Kombinierter Doppel- und Einabzug?

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Hallo zusammen,
nach kürzlich bestandener Jägerprüfung bin ich nun dabei, mir Stück für Stück meine Ausrüstung zusammen zu suchen. Nachdem das Thema Büchse bereits abgehakt ist und das Budget bereits ein wenig strapaziert hat, steht nun das Thema Flinte im Raum.
Nun könnte es natürlich eine Browning B525, Beretta Silver Pigeon 1 oder eine der anderen üblichen Verdächtigen werden...

Bis auf einmal ein guter Jagdfreund meines Vaters mit einer alten Suhler Doppelflinte von 1985 um die Ecke kam. Die wurde wohl von dessen Vater noch im hohen Alter erstanden und angeblich nur noch selten geführt. Stand mindestens die letzten 20 Jahre im Schrank. Und was soll ich sagen, ich finde sie schon sehr verlockend. Für die Niederwildjagden hier im Münsterland mit Sicherheit eine fast schon elegante Wahl. Mir ist natürlich bewusst, dass das eigentlich keinerlei besondere Flinte ist und die Qualität in Suhl in den späten Jahren eher schlechter als besser geworden ist.

Daher habe ich bei der Abholung meiner neuen Büchse dem Büchser die Flinte mal in die Hand gedrückt. Aussage nach kurzer Inspektion war: guter Zustand, dicht, wenig verschleiß, wahrscheinlich selten geführt und gut gepflegt.

Also mal eine Runde auf den Schießstand damit. Senkung hat der Schaft definitiv zu viel. Hatte der Büchser auch schon gesehen und mir testweise eine hässliche Schafterhöhung aufgeklebt. Damit ging das Schießen dann auch ganz gut. Irgendwann habe ich mich dann gewundert, dass die Flinte wenn beim Erstschuss getroffen wurde, die linke Hülse auswirft. Hä? Querflinten schießen doch von rechts nach links? Kurz unter die Läufe geguckt.... rechts halbchoke links vollchoke..... also habe ich immer zuerst mit vollchoke und danach mit halbchoke geschossen? Ja, offensichtlich bedient der vordere Abzug den linken und der hintere Abzug den rechten Lauf. Bis mir aufgefallen ist, dass der hintere Abzug zuerst den rechten und danach nochmal den linken Lauf bedienen kann. Das funktioniert auch inklusive der Ejektoren.

Also habe ich hier anscheinend einen kombinierten Doppel- und Einabzug? Gab es sowas mal ab Werk oder ist das eine Spezialanfertigung? Ich habe jedenfalls noch nie von so etwas gehört und hoffe hier auf Schwarmwissen dazu.


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Ich habe eine spanische BDF mit einem doppelten Einabzug. Das es den auch bei Querflinten gibt, war mir bis jetzt nicht bekannt. Ich finde diese Art der Laufauswahl besser / schneller als die Umschaltung mit dem Schieber.

Fliegt ein Hahn auf dich zu, schießt Du zweimal mit dem vorderen Abzug (wenn nötig). Machst Du einen Hasen hoch und er läuft von Dir weg, schießt Du zweimal mit dem hinteren Abzug (wenn nötig) Die Auswahl des Abzugs geht bedeutend schneller als mit dem kleinen Umschalter, der mit Handschuhen eh kaum bedienbar ist.

Da hast Du eine tolle Flinte, mit der Du auf jeder Niederwildjagd gut angezogen bist. Wenn Du aber keinen Spaß an der Flinte hast, gib Laut.


Das Foto muss wohl vertauscht worden sein. Ich hab's nicht hochgeladen.
 
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Ürks - das Klebeband gibt einem ja einen Stich ins Herz.
Ich hoffe, Dein Büchser dengelt Dir das Ding bald hin (y)
 
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Nun könnte es natürlich eine Browning B525, Beretta Silver Pigeon 1 oder eine der anderen üblichen Verdächtigen werden...
und genau dass wäre Dir anzuraten als Jungjäger!

Die aberwitzige Abzugskonstruktion wurde öfters in und für Frankreich verbaut, der Heimat absurder Flinten und abstruser Erfindungen.

Jeder normale Doppelabzug ist intuitiv ( bei Training) ohne Probleme , Fehlgriffe und Umdenken zu bedienen.
Das "Problem" der Laufumschaltung hat seit der Verbreitung der SLFs , der Änderung der Jagdbedingungen und der Anpassungsmöglichkeiten durch Wechselchokes erledigt.Deswegen benutzen 95% den Einabzug ohne ihn jemals (ausser im Parcours) umzuschalten .


Eine Flinte 12/70 mit voll und Halbchoke war bis zu den 80ern sicher gefragt, heute, bei sich schnell verbreitendem WE Vorschriften obsolet...ausser man hat die legale Möglichkeiten diese Regeln unbeachtet zu lassen.

Willst Du nicht auf die Gummierhöhung des Schaftes angewiesen sein,böte sich eine hölzerne Erhöhung an,die murksig aussieht (und kostet) oder ein neuer Schaft der preislich den bescheidenen Restwert (bei Sammlern von Flintenkuriositäten volkseigener Provinienz) dieser Waffe um ein Vielfaches übersteigen würde.
Für die Niederwildjagden hier im Münsterland mit Sicherheit eine fast schon elegante Wahl.
unter "elegant" würd ich ,mit Verlaub, was anderes verstehen.

Nix für ungut;)
 
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Naja, eleganter als die meisten Bockflinten.
Weicheisen ist tatsächlich ein Thema, die aktuellen Vorhaben der EU werden eine stahlschrottaugliche Flinte bald obligatorisch machen.
Wenn du sie für kleines Geld kriegen kannst, spricht für den Anfang nichts dagegen, aber so schön du sie auch findest, nimm nicht so viel Geld in die Hand.
Sie ist nicht WE tauglich, hat keine Seitenschlosse und das Baujahr spricht nicht für sie.
Als schwerwiegender sehe ich zwei andere Dinge. Gerade fürs Lernen beim Flintenschiessen wirst du dich mit ner Bockflinte erheblich leichter tun. Außerdem ist der fehlende Hochschuss nur schwer auszugleichen. Abschleifen geht, draufschleifen nicht. Manche biegen Flintenschäfte ja auch, aber Hochbiegen ist immer gefährlich, vor allem wenn so viel fehlt.
Bleibt nur ein neuer Schaft, was sich bei dem Wert der Flinte nicht lohnt oder eben eine Schafterhöhung, die auch ohne Panzerband optisch immer eine starke Beeinträchtigung darstellen wird.
Du brauchst über kurz oder lang sowieso eine Flinte wo der Schaft dir wirklich passt.
 
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Jeder normale Doppelabzug ist intuitiv ( bei Training) ohne Probleme , Fehlgriffe und Umdenken zu bedienen.
Und genau deswegen lässt sich ein doppelter Einabzug genauso bedienen. Man muss nämlich nicht zweimal einen Abzug bedienen, man kan auch zwei Abzüge je einmal bedienen.

Das "Problem" der Laufumschaltung hat seit ... der Änderung der Jagdbedingungen und der Anpassungsmöglichkeiten durch Wechselchokes erledigt.Deswegen benutzen 95% den Einabzug ohne ihn jemals (ausser im Parcours) umzuschalten .
Erkläre mir bitte in wiefern sich Jagdbedingungen geändert haben. Bei den Niederwildjagden an denen ich teilnehme, beschieße ich kommende und gehende Ziele. Welche Chokes sich wo befinden ist dabei völlig egal, denn ich muss für die unterschiedlichen Ziele den Lauf mit dem richtigen Choke auswählen.

Ich finde es traurig, wenn es 95% (woher kommt die Zahl?) der Niederwildjäger egal ist, ob sie den Hasen auf 35 Meter mit einem offenen oder geschlossenen Chocke beschießen. Mit dem offenen Choke ist der Hase mit hoher Wahrscheinlichkeit nämlich nur krank geschossen.

Sorry, aber für mich rufen Deine Einlassungen völliges Unverständnis hervor und zeigen mir, das Du Dich mit dem Thema nicht ansatzweise auseinander gesetzt hast.
 
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Und genau deswegen lässt sich ein doppelter Einabzug genauso bedienen. Man muss nämlich nicht zweimal einen Abzug bedienen, man kann auch zwei Abzüge je einmal bedienen.
Ganz so toll ist es leider nicht. Der vordere Abzug bedient ausschließlich den linken Lauf. Nur der Hintere kann beide Läufe bedienen. Sollte aber im praktischen Jagdbetrieb keinen großen Unterschied machen.
Meistens bewegt sich das Wild nunmal vom Schützen weg oder in etwa gleichbleibender Entfernung. In beiden Fällen kann man den hinteren Abzug wie einen Einabzug bedienen.
Sollte die Entfernung doch mal größer sein, kann man zuerst den vorderen und danach den hinteren Abzug benutzen. Allemal besser als die so einige Laufumschaltungen zu bedienen.

Das Argument einer "Aberwitzigen Abzugskonstruktion" lasse ich also nicht gelten. So ist es mir lieber, als ein Standard Doppelabzug.

So wie es aussieht, ist diese Konstruktion ja anscheinend eine Spezialanfertigung, was ich mir schon fast gedacht habe. Und genau das war auch der eigentliche Grund diesen Thread zu starten. Da ich beruflich im Maschinenbau tätig bin, fasziniert es mich einfach, dass Büchsenmacher es hinbekommen eine Flinte derart umzubauen. Also wer noch Infos dazu hat gerne her damit!


Eigentlich sollte es hier nicht darum gehen, mich zu einer moderneren Flinte zu bekehren, trotzdem hier mal meine zwei Cent zu den genannten Argumenten:

Das Problem mit dem über EU-Verordnungen fast schon bestehendem bzw. zukünftigem kompletten Bleiverbot (wann auch immer) ist mir bewusst. Ob man bei den paar Schuss, die man auf Treibjagden noch abgibt dann irgendwann aus Bismuth umsteigt oder sich in der Reichweite deutlich einschränkt wäre dann abzuwarten.
Für den Entenstrich, Baujagd, Krähenjagd (die mir schon viel Freude bereitet hat) usw. stände jedenfalls die Anschaffung einer SLF im Raum. Da würde mein Vater, der seit nunmehr drei Jahrzehnten mit seiner alten SKB jagt auch was zur Mitbenutzung beisteuern.
Dass jede Flinte ohne WE-Beschuss so langsam obsolet wird, ist mir aber auch bewusst.

Die größte Krux ist wohl die Senkung des Schaftes. Das lässt sich in der Tat nicht so einfach beheben. Neuer Schaft ist selbstverständlich aus Kostengründen raus. Biegen wird im benötigten Maß nicht mehr gehen. Bliebe noch die Möglichkeit einer Verstellbaren Schafterhöhung bzw. einer hölzernen Erhöhung. In Anbetracht des vergleichsweise niedrigen Restwertes wäre mir die Waffe für beides nicht zu schade. Bliebe noch der Kostenpunkt zu klären. Einen größeren Betrag werde ich da definitiv nicht investieren.
 
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Bei meiner BDF ist es anders. Der vordere Abzug bedient oben unten, der bintere bedient unten oben. Man kann für den zweiten Schuss umgreifen, muss es aber nicht.

Als Durchgehschütze entfernt sich das Wild in der Regel, als Vorstehschütze ist es eher anders herum. Die Praxis hat mir jedoch gezeigt, daß das Wild immer aus der Richtung kommt, aus der man es am wenigsten erwartet. Wenn dann noch umgeschaltet werden muss, sind die oben genannten 95% der Schützen wohl überfordert und das Wild muss ggf. leiden. Ich nehme bei der Niederwildjagd ausschließlich diese BDF mit zwei Einabzügen.

"Aberwitzigen Abzugskonstruktion" kommt von Leuten, die sich noch nie mit dem Thema beschäftigt haben.
 
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die Abzugskonstruktion wurde von Laurona in den Modellen 301 und 302 im Massenmarkt eingeführt,da man ein Zeichen setzen wollte, gegen die notorisch schlechten Einabzüge der spanischen Konkurrenten.
Erfolg war nicht beschieden,obwohl etliche Waffen in Europa (hauptsächlich Frankreich) verkauft wurden.
Laurona war immer sehr rege bestehende Entwicklungen weiterzutreiben; neue Stahlsorten,verlängerte Übergangskonen,diverse Oberflächenfinishes und eben auch dieses Abzugssystem,welches wohl auch von anderen kopiert wurde.

Das es sich nicht durchsetzte schuldet man der Einfacheit des Doppelabzugs: pro Lauf und Schloss, ein Abzug. KISS !
...und natürlich der weltweiten Durchsetzung des Einabzuges
Ob ein Mehr an Teilen auch ein Mehr an Stabilität bringt, ob die zusätzliche Wahlmöglichkeit praxisorientierten Zugewinn bedeutet,mag der Besitzer einer solchen Waffe entscheiden.
Waffentechnisch bleibts eine Fußnote unter Kuriositäten.
 
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Bei meiner ersten Flinte, Brünner ZH-303, löst der vordere Abzug nur den oberen, enger gechoketen Lauf aus, der hintere Abzug zuerst den unteren dann den oberen. Wenn man das verinnerlicht hat klappt das. Einen Drillingen beherrscht man ohne Übung ja auch nicht aus dem FF.

Wobei wir schon bei den Chokes sind: idR braucht bei kleineren Schrotgrößen kein Stahlschrotbeschuss (Beschussamt Ulm spricht von bis zu 3,25 mm bei 12/70) zu erfolgen. Jedoch hat der Choke hier eine noch zuschnürendere Wirkung. Auf diese sollte man achten, verändert sie die Schrotgarbe doch zT erheblich.

Und bei meiner ersten Flinte hat mir ein befreundeter Tüftler einfach den Schaft zerschnitten ;-) Also die Backenauflage sauber ausgesägt, 2 Erhöhungen drunter und fertig war die angepasste Flinte. Für eine 100 Euro-Flinte absolut ausreichend und noch ansehbar.
 
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Naja,
Mit den 3,25 Rottweil die man ja aus Flinten ohne Stahlbeschuss verschießen darf, würde ich aber niemals auf nen Hasen schiessen.
 

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