Kitzabschuß

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Hi,

bei uns im Revier hieß es immer „Du kannst nichts falsch machen“ (sofern per Gesetz erlaubt).
Damit war gemeint, dass man mir Mut machen wollte und ich danach nicht den Kopf abgerissen bekomme. Gleichwohl wurde auch gesagt, wenn etwas nicht optimal gewesen wäre.
Ich habe im Zweifel den Finger gerade gelassen (wie Du) und später gefragt.
Damit ist man aber viel auf sich gestellt. Daher hab ich mir entsprechende Literatur angeeignet. Das war extrem hilfreich, weil man den Lebenszyklus besser versteht, auch im Jahresverlauf.

Eigentlich wurde hier alles geschrieben. Der Ton hier in Forum ist oft daneben, inhaltlich passt hier in diesem Thread aber vieles.

Eine Kreatur ehren und nicht als Schädling betrachten, ist das eine, Deine ethischen Ansätze mit zweierlei Maß verstehe ich aber auch nicht.
Ich hab von Anfang an auch Kitze geschossen und versuche auch obige Regel (3/3/3) einzuhalten. Es wird im Jahresverlauf aber schwer genug mit dem Abschuss, wenn man es nicht gleich macht. Von den anderen Gründen (Beunruhigung, Äsungsangebot etc) mal abgesehen.

Ich habe auch mal eine Bache geschossen, die inne hatte. Das war für mich auch nicht der schönste Moment beim aufbrechen, aber es war für mich nicht erkennbar und die Bache sehr jung.

Und ganz am Ende: Man muss nicht schießen. Man kann auch mal einen Anblick genießen. Wenn du aber bis November nur Böcke geschossen hast, dann hast du wirklich etwas falsch gemacht.

Waidmannsheil
 
Zuletzt bearbeitet:
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...
Ich wäre dafür, daß Kitze erst ab Oktober freigegeben werden würden - und das man auch bei "Wald vor Wild" nicht versucht, ein Vergehen gegen die Schöpfung damit auszugleichen, das man ein anderes beginnt. Wie kann die Jägerschaft - übrigens auch im eigenen Interesse, denn wozu noch Jagd wenn es quasi kein Wald mehr gibt - da intervenieren? Eigentlich doch nur durch ein vernünftiges Gegenkonzept "Waldumbau MIT Wild".
Das kann aus anderen Gründen kontraproduktiv sein: Hier haben die adulten Rehe z.B. ein massives Problem mit Hautdasseln. die Entwicklung dieser macht die Stücke ab spätestens November in der Verwertung "problematisch". ab Dezember wandern die hier fast ausnahmslos ins Hundefutter, weil bei einer Belegung mit >100 Maden der komplette Rücken sowie die Keulen vereitert sind. Würde ich erst im Oktober mit dem Kitzabschuss anfangen (immer Kitz(e) vor Geiß!) könnt ich die meisten erlegten Geißen entsorgen. Dem Problem werd ich so aber auch nicht Herr. Drum MUSS ich früh im Jahr - bei uns ab dem 1.9. - kräftig bei den Kitzen reinlangen, um auch die Geißen erlegen zu können. Zudem wird es bereits im Oktober sehr schwierig, Rehwild zu erlegen. Die Tage werden Kürzer, die Äsung stellt sich um, Laubabfall, Haarwechsel usw. Wirst Du auch noch merken!

Das "Vergehen gegen die Schöpfung" kannst Du Dir gleich abgewöhnen. Du vermenschlichst das Wild, das wird Dir irgendwann auf die Füße fallen. Egal ob bei Jungfüchsen, Frischlingen oder Waschbären. Orientier Dich lieber an der Ökologie der einzelnen Wildarten. Da ist die Jungenmortalität ("im ersten Lebensjahr") oft bei 50% oder höher. Dem Jungtier bzw. dem Muttertier ist es auch relativ wurscht, wann das Jungtier stirbt, die Emotionalität beim Wild wird oft debattiert, beweisen konnte sie noch niemand. Der ethische Gedanke ist im Jagdgesetz und der Waidgerechtigkeit verankert. Er findet sich in der Schonzeit für führende Muttertiere. Schonzeiten für Jungwild sind i.d.R. an die potentielle Verwertbarkeit gebunden. Bei einigen Wildarten wird aber auch darauf keine Rücksicht genommen (Schwarzwild, Jungfüchse...)

Die Freigabe von Rehkitzen (und Geißen?)im August in Deinem Bundesland halte ich dennoch für kritisch. Die Kitze stehen jetzt oft alleine rum, weil die Geiß beim Bock steht. Umgekehrt heißt das auch, die Geißen sind ohne Kitze unterwegs. Zudem werden die Kitze oft noch abgelegt und es ist damit nicht sicher gestellt, dass die Geiß ggf. auch mit beiden Kitzen unterwegs ist oder eben nur eines dabei hat. In letzterem Fall wird dann auch nur eines erlegt und nach dem zweiten wird nicht mal geschaut. Im September laufen die Kitze hingegen schon relativ sicher mit der Geiß mit und dann lassen sich zuverlässig Doubletten und Tripletten erlegen. Die Möglichkeiten dazu werden nach dem Haarwechsel deutlich weniger, bzw. wird es immer schwieriger auch wirklich die ganze Familie zu erlegen. Nach meiner Erfahrung werden Geißen, denen die Kitze weggeschossen wurden für den Rest des Jahres nahezu unsichtbar und sehr schwer zu erlegen.
 
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17 Dez 2020
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Wie schon angemerkt: in Brandenburg sind die schon frei. Frischlinge sind ein Argument, aber bei Wurfstärken bis 10 Stück ist ein Eingreifen schon eher zu rechtfertigen; zumal man Frischlinge noch eher verwerten kann als ein zerplatztes Rehkitz. Und auch bei Füchsen muß ich nicht gleich losballern, wenn ich einen sehe - das muß ich auch schon irgendwie rechtfertigen können.
Zerplatzt
Rumballern

Wer solche Jäger in eigenen Reihen hat, braucht keine Jagdfeinde
 

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