Die Geschichte wirkt ziemlich schräg.
Wie unterscheidet der die weiblichen Rehe und die Kitze auf den Bildern der Fotofallen individuell, dass er glaubt, absolute Bestandszahlen zu kennen ?
Es ist mittlerweile doch Konsens, dass man Rehe nicht wirklich zählen kann.
Und nach seiner "Theorie" könnten Jungluchse ja nie das angeblich "typische" Luchsverhalten lernen, Rehe komplett zu fressen, weil Jungluchse ja typischerweise immer mit der Luchsin an der Beute fressen.
Erst schreibt er von angeblich extrem wenigen Rehen, danach werden aber mindestens neun Rehe aufgezählt, die nur angefressen und dann auch noch gefunden wurden - also nur ein kleiner Teil der insgesamt erbeuteten Zahl und ein noch kleinerer Teil des vorhandenen Bestandes.
Das beschriebene Verhalten deutet eher drauf hin, dass Luchse einfach Beute machen können und es nicht nötig haben, geschlagene Rehe komplett zu fressen, vor allem, wenn sie ev. an der Beute auch noch gestört werden.
Und er macht wohl den Fehler, dass er "seine" 300 ha isoliert sieht.
Das zeigt sich schon am Beispiel der Luchsin Geli :
Zuerst heisst es "„
Geli“ kam Anfang August in „ihr“ Revier zurück, mit drei jungen Luchsen. ", danach "
„Vermutlich ist sie wieder nach Tschechien abgewandert“, sagt der Luchskoordinator. Ein tschechischer Baumfahrer erzählte, dass er drei Jungluchse nahe am Osser gesehen habe."
In Wirklichkeit ist es luchstypisch wohl eher so, dass es sich bei den 300 ha mit den Fotofallen nur um einen Revierteil der Luchsin handelt, das gesamte (grenzüberschreitende) Streifgebiet wesentlich grösser ist und sie ganz normal zwischen den einzelnen Teilen hin- und herwechselt.
Und natürlich können sich Luchsreviere auch überschneiden, die von männlichen und weiblichen Tieren sowieso.
Es wäre ausserdem interessant, zum Vergleich noch andere Daten heranzuziehen, z.B. die regelmässigen forstlichen Vegetationsgutachten.
Die müssten bei der behaupteten Rehwilddichte ja sensationell ausfallen und auf dieser Grundlage werden auch die Abschusspläne erstellt, die könnten also stark gesenkt werden.
Natürlich darf auch das übliche Gejammer über die angebliche Gefährdung von seltenen Arten wie Auerhuhn und Haselhuhn nicht fehlen.
Dabei wird aber "vergessen", dass Luchse auch Füchse schlagen (und ev. auch fressen, gerade wenn es angeblich so wenig andere Beutetiere gibt).
Und wenn ein Luchs im Laufe seines Lebens nur 10 Füchse entnimmt, dann hat er damit den Prädationsdruck auch auf gefährdete Arten im System insgesamt schon verringert, hilft also Auerhuhn, Haselhun & Co. unter dem Strich.
Genauso verhält es sich im Werdenfelser Land der bayerischen Alpen.
Da schiebt man die schlechten Bruterfolge der Steinadler auf eine Bleivergiftung durch Geschossreste in verludertem Wild, anstatt die Paragleiter, Hiker, Klimber, Mountainbiker und andere Outdoor freaks zu "lenken".
...
Äh, nö !
Für schlechte Bruterfolge von Steinadlern wird eher ein in Teilbereichen zu niedriger Gemsbestand (wegen der fanatischen Verfolgung durch den Forst in den gerade in Oberbayern weit verbreiteten Staatsjagdrevieren), aber auch Störungen durch Hubschrauber, Gleitschirmflieger etc. zur Brutzeit verantwortlich gemacht.
Für in den (bayerischen) Alpen tot oder schwer krank (also flugunfähig) aufgefundene Steinadler (und Bartgeier, etc.) mit durch Laboruntersuchungen nachgewiesenen extrem hohen Bleiwerten im Blut werden hingegen rational völlig nachvollziehbar Bleivergiftungen "verantwortlich" gemacht, und dafür ist Geschossblei nun mal leider die wahrscheinlichste Ursache, ggf. sogar noch bestätigt durch das für Geschossblei typische Elementenverhältnis.