An alle suchenden (Jung-)Jäger:
in dem BaySF Revier, in dem ich jage, hatten wir vor 1,5 Jahren einen Schwung von Jungjägern reinbekommen. Es ist nicht in Unterbereiche aufgeteilt, sondern jeder kann überall sitzen, Absprache per Chat.
Altersmäßig waren die JJ zwischen 35 und 58 (Frühpensionär).
Nach 12 Monaten waren wir Altjäger ziemlich ernüchtert und auch enttäuscht von den meisten Leuten. OK, jeder war zumindest einmal bei einer Hochsitzbau /-pflege aktion dabeigewesen - als sie dann aber mitbekamen, dass noch 3 Kanzeln und 3 Leitern neu gebaut werden müssen, dann aufgestellt und viele andere Plätze auch freigeschnitten werden müssen, sahen wir sie immer seltener, auch zur Jagd...
Andere brachten sich etwas aktiver ein.
Ein anderer Suchender verscholl nach den ersten Emails und Telefonaten im Nirvana, unser reales Teffen im September sagte er kurz vorher ab, weil er sein Kind zum Sport bringen musste / eine Absprache mit der Frau nicht geklappt hätte. Dann Funkstille. Auch recht.
Daher kann ich jeden JAB, Pächter, Förster etc. verstehen, der auf suchende Jäger erstmal reserviert reagiert.
Eine Jagderlaubnis ohne vorherige Kontakte suchen ist wie Kaltaquise im Vertrieb: ihr müsst euch selbst einem JAB "verkaufen". Im Vertrieb gilt: rufe 100 mögliche Kunden an. Davon erreichst du 30. 25 davon legen bald auf / wimmeln dich ab ("ja, senden Sie mir mal eine Email zu Ihrem Anliegen..."). Die restlichen fünf sind etwas offener. Mit einem davon findet man einen realen Termin vor Ort, um das Produkt persönlich vorzustellen. Aber ob der dann kauft ist immer noch nicht entschieden...
Natürlich erzählt jeder suchende Jäger dem JAB, wieviel Zeit und Passion er hat. Das unterscheidet euch also nicht von den anderen.
Für mich als Altjäger in dem Revier sind folgende Punkte bei einem Bewerber relevant:
* abgesehen von Knarre, Optik, Auto: welches Werkzeug hat der Jäger bzw. ist bereit dies zu kaufen? Ich habe Motorsäge, Hämmer, Nägel, Kuhfuss, Stangensäge etc etc. Was davon hat der Suchende - oder sagt er, wie unlängst geschehen: "Das brauch ich ja nicht, das haben Sie ja alles..." Ja, habe ich, verleihe es aber nicht, Ätsch.
* wie oft ist der Jäger, wenn er dann auf unserer Bewerber- oder gar BGSInhaber-Liste steht (zum Arbeiten und zu Sammelansitzen eingeladen wird), alleine draussen und macht sich mit dem Revier vertraut bzw. meldet Hochsitz-Schäden / sucht (auf und neben den normalen Wegen) nach Pirschzeichen oder schneidet auch mal alleine eine Leiter frei?
Fazit für alle Suchenden:
- macht euch bekannt, jetzt und nach Corona. Baut ein Netzwerk auf. Tretet in eure Jagdvereine ein und sucht nach Untergruppen, die euch interessieren (Jagdhorn, Hund, Schießen, Junge Jäger, Dachsgräber, .....).
- wenn eine Motorsäge nicht da ist / zu teuer / blabla besorgt euch Handsäge, Stangensäge, Astschere, Latthammer und Co. Jeder JAB wird es positiv wahrnehmen, wenn ihr zum Arbeiten Werkzeug mitbringt und nicht nach allem fragen müsst.
Viel Erfolg.
Torfstecher