Vorweg: Ich kann beide Seiten voll verstehen.
Auf der einen Seite der Pächter. Zahlt i.d.R. nicht wenig, trägt das Risiko. Arbeitet genau so im Revier mit, wie die Begeher (im Idealfall).
Auf der anderen Seite der Begeher. Bringt seine Arbeitskraft und evtl. Werkzeug mit ein. Hilft zu einem guten Teil bei der Wildschadensverhütung. Hat vllt. gute Ideen, setzt die um, kümmert sich um die Fallenjagd/das Niederwild sonstwas, das den Pächter vllt. freut wo er aber keine Zeit für hat, etc. Also bringt dem Revier und damit dem Pächter auch was.
Im Idealfall ergänzt sich das alles so, dass jeder das Gefühl hat er bekommt etwas angemessenes zurück für das, was er gibt.
Jetzt zur Problemstellung:
a) Pächterseitig. Gedankengang: "Ich zahle verdammt viel. Ich leiste zeitlich verdammt viel für das Revier. Ich habe mir das mal gute 10 Jahre ans Bein gebunden und trage die Konsequenzen allein, wenn es hart auf hart kommt. Andere Leute wollen jagen? Dann sollen sie sich an den Revierkosten (egal ob Pacht, Instandhaltungskosten, Wildschaden, etc.) zu einem gewissen Teil beteiligen!".
b) Begeherseitig. Gedankengang: "Ich stecke einen Arsch voll Arbeit in das Revier, helfe bei der Vermarktung, zahle X € nur für den Begehungsschein, kein Wildbret inklusive, helfe bei der Wildschadensverhütung, etc. pp. Also nehme einen guten Teil der Arbeit ab. Das finde ich alles in allem unfair!".
Beide Seiten kann ich absolut nachvollziehen. Kritisch wird es, wenn eine Seite denkt ohne die andere auskommen zu können, die Realität das aber nicht deckt(!), die andere Seite das merkt und dann das Gefühl hat ausgenutzt zu werden.
Offensichtlich ist, dass ein Begeher immer einen Pächter braucht, damit er einen BGS bekommt. Aber oftmals braucht der Pächter auch den/die Begeher, je nach Revier und persönlichen Möglichkeiten - und das weiß jeder Begeher und auch Pächter. Den Gedankengang "ja, entweder der zahlt das halt oder jagd wo anders, es stehen genug Schlange" ist an sich verständlich und absolut unternehmerisch. Hat aber auch einen Beigeschmack - achtung, Extrembeispiel - so nach: "ja ich vermiete das schimmelige 15qm Wohnklo an einen Studenten für 500€/Monat. Einer nimmt es immer, stehen genug Schlange. Müssen ja nicht bei mir Wohnen".
Ist halt immer die Frage, wieviel "Geschäft" man aus der Jagd machen will. Im Prinzip muss es ja nur für beide Seiten passen. Deswegen einfach offen kommunizieren, was das Revier pro Jahr für Kosten verursacht. Da schlucken viele schon das erste Mal. Dann sind auch eventuelle Hegebeiträge wieder relativiert - oder eben auch nicht und man geht seines Weges. Gute, offene Kommunikation ist alles.
Ist alles aber auch ein Problem des Jagdrechts, das einen Unterschied zwischen entgeltlichem und unentgeltlichem BGS macht. Die quasi-Gleichstellung eines entgeltlichen BGS zur Mitpacht schreckt viele Pächter ab, vollkommen verständlich.
Der Hegebeitrag kann den BGSler halt auch abschrecken - denn wenn es zum Streit kommt, ist es schwierig Forderungen zu stellen und der Pächter steht definitiv besser da. Da gehört dringend nachgebessert.
Halten wir fest:
- offen und klar kommunizieren
- Worte sind der Check, der durch die Taten gedeckt werden muss. Passiert das nicht, dann eskaliert es. Bei mir sehr schnell sogar
- Vertrauen entsteht nur durch Punkt 2. Und man darf nicht alle 2 Wochen seine Meinung ändern
- Verständnis und Dankbarkeit. Nicht nur haben, auch mal zeigen. Beiderseitig.
- am besten für jedes Revier eine individuelle Lösung erarbeiten. Da aber noch mal meinen ersten Beitrag in diesem Faden lesen: Denn kommen nie "gescheite" Leute, dann macht man etwas falsch
- nicht vergessen, dass man i.d.R. gegenseitig aufeinander angewiesen ist. Jeder will doch unter'm Strich Spaß an der Jagd. Das geht nur mit den richtigen Leuten im Team
Das sind nur ganz generelle Gedanken. Was für mich persönlich gut, machbar oder sonstwas ist, wo ich ja oder nein zu sagen würde spiegelt das hier nicht wieder, gebe auf Nachfrage aber gerne Auskunft.