Ich will mal von anderer Warte anfangen. Die Situation in Kanada kenne ich nicht im Detail, vor allem lebe ich nicht dort - in sofern möchte ich mich entschuldigen, als dass es mir natürlich nicht wirlich zusteht, ein Urteil abzugeben. Allerdings sind wir hier ja auch nicht im "Jagdforum kanadischer Jäger, die der deutschen Sprache mächtig sind", es kommt daher zwangsläufig dazu dass Forenteilnehmer die Situation auch aus anderer Warte sehen - ich persönlich eben auch aus den USA, die ich was das angeht doch etwas besser verstehe.
Was mir in den USA z.B. fehlt sind wirklich konstruktive Vorschläge der NRA, stattdessen sieht man nur eine reflexartige Total-Blockade jeglicher Kontrollen. Eine Waffe stellt ein Risiko dar. Punkt. "Risiko-Management" befasst sich mit
- der Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos
- der Bewertung der möglichen Auswirkungen bei Eintritt des Risikos
Es gibt verschiedene Methoden der Risikobewertung, eine ist beide mit einem "Faktor" zu versehen, zu multiplizieren und daran festzumachen, wie kritisch ein Risiko anzusehen ist. Je kritischer, desto mehr Arbeit muss man dann investieren, um sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit zu reduzieren, als auch - soweit möglich - die möglichen Auswirkungen. Egal was man tut, muss man sich darüber im Klaren sein, dass jede Risikovermeidung oder - verminderung auch etwas "kostet". Damit ist nicht nur Geld gemeint - wenn man das Recht eines Bürgers einschränkt, gehört das z.B. auch zu den Kosten, und diese Kosten sind in Relation zu stellen zur Risikobewertung.
Im Moment überlassen wir dieses Feld einzig der "öffentlichen Diskussion". Und hier gibt es ganz offensichtlich Politiker, die es sich leicht machen und die einzige Möglichkeit in der Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit darin sehen, bestimmte (oder gleich alle) Waffen zu verbieten.
Das Risiko, das wir her betrachten lautet also z.B.
"Missbräuchlicher Schusswaffengebrauch von SLB durch Inhaber einer Waffenlizenz"
Es gibt auch ein - vermutlich sehr viel höheres - Risiko durch illegale Schusswaffen - hier könnte man aus Sicht der legalen Waffenbesitzer dann eine Verantwortung für folgendes Risiko definieren:
"Illegale Weitergabe von Waffen(-teilen) und Munition durch einen Inhaber einer Waffenlizenz an unberechtigte Dritte".
Das tragische bei beiden ist, dass - auch bei relativ geringer Eintrittswahrscheinlichkeit - das Produkt aus derselben mit dem Faktor "Auswirkungen" immer noch sehr hoch ist. Das liegt an der hohen Bedeutung die wir menschlichem Leben bzw. körperlicher Unversehrtheit zuschreiben. Jäger und sonstige Waffenbesitzer werden sich damit abfinden müssen, dass eine Risikominimierung im öffentlichen Interesse liegt, auch auf Kosten der Einschränkung von Bürgerrechten. Auch wenn nur ein Zehntel-Promille der Kanadischen Waffenbesitzer z.B. sorglos mit Munition umgehen, wären das bei geschätzt einer Million Waffenbesitzern immer noch 100 Idioten. Ihr müsst ja nicht mit mir diskutieren, warum ihr Eure Waffen behalten sollt, sondern mit der einen Mutter und dem einen Vater, die ihr Kind verloren haben. Es sterben auch täglich Menschen im Strassenverkehr - es gibt dennoch einen gesellschaftlichen Konsenz, Autos nicht komplett abzuschaffen. Sehr wohl wird kontinuierlich daran gearbeitet, sowohl Eintrittswahrscheinlichkeit als auch Auswirkungen zu minimieren. Ein "Restrisiko" verbleibt immer.
Ergo: Was konkret kann man denn sonst tun? Natürlich ist es legitim zu sagen "10 Schusswaffentote sind ok, gemessen an der Anzahl registrierter Waffen". Ob man damit durchkommt, weiß ich nicht.
Vieles, dass du schreibst, ist richtig. Ich möchte dennoch anmerken, dass ich deine Argumentation locker auf bspw. Alkohol übertragen könnte. Durch Alkohol kommen jedes Jahr in D. eine Menge unschuldiger Menschen ums Leben, dennoch wird nicht nach Verboten geschrien. Es wird nur versucht, den Bürger zur vernünftigen Nutzung anzuhalten.
Am Ende läuft es auf die Frage Freiheit gegen Sicherheit hinaus, und eine einfache Lösung dafür gibt es nicht.