Lebensdauer Wärmebildgeräte

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Wärmebildtechnik ist alleine schon wegen der Optik nicht so ganz mit Konsumerprodukten wie Handys vergleichbar. [Weil Glasoptik zu viel Wärmestrahlung absorbiert müssen ziemlich exotische Werstoffe verwendet werden] Dennoch werden scheinbar so viele WBK´s verkauft, dass fleißig weiter entwickelt wird, der Preis erstaunlich schnell fällt, während die Leistung (nicht zwingend die Qualität) steigt.
Für 2000€ würde ich mir mindestens 6 Jahre einwandfreie Funktion wünschen, Tendenz 8 bis 10 Jahre.
Gruß concolor
 
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Darf ich kurz zusammenfassen:

Digitalgeräte:

Diese haben fast eine "unbegrenzte" Lebensdauer. Jedoch sind bei den Konsumerteilen die Innovationzyclen klein. D.h. nach 5 Jahren gibts meist wesentlich leistungsstärkere Geräte. Die "alten Dinger" funktionieren nachwievor, womöglich kein so schönes Bildchen wie ein neueres Gerät meines Reviernachbarn, aber sie funktionieren!

Natürlich gibt es bei den verbauten elektronischen Elementen, auch Leistungsstandards. Diese Bauteile werden je nach Anforderung in zumindest 3 Gruppen eingeteilt, und sind auch für "Zivil" im Handel erhältlich.

1. Mil
2. Industrie
3. Konsumer

Alle unterscheiden sich nur im einsetzbaren Temperaturbereich, resistenz gegen Umweldbedingungen und Dauerhaftigkeit der physikalischen Parameter. Z.B. Mil Bauteile werden künstlich gealtert, um die geforderten Parameter über Jahre unverändert zu halten.

Die mittlere Betriebsdauer bis zum Ausfall (MTBF) wird bei den Konsumer-Bauteilen mit 3 Jahren angegeben. D.h. hier kann mal ein Bauteil ausfallen, muss es aber nicht. Um hier genauer Auskunft zu geben wurde der Begriff "mittlere Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall" MTTF(D) eingeführt. D.h. bei einer MTBF von 3 Jahren beträgt der mindestens zu erwartende Einsatzbereich 10 Jahre.

ACHTUNG, hier wird angenommen, dass die Bauteile aber ununterbrochen 10 Jahre in BETRIEB sind!

MTBF von Industrie = 10 Jahre, die von Mil 20 Jahre.

Wärmebildgeräte:

Innenleben, wie oben bei den Digital-elektronischen Bauteilen, jedoch mit dem Unterschied dass Display und Sensor hier die Schwachpunkte sind.

1. Der Sensor verliert über die Zeit sein Vakuum, dadurch verringert sich die Empfindlichkeit.

2. Das Display verliert an Leuchtkraft.

Also wichtig bei WBK's ist ein qualitativ hochwertiger Sensor, bei dem der Hersteller die MTBF und die Lebensdauer des Vakuums angibt!!!!

Am Beispiel von Lynred (ehemals ULIS)

Pico640 Gen2:
Reliability (MTTF >15 yrs / 10 yrs vacuum life)

Der Knackpunkt ist hier das Vakuum dass nur eine Begrenzte Lebensdauer besitzt, egal ob das Gerät in Verwendung ist oder nicht!

Am längsten hält das Vakuum bei Metalleinbettung (Housing) des Sensors. Die berühmten Keramik-Sensoren kommen da wesentlich schlechter weg, sind aber in der Produktion billiger.


Röhren:

Diese haben gegenüber der allgemeinen Vorstellung von allen Nachtsichtsystemen, die längste Lebenserwartung.

Der Röhren Glaskörper ist mit Iridium (neben Osmium die höchste Dichte) versiegelt. Ein Vakuumverlust wird dadurch nahezu vollständig ausgeschlossen.

Die angegebene Lebensdauer von z.B. 15.000 Stunden besagt nur, dass nach Ablauf dieser Zeit noch 50% der ursprünglichen Leistung vorhanden sein muss. Die Teile sind danach, zumindest bei den Gen2+ Röhren, noch Jahrelang ohne gravierende Einschränkung zu verwenden. Gen3 sind hier weniger tolerant!

Die Angabe der Lebensdauer in Stunden, bezieht sich auf ununterbrochenen Dauerbetrieb bei periodisch wechselnder Beleuchtung. In der Größenordnung von 1 x Dunkel und danach normale Raumbeleuchtung im dreistelligen Lux Bereich. Die genauen Spec's hab ich wo rumliegen, find's grad nicht.

Bei sorgfältiger Behandlung sind Röhren unverwüstlich. Die überstehen sogar problemlos einen oder mehrere Waschvorgänge in einer Spül oder Waschmaschine.

60 Jahre alte dreifach kaskadierende Gen1 Röhren, stellen heute noch minderwertige Gen2+ Röhren in den Schatten. Und die funktionieren immer noch!

Resüme:

Im Normalfall halten Digital, WBK's und Röhren Jahre. Aber nichts ist für die Ewigkeit!
 

JBB

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Natürlich gibt es bei den verbauten elektronischen Elementen, auch Leistungsstandards. Diese Bauteile werden je nach Anforderung in zumindest 3 Gruppen eingeteilt, und sind auch für "Zivil" im Handel erhältlich.

1. Mil
2. Industrie
3. Konsumer

Alle unterscheiden sich nur im einsetzbaren Temperaturbereich, resistenz gegen Umweldbedingungen und Dauerhaftigkeit der physikalischen Parameter. Z.B. Mil Bauteile werden künstlich gealtert, um die geforderten Parameter über Jahre unverändert zu halten.

Die mittlere Betriebsdauer bis zum Ausfall (MTBF) wird bei den Konsumer-Bauteilen mit 3 Jahren angegeben. D.h. hier kann mal ein Bauteil ausfallen, muss es aber nicht. Um hier genauer Auskunft zu geben wurde der Begriff "mittlere Zeit bis zum gefahrbringenden Ausfall" MTTF(D) eingeführt. D.h. bei einer MTBF von 3 Jahren beträgt der mindestens zu erwartende Einsatzbereich 10 Jahre.

Dank für die hervorragende Zusammenfassung!

Hier noch eine kleine Anmerkung - da es weder bei dir Wakan, noch bei mir im vorhergehenden Post - gut rauskam.

Genau an dieser Stelle liegt der Hund begraben bei vielen Geräten. Dabei ist es relativ egal, welches Bauteil der Hersteller aus der Kiste zieht und verbaut, am Ende kann die Alterung des Bauteils ausreichen, damit ein elektronisches Gerät einen Ausfall hat.

Dies kann der Hersteller umgehen, oder sagen wir besser, hinauszögern. Entweder kauft er die teuren Mil Parts, was im Consumer Markt keiner tun wird, ODER er beachtet sein Derating. Dieses Derating besagt nämlich z.B. ein Kondensator mit 100nF hat nach x Jahren noch y nF über.

Kritisch ist das ganze z.B. bei digitalen Bauteilen, sprich den "Rechenhirnen" die heutzutage überall werkeln. Da werden oft bestimmte Werte ans Signal gestellt, das ankommt, damit der sauber rechnen kann, also nicht "genuschlt" wird vom Sender ;)

So kann z.B. durch die Wahl eines etwas größeren Bauteils die Lebensdauer erhöht werden, geht nur in gewissen Grenzen, da sich andere Parameter ändern können dabei ;) Diese Auswahl hängt aber am einzelnen Entwickler selber, sofern der Industriezweig da nicht sich selber Standards auferlegt. In der Spec des Herstellers des digitalen Bauteils ist normalerweise nur die Mindestforderung drinnen. Setze ich die einfach ein, wird das Gerät tun, aber vermutlich eher aufgebe, als wenn ein erfahrener Entwickler da noch etwas verändert. Im Automotive Bereich, wo ich war, gab es dazu extra Richtlinien und jedes Bauteil musste da gesondert betrachtet werden, um möglichst die 10 Jahre Mindestforderung zu schaffen. Klar, jeder kennt die Geschichten von Neuwagen, die das nicht schaffen, ist so, garantieren kann man es nicht. Wenn aber die ersten paar Monate nix passiert ist, sind die Chancen nicht schlecht, dass da auch so schnell nix passiert ;) Der Hund lag in dem Fall aber auch meist woanders begraben - eine SMD Fertigung ist heutzutage hoch komplex.

In meinem Haushalt gibt es genug Beispiele solcher "Altgeräte", die noch tapfer ihren Dienst tun mit Lebenspannen, wo jeder Early Adopter (auch so ein tolles Modewort) einen Herzkaspar bekommt ;)

Sehen wir nun den Schwachpunkt an anderer Stelle, wie Wakan darlegt, reicht die Lebensdauer den meisten vmtl aus, da sie dann eh ein anderes Gerät besorgen, also vorher ;)
 
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Hallo zusammen,

ich würde auch gerne eine solche Investition über 8 Jahre nutzen.

Kann man denn sagen, daß bei schonender Benutzung von DUAL-USE-Geräten i.d.R.:

- Röhren am längsten genutzt werden können?
- Danach kommen Digitalgeräte und
- Wärmebild hat die kürzesteste Lebensdauer?

Von welchen Röhren (Photonis?), digitalen NS oder WBK (Vakuum in Metalleinbettung) kann man normalerweise am längsten nutzen? Wie kann man sich da im Bereich bis 3,5 T€ orientieren?

Vorab Danke und Waidmannsheil!
 
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Bei den meisten WBK Geräten sind die Akkus Standard 18650er Akkus...
Die gibt's definitiv in 10 Jahren auch noch...
Die Elektronik sollte normal auch 10 Jahre und länger halten, sofern es nicht zu oft zu widrigen Bedingungen ausgesetzt wird.
Nässe und Kälte sind spezifziert (IPX...) und sind nach 10 Jahren nicht anders als bei Produktion.
Es könnte höchstens durch winzige Lücken etwas Schimmel an der Optik und am Okular sichtbar werden... Aber nicht bei guter Pflege und trockener Lagerung.
Ich hab ein 14 Jahre altes Notebook hier... Läuft immer noch mit Akku... Nur viel viel kürzer als vor 14 Jahren (30 Minuten)... .
 
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Man hat sich ja nicht umsonst die Geplante (und andere) Obsoleszenz ausgedacht.
Eine Glühbirne würde im Grunde auch nie kaputtgehen.
Wäre gut für die Rohstoffe, aber eben nicht so gut fürs Geschäft.
Kommt auf die Glühlampe an - die 100-jährige in den USA wird ja im Idealzustand betrieben, wenn man da 60-120W durchjagt, wird der Wendel sehr sehr heiss und Wolfram-Teilchen begeben sich auf Wanderschaft...irgendwann sind es dann zu wenige.
 
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Hallo zusammen,
....
Von welchen Röhren (Photonis?), digitalen NS oder WBK (Vakuum in Metalleinbettung) kann man normalerweise am längsten nutzen? Wie kann man sich da im Bereich bis 3,5 T€ orientieren?

Vorab Danke und Waidmannsheil!

Hallo Wehrhaft, der Bereich bis 3k5 ist im Bereich der Thermal und Röhrengeräte die Billigschiene.

Röhren (die "Abfallproduktion") können mit einer MTTF von 2000 - 5000h angenommen werden. Bei IRFPA's (Thermal-Sensoren) kann man ohne Angabe von MTTF und Vakuumlebensdauer von 10J (MTTF) und 5J (Vakuum) ausgehen.

Reine Digitalgeräte sind wegen der gebotenen Leistung und des wesentlich günstigeren Preises, bei sehr guter Qualität, hier klar im Vorteil.

Bei Röhren und IR-Sensoren muss man schon kräftig Münzen einschmeissen, um garantierte hohe MTTF und Vakuumlebensdauer zu bekommen.

Es gibt am freien Markt WBK's mit Garantien zwischen 5-7 Jahre, alle zwischen 6-12K angesiedelt.

Und Ja, Full-Spec Röhren mit MTTF von 15 Jahren, halten bei sorgfältiger Behandlung (wenig Kunst und Tageslicht) eine kleine Ewigkeit! Diese sind aber auch alle im Bereich über 6K.

Wie kann man sich da im Bereich bis 3,5 T€ orientieren?

Eigentlich garnicht, da in diesem Bereich sehr selten Angaben über MTTF und Vakuum angegeben werden. Bei den reinen Digitalgeräten kann man von der Lebensdauer, wie bei normaler Konsumerelektronik, ausgehen.

Aber keine Sorgen, die im unteren Preisegment angebotenen Geräte spielen alle in der selben Liega. Richtige WOW Effekte wird man leistungsmäßig, zwischen den Geräten nicht finden.
Vielmehr zählt hier Verarbeitungsqualität, Robustheit und durchdachtes Handling.
 
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Hallo Wakan,
ich habe mir Deinen Beitrag nochmal durchgelesen und Du würdest also bis 3,5T€ zu digitalen Dual-Use-Geräten raten wenn eine Nutzungsdauer von min. 8 Jahren angestrebt wird?
Was ist mit den oft genannten Dipol DN 34 pro und Dedal 525 GT pro? Beides ja Gen.2+ Röhren. Das 525 GT mit MTTF 10.000 Stunden.
Vielleicht hast Du da noch einen Tipp für mich. Gerne auch per PN.
Waidmannsheil!
 
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Hallo Wakan,
ich habe mir Deinen Beitrag nochmal durchgelesen und Du würdest also bis 3,5T€ zu digitalen Dual-Use-Geräten raten wenn eine Nutzungsdauer von min. 8 Jahren angestrebt wird?
Was ist mit den oft genannten Dipol DN 34 pro und Dedal 525 GT pro? Beides ja Gen.2+ Röhren. Das 525 GT mit MTTF 10.000 Stunden.
Vielleicht hast Du da noch einen Tipp für mich. Gerne auch per PN.
Waidmannsheil!

Ah Ok! 8 Jahre ist gar nichts. Das schaffen im Normalfall alle zu 99,9% die restlichen 0,1% wird aber im unteren Preissegment bis 3k5 niemand mit einer jahrelangen Garantie versehen!

Ausfälle kann es geben, aber das ist dann Pech, aber nicht die Regel!

Würde mir darüber keine großen Gedanken machen, wenn der Preis nicht zwingend eine Rolle spielt, bist bei den Röhre Geräten, wennst auf Bildqualität stehst, gut aufgehoben. Thermalvorsatz hat deutlichen Vorteil bei Sauenbefall, aber schlechteres Ansprechen. Digital hat das stärkste Preis Leistungsverhältnis.

Bedenken muss man auch, ob die Verwendung eines Aufhellers erlaubt ist!

Für nicht DE ist natürlich eine Zieloptik das Nonplusultra!

Achso, das Dedal und das Dipol sind sehr gute Geräte!!
 

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