million, ich mach dir daraus eine Milliarde. Das habe ich schließlich gelernt"
 
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Mal eine andere Frage an die versammelten Fachleute.

Wie haltet ihr das mit der globalen Diversifizierung. Auch wenn ich für unser liebes Vaterland nicht ganz pessimistisch bin, so könnte es ja doch sein, dass die zunehmende Vergreisung der Gesellschaft und der ungehemmte Zuzug von zukünftigen "Ingenieuren" und "IT-Spezialisten" aus Kameltreiberstaaten dazu führt, dass Deutschland in Zukunft abgehängt wird.

Also lautet ja die Empfehlung, seine Investments global zu diversifizieren. Ganz allgemein gibt es ja den sogenannten "Home-market-bias", also die Tendenz, seine Investments auf die Heimat zu konzentrieren.

Kauft ihr also gezielt internationale Aktien oder ETFS ?

Nachteilig ist natürlich, dass man weniger Informationen hat, die politischen Rahmenbedingungen weniger kennt, oftmals auch unter Doppelbesteuerungen zu leide hat bzw. sich mühsam Steuern zurück holen muss.

Andere Möglichkeit wäre ja, gezielt in duetsche Unternehmen zu investieren, die bereits einen Großteil ihres Umsatzes weltweit machen, z.B. BASF, Siemens, SAP, etc.

Da profitiert man auch vom Wachstum der Emerging markets, hat aber einen bequemeren Zugriff über ein deutsches Unternehmen.

Ich kaufe nur Aktien, von denen ich glaube was nachvollziehen zu können; deshalb scheiden ausländische Papiere aus.
Habe gutes Geld mit VW gemacht und auf einen Schlag alle Verluste meiner Biotech-Aktien aus der Jahrtausendwende ausgeglichen; aber man lernt immer dazu, würde mir heute nicht mehr passieren. Lieber etwas weniger Risiko und ein paar Prozent weniger. Als Mischkalkulation gehören Immobilien aber einfach dazu, zumindest die selbst bewohnte.

Was die Experten angeht: Wenn sie Ahnung hätten, wären sie reich...
Meine Holde hatte über einen Finanzberater (der liebe Kloppo wirbt übrigens für die Truppe) in Immo-Fonds investiert :no:
Letzten Monat erhielt sie die letzte Rate ihres Einsatzes zurück mit 5% Zins nach BGB, aber auch zwei Gerichtsentscheiden (LG und OLG), wofür man gute Nerven und auch gutes Geld braucht; letzten Endes dann aber doch gut verzinst :biggrin:
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

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Nachteilig ist natürlich, dass man weniger Informationen hat, die politischen Rahmenbedingungen weniger kennt, oftmals auch unter Doppelbesteuerungen zu leide hat bzw. sich mühsam Steuern zurück holen muss.

Bevor man ein ausländisches Investment egal welcher Form angeht, ist es immer hilfreich sich über die Steuerfragen zu informieren. Mühsam ist das nur, wenn man sich kein Internet leistet, aber im Ausland gutes Geld verdienen will. :biggrin:

Ich kaufe nur Aktien, von denen ich glaube was nachvollziehen zu können; deshalb scheiden ausländische Papiere aus.

Schön blöd, wenn man auf ausländische Aktien verzichtet. Gut, in Burundi oder Afghanistan würde ich jetzt auch keine kaufen, aber was spricht gegen Aktien in MItteleuropa, Skandinavien, USA, Canada,... ? Denkst du ein norwegisches Staatsunternehmen wie Statoil (67% Staatsanteil) oder ein Global Player aus den USA geht den Bach runter?
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

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@Seamaster

Crashpropheten gibt es jeden Tag und jedes Jahr. Jede Richtung des Marktes wird bedient und ja, man kann auch auf fallende Kurse setzen. Jeder wie er mag. Natürlich kann auch morgen der Meteor einschlagen oder Mad Max die Reste der Welt übernehmen. Welches Investment wohl dann noch sicher ist? Kollabiert das Finanzsystem kollabiert die Wirtschaft, dann kollabiert auch das Immobiliensystem und niemand schert sich noch um Mietschulden. Vielleicht zieht der Staat Besitz dann ein, oder belegt ihn mit irrwitzigen Steuern um mit dem Erlös soziale Unruhen zu vermeiden.
 
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Hallo,
kennt sich hier jemand gut mit Aktien aus oder arbeitet sogar in diesem Bereich?

Habe durch eine Erbschaft ein kleines Depot geerbt, was jetzt erst einmal auf meine Hausbank übertragen wurde. Für mich sind Aktien ein absolutes Fremdland.

Der Verstorbene hat überwiegend DAX Aktien gekauft
Im Depot sind unter anderem

Commerzbank
Deutsche Bank
E.ON
K+S
Siemens

Leider stehen die überwiegenden Titel mit einem Minuszeichen, teilweise 30-40% im Depot.
Ganz schlimm die Commerzbank mit knapp 70% Minus.

Das Geld aus dem Aktienverkauf brauche ich nicht unbedingt zum Leben.
Liegen lassen oder wird es noch schlimmer?

Grüße
Türkentaube

Darauf zurückkommend: Wenn Du keine Ahnung hast, verkaufe! Das Schlimmste, was Du machen kannst, es einem Banker zwecks Mehrung in die Depotverwaltung zu geben......

Lass das, das geht in die Hose, sagt Dir ein Ex-Banker, der einmal glaubte, er hätte die Börse im Griff, bis er dann irgendwann feststellte: Es war genau umgekehrt!

Ein Wertpapierdepot ist eher was für Profis, die die Zeit haben, jeden Tag hinzuschauen, wobei die von dir dargestellten Werte eher für Solidität und nicht für hohes Risiko stehen. Das wird aber an den Märkten leider nicht immer ausreichend honoriert. Stattdessen regiert Gier und Unvernunft, wie man seinerzeit an Titeln des neuen Marktes und heute an Tesla sieht.

Massive Kursverluste (und -gewinne) sind teilweise erratisch und spiegeln eben nicht immer die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens wider, sie haben auch damit zu tun, dass institutionelle Anleger aufgrund von finanzmathematischen Modellen kaufen oder geben. Die Modelle sind ähnlich und damit werden teilweise Situationen ausgelöst, die mit Rationalität relativ wenig zu tun haben.

Du kannst die Papiere liegen lassen und abwarten, aber dann gib zur Sicherheit bei Deiner Bank eine stop loss order. Sinken die Kurse, wird automatisch zu Deinem StopKurs eine Verkaufsorder platziert und Du reduzierst Dein Verlustrisiko.

Kann sein, dass so oder ähnlich schon jemand gepostet hat - dann sorry, habe nicht alles gelesen. Im übrigen nur meine unbedeutende Sicht der Dinge... :roll:
 
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Die ist schon klar, dass Herr Markowitz Wirtschaftswissenschaftler war?
Ja.

Als Ingenieur dessen Frau Betriebswirtschaftlerin ist, kann ich Dir versichern, dass viele davon mehr als nur die Grundrechenarten beherrschen!
Ich gratuliere zur Gattin. Muß man in der Kombination erst mal finden.

Die Tragik vieler Ingenieure ist gerade die absolute Ignoranz gegenüber den Wirtschaftswissenschaften verbunden mit der Meinung es besser zu können. Nach meiner Erfahrung kommt in dieser Kombination meistens Mist heraus...
Das wird so sein. Genau so gefährlich ist es, wenn ein Betriebswirt dem Techniker oder der Techniker dem Betriebswirt blind und schrankenlos vertraut, statt sich mit dem jeweils fremden Fachgebiet zu beschäftigen, um eine brauchbare Gesprächsgrundlage zu schaffen.

Mich hat BWL durchaus fasziniert. Allerdings war unter den BWL- Studenten festzustellen, daß es ein sehr großer Unterschied ist, ob man Mathematik von einer allgemeinbildenden Schule mitbringt, wo es ein Fach neben vielen ist oder ob man als Techniker in fast allen Fachbereichen über Jahre mit angewandter Mathematik gedrillt wurde. Das hinterläßt einfach Spuren und erleichtert das Verständnis formelhafter Zusammenhänge. Und es erlaubt deren kritische Betrachtung. Auch wenn es dabei plötzlich nicht um Biegespannungen sondern Aktien geht.

Dazu kommt, daß man als Techniker mit Formeln rechnet, die sich aus der Beobachtung der Natur = Versuch und Messung ergeben. Daran ist wenig herumzudeuten, denn es ist angewandte Naturwissenschaft. Alles ist experimentell überprüfbar.

In der BWL kommen ganz schnell grundlegende Annahmen über das menschliche Verhalten zum Tragen, die man einfach postulieren muß, um überhaupt Formeln ansetzen zu können. Und vieles davon ist nicht überprüfbar und wird verwendet, weil es von einer "Autorität" so formuliert wurde. Frag Deine Gattin nach den Lehren der Soziologie da ist das besonders ausgeprägt. Es ist eben eine Sozialwissenschaft, die versucht, menschliches Handeln einigermaßen abzubilden, zu analysieren und (hoffentlich) auszunutzen, auf daß der Mammon sich in die eigene Kasse verschiebe. Schlimm wird es, wenn man die tönernen Beine (Postulate) übersieht und beginnt, die BWL- Mathematik und daraus abgeleitete Aussagen allzu ernst zu nehmen. Ohne die Leistung von Herrn Markowitz auch nur um ein Haar schmälern zu wollen, war auch er darauf angewiesen, bestimmte idealisierte Verhaltensweisen des Menschen anzunehmen, um überhaupt rechnen zu können. Das muß man einfach wissen, um abschätzen zu können, wie weit man diesen Rechnungen vertrauen kann.

WH
Tarolla
 
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Die vielen und dann noch fremdsprachigen Fachausdrücke in diesem Faden aus dem Aktienhandel lassen mich vor Ehrfurcht erschauern. Das hört sich nach Tiefenwissen an.

Ich bin nur ein einfacher Maschinenbauer mit ein paar Semestern BWL. Wir Techniker unterscheiden uns von Betriebswirten hauptsächlich dadurch, daß wir (zumeist) wirklich rechnen können, was Betriebswirten eher fremd ist, sobald es über die Grundrechnungsarten hinausgeht.
Ich bin selbst Maschinenbau Ingenieur.
Eine Angewohnheit der Ingenieure ist es dagegen Rechnungen unerlaubt zu vereinfachen.

Bei Aktien gibt es zwei Fragen zu stellen:

Läßt sich die Kursentwicklung einer beliebigen Aktie vorausberechnen?


  • Antwort: Das geht leider nicht, denn über ausreichend lange Beobachtungszeiträume betrachtet, bestehen Aktienkurse statistisch gesehen aus reinem "weißen Rauschen". Und das ist per Definition nicht vorhersagbar.

Läßt sich aus dem Gesamtmarkt ein Ausschnitt (Portfolio) ableiten, das ein besseres Risiko- Ertragsverhältnis hat als der Gesamtmarkt?


  • Um das zu beantworten, sollte man einigermaßen rechnen können und beschaffe sich "Finanzierung" von "Olfert". Darin findet sich eine Formel, die das Verhältnis von Risiko zu Ertrag für den Aktien- Gesamtmarkt beschreibt. Wenn man die passend umformt, kommt heraus, daß der Gesamtmarkt immer besser ist, als jede seiner möglichen Untermengen (Portfolios). Und je kleiner ein Portfolio ist, desto schlechter sein Risiko- Ertragsverhältnis. Am schlechtesten ist die einzelne Aktie.

Wenn wir also aus dem vergangenen Kursverlauf nicht verläßlich auf den künftigen Kursverlauf schießen können und jedes mögliche Portfolio schlechter ist als der Gesamtmarkt, worin liegt der tiefere Sinn in der Arbeit eines Portfoliomanagers und wie kommt er zu seinen Kaufentscheidungen? Orakel befragen? Kaffeesatz lesen? Fundiert berechnen läßt sich leider nichts. Worin besteht also die Leistung?

Genau über diese Fragen in dieser Reihenfolge kam auch ich vor vielen Jahren mit den anderen Studenten zur Erkenntnis, daß das übliche Portfoliomanagement nichts anderes ist, als der Versuch, auf einer Glatze Locken zu drehen. Genau genommen war die Erkenntnis den zwei teilnehmenden Maschinenbauern vorbehalten, weil die große Masse die Mathematik nicht mal ansatzweise verstand. Der Rest mußte sich auf die Reputation des Vortragenden verlassen und Zuflucht zum Glauben nehmen.

Nun war der Vortragende aber selbst Portfoliomanager an einer der bekanntesten Privatbanken der Schweiz. Die Maschinenbauer (genau genommen ich) bohrten nach, wie er denn beruflich vorginge, nachdem er die üblichen Mittel soeben als wirkungslos entlarvt hatte. Erst wollte er nicht heraus mit der Sprache und dann kam das Folgende:

Nachdem der Gesamtmarkt bereits optimal ist, bildet man ein verkleinertes Abbild dieses Marktes, in dem möglichst viele Papiere im Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung aufscheinen. Dazu nimmt man so viel Geld, wie der Kunde auf lange Sicht als Spielgeld entbehren kann oder einsetzen will. Dann lebt der Kunde sein Leben und so nach 15, 20 oder mehr Jahren wird man bei minimalem Risiko nicht weit von der Wertsteigerung des Gesamtmarktes entfernt sein.

Ein einfaches Rezept aber mit zwei kleinen Schönheitsfehlern für den Normalverbraucher:
  • Damit sich der Aufwand beim Start rechnet, sollten allermindestens 250.000 EUR aufwärts angelegt werden. Eigentlich ein Mehrfaches davon.
  • Es kommt nur "Spielgeld" in Frage. Das ist Geld, das man für solche Spielchen übrig hat und bei dem es egal ist, wenn man am Ende der geplanten 15 oder 20 Jahre noch mal 5 Jahre länger wartet, weil der Markt gerade nicht so optimal passt.

Seit damals bin ich immun gegen die "wertvollen Anlage- Geheimtips" meiner Bankbetreuer. Warum wohl?

WH
Tarolla
Worauf beziehst du dich, bzw. was willst du uns damit sagen?
Wenige schaffen es zuverlässig den Markt zu schlagen, genau deswegen sind Indexfonds ja so beliebt und eine gute Lösung für jeden der sich wenig mit seiner Anlage beschäftigen will.
"Anlage Geheimtipps" gibts nicht, vorallem nicht vom Bankberater ;)

Mal eine andere Frage an die versammelten Fachleute.

Wie haltet ihr das mit der globalen Diversifizierung. Auch wenn ich für unser liebes Vaterland nicht ganz pessimistisch bin, so könnte es ja doch sein, dass die zunehmende Vergreisung der Gesellschaft und der ungehemmte Zuzug von zukünftigen "Ingenieuren" und "IT-Spezialisten" aus Kameltreiberstaaten dazu führt, dass Deutschland in Zukunft abgehängt wird.

Also lautet ja die Empfehlung, seine Investments global zu diversifizieren. Ganz allgemein gibt es ja den sogenannten "Home-market-bias", also die Tendenz, seine Investments auf die Heimat zu konzentrieren.

Kauft ihr also gezielt internationale Aktien oder ETFS ?

Nachteilig ist natürlich, dass man weniger Informationen hat, die politischen Rahmenbedingungen weniger kennt, oftmals auch unter Doppelbesteuerungen zu leide hat bzw. sich mühsam Steuern zurück holen muss.

Andere Möglichkeit wäre ja, gezielt in duetsche Unternehmen zu investieren, die bereits einen Großteil ihres Umsatzes weltweit machen, z.B. BASF, Siemens, SAP, etc.

Da profitiert man auch vom Wachstum der Emerging markets, hat aber einen bequemeren Zugriff über ein deutsches Unternehmen.

Ich halte eine globale Diversifizierung für wichtig.
Diversifizierung wird hauptsächlich aus Gründen der Sicherheit gemacht, es wäre blödsinnig dann in unsichere Märkte wie die Schwellenländer zu investieren.
Was heute ein Boom Land ist kann morgen bereits in der Wirtschaftskrise oder im Bürgerkrieg stecken.
Auch Venezuela und die Türkei sind "Emerging Markets", ich würde mein Geld in keines der beiden Länder stecken.

Ich kaufe gezielt Aktien aus der EU, Nordamerika und Japan/Südkorea.
Dort herrschen stabile politische Systeme und Rechtssicherheit für die Unternehmen.
Ausserdem sind die stabilen und gut laufenden Unternehmen üblicherweise dort niedergelassen.
 

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