Luchse verhungern

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Gelöschtes Mitglied 3063

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Lies einfach den vom Sir verlinkten Zeitungsbericht.

Hab ich. Jetzt zum fünften mal. Ändert nix am Problem, dass der Blick aufs große Ganze fehlt.

Mich würde auch interessieren, wie häufig er die Kameras ausließt und wie die Situation 1km - 5km - 10km weiter mit selbiger Kamera-Dichte ausschaut. So kann man vieles reininterpretieren. Es kann sein, dass dort eine exorbitante Luchsdichte herrscht und das Rehwild quasi ausgerottet wurde, ja. Es kann aber auch so vieles mehr sein. So nehm ich den Artikel zur Kenntnis, mehr aber auch nicht.
 
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Auch das kann sein. Auch hier. Zu viele Mutmaßungen. Klar sollte man sich Gedanken machen, ob eine wackelige Beuteart vor Ihrer Stabilisierung einen zusätzlichen Prädator verträgt.

Allerdings wird gerade in diesen Fällen so viel Schmarrn erzählt, irgendwelche Sündenböcke kreiert etc... deshalb tu ich mich sehr hart, hier mit in den Mob ein zusteigen und "hängt Sie" zu schreien. Ökosysteme haben so viele Interaktionen und Vernetzungen. Da können in der Tat kleine Eingriffe das ganze System zum Kippen bringen, werden aber manchmal auch komplett überbewertet.
"Wiederansiedlung gescheitert
Auerhühner waren früher im Buchen-Fichten-Mischwald der höheren Harzlagen beheimatet. Mit dem Verschwinden der natürlichen Bestände dieses Lebensraums durch Aufforstung verlor der größte Hühnervogel Europas im Harz seine Lebensgrundlage.
Wiederansiedlungsprojekte ab 1978 waren leider nicht erfolgreich und wurden 2003 eingestellt."

https://www.nationalpark-harz.de/de/natur-erleben/auerhuhngehege/

"Zwischen Sommer 2000 und Herbst 2006 wurden im Nationalpark Harz nach und nach insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere waren Gehegenachzuchten aus europäischen Wildparks, die vor der Freilassung in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark in den neuen Lebensraum eingewöhnt worden waren."
https://www.luchsprojekt-harz.de/luchsprojekt/de/Luchswiederansiedlung/wiederansiedlung/
 
G

Gelöschtes Mitglied 3063

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Ich kann @Kanzelschläfer nur Recht geben.
"Populationsdichte:
die Anzahl der Luchse pro Flächeneinheit ist durch das Territorialsystem begrenzt und ist abhängig vom Nahrungsangebot;
(!) in Westeuropa ca. 1 - 4 Luchse pro 100 km² incl. Jungtiere."

https://www.luchsprojekt-harz.de/luchsprojekt/de/der_luchs_im_portrait/Luchs-Steckbrief/

Die hier genannte Dichte von 6 adulten Tieren auf 300 ha ist kein ökologisch tragbarer Bestand, selbst bei gutem Nahrungsangebot.

Würde ich die selbe Rechnung bei Rehen aufstellen kämt Ihr sofort mit "künstlicher Konzentration", "Wild aus dem Umland", "kann man gar nix drüber aussagen" etc...

Wir haben Hier einen ganz kleinen Ausschnitt, wir wissen nicht auf welcher Fläche sich die Luchse sonst noch weiter aufhalten, ob die Reviere sich hier überlagern, es wird von Revierübernahmen gesprochen. Auf 300ha. Da kann man schlecht von Übernahme reden. allenfalls von Verschiebungen, angesichts des sonstigen Streifgebiets... Ja, wenns wirklich 1,3 Luchse/100ha auf 10000ha (sprich 130 Luchse) wären, dann könnte man wirklich von exorbitanter Luchsdichte sprechen.
 
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Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
"Wiederansiedlung gescheitert
Auerhühner waren früher im Buchen-Fichten-Mischwald der höheren Harzlagen beheimatet. Mit dem Verschwinden der natürlichen Bestände dieses Lebensraums durch Aufforstung verlor der größte Hühnervogel Europas im Harz seine Lebensgrundlage.
Wiederansiedlungsprojekte ab 1978 waren leider nicht erfolgreich und wurden 2003 eingestellt."

https://www.nationalpark-harz.de/de/natur-erleben/auerhuhngehege/

"Zwischen Sommer 2000 und Herbst 2006 wurden im Nationalpark Harz nach und nach insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere waren Gehegenachzuchten aus europäischen Wildparks, die vor der Freilassung in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark in den neuen Lebensraum eingewöhnt worden waren."
https://www.luchsprojekt-harz.de/luchsprojekt/de/Luchswiederansiedlung/wiederansiedlung/

Wurde bereits gesagt. Und nun? Schlussfolgerung? 22 Jahre lange erfolgreiche Ansiedlung wurde binnen drei Jahren durch Luchs kaputt gemacht und dann aufgegeben?

Edit, hab mal kurz geschaut:

Von 61 Totfunden entfielen weit uber die Halfte (62 %,
n = 38) auf den Rotfuchs (Vulpes vulpes). Dem Luchs
(Lynx lynx) fielen vier Auerhuhner zum Opfer (7 %).
Drei Luchsrisse befanden sich in unmittelbarer Umgebung
der Eingewohnungsvoliere.
Fuchsrisse konnten
hingegen nie direkt an der Voliere nachgewiesen werden.
Der Habicht (Accipiter gentilis) erbeutete ausschlieslich
Hennen (10 %, n = 6). Weitere Verluste traten durch
Strasenverkehr (7 %, n = 4) und durch Unterernahrung
(3 %, n = 2) auf. Schlechter Ernahrungszustand konnte
dabei lediglich bei Hennen im Auswilderungsjahr 1999
als Todesursache festgestellt werden. In zwei Fallen (3 %)
kamen Auswilderungstiere durch Hunde zu Tode. Fur
funf tot aufgefundene Auerhuhner (8 %) blieb die Todesursache
unklar.

QUELLE
 
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Knut

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Die hier genannte Dichte von 6 adulten Tieren auf 300 ha ist kein ökologisch tragbarer Bestand, selbst bei gutem Nahrungsangebot.
Das ist kein Nachweis der Dichte, sondern des Vorkommens. Dies ist ein wesentlicher und sehr wichtiger Unterschied.
Auch wenn dieses Vorkommen sehr ungewöhnlich ist, ist das noch lange keine Dichte, denn aus den Nachweisen per Fotofalle weiss man nicht, wie groß und wo die Reststreifgebiete dieser Luchse sind.
Dass diese sehr viel größer sind, als das Jagdrevier, ist sicherlich klar, allein anhand der geringen Frequenz der Nachweise (65/Jahr gesamt).

Der Artikel ist halt ein anektotischer Erfahrungsbericht -und als solcher einer der interessanteren- aber halt keine wissenschaftliche Erfassung, nicht mal im weiteren Sinn
 
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Gelöschtes Mitglied 16162

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Der Luchsbeauftragte macht jedenfalls sein Sache ausgezeichnet. Findet er doch glatt einen äußerst seltenen Hotspot um alle Tiere von 1000 - 3000km² innerhalb 300ha zu studieren.
 
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Das ist kein Nachweis der Dichte, sondern des Vorkommens. Dies ist ein wesentlicher und sehr wichtiger Unterschied.
Auch wenn dieses Vorkommen sehr ungewöhnlich ist, ist das noch lange keine Dichte, denn aus den Nachweisen per Fotofalle weiss man nicht, wie groß und wo die Reststreifgebiete dieser Luchse sind.
Dass diese sehr viel größer sind, als das Jagdrevier, ist sicherlich klar, allein anhand der geringen Frequenz der Nachweise (65/Jahr gesamt).

Der Artikel ist halt ein anektotischer Erfahrungsbericht -und als solcher einer der interessanteren- aber halt keine wissenschaftliche Erfassung, nicht mal im weiteren Sinn

Interessant wird es vor allem wenn ein paar Kilometer südlich auf den offiziellen Wildkameras vier weitere Luchse registriert werden.
Bei uns im Revier, nochmal etwa 8 Kilometer südlicher, sind weitere drei Luchse "heimisch".
Ein Abgleich erfolgt (der Jagdpächter war Luchsberater und pflegt weiterhin seine Kontakte).
Eine Auswirkung auf das Rehwild ist deutlich spürbar. Unsichtbar werden der Rehe ginge ja noch - sie wären jedenfalls noch da. Aber wenn man kaum Pirschzeichen mehr findet - Losung, Betten, Fährten, Fegestellen und man auch keine Schrecken mehr hört beim Ansitz, dann haben da ein paar Luchse zuviel an ihrer Nahrungsgrundlage geknabbert.
Würde das mit den angegebene Größen der Streif und Jagdgebiete stimmen, dann würden die Luchse nicht weiter bemerkt werden - jagdlich. Die paar Rehe in den einzelnen Revieren ,die sich der Luchs dann holt, fallen nicht ins Gewicht, bzw. werden von Jäger gar nicht mal bemerkt.
Schlimm wird es, wenn Luchse am hellichten Nachmittag ungeniert um Wohnhäuser streichen oder sich nur mit lautem hupen von an der Straße gerissenen Reh vertreiben lassen.
Nein, nicht wissenschaftlich, aber zwei und zwei zusammengezählt.......
 
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Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
Interessant wird es vor allem wenn ein paar Kilometer südlich auf den offiziellen Wildkameras vier weitere Luchse registriert werden.
Bei uns im Revier, nochmal etwa 8 Kilometer südlicher, sind weitere drei Luchse "heimisch".
Ein Abgleich erfolgt (der Jagdpächter war Luchsberater und pflegt weiterhin seine Kontakte).

Dann wird es wirklich interessant. Wie läuft dann das Monotoring bei Euch?
 
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Ich kann einen Teil Besuchertechnisch erschließen, Loipen und Pisten anlegen, mit Wanderwegen durchziehen, und ich kanns lassen. Schau mal Bsp. Fichtelgebirge. Natürlich errichte ich keine Sperrzone damit. Aber Lenken eingreifen kann ich damit sehr wohl.

Genauso verhält es sich im Werdenfelser Land der bayerischen Alpen.
Da schiebt man die schlechten Bruterfolge der Steinadler auf eine Bleivergiftung durch Geschossreste in verludertem Wild, anstatt die Paragleiter, Hiker, Klimber, Mountainbiker und andere Outdoor freaks zu "lenken".
Wird da so viel Wild ange-"bleit", dass 30 Adler daran jämmerlich eingegangen sein sollen???
Von den zigtausenden Urlaubern, die jährlich dort Wildbret von Reh, Gams und Rotwild verzehren,
müssten ja ebenfalls welche (oder wenigstens mal einer) eine Bleivergiftung erlitten haben.
Besucherlenkung - pffff - Was Geld bringt und Arbeitsplätze schafft hat Vorrang.
 
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Die Geschichte wirkt ziemlich schräg.

Wie unterscheidet der die weiblichen Rehe und die Kitze auf den Bildern der Fotofallen individuell, dass er glaubt, absolute Bestandszahlen zu kennen ?
Es ist mittlerweile doch Konsens, dass man Rehe nicht wirklich zählen kann.

Und nach seiner "Theorie" könnten Jungluchse ja nie das angeblich "typische" Luchsverhalten lernen, Rehe komplett zu fressen, weil Jungluchse ja typischerweise immer mit der Luchsin an der Beute fressen.
Erst schreibt er von angeblich extrem wenigen Rehen, danach werden aber mindestens neun Rehe aufgezählt, die nur angefressen und dann auch noch gefunden wurden - also nur ein kleiner Teil der insgesamt erbeuteten Zahl und ein noch kleinerer Teil des vorhandenen Bestandes.
Das beschriebene Verhalten deutet eher drauf hin, dass Luchse einfach Beute machen können und es nicht nötig haben, geschlagene Rehe komplett zu fressen, vor allem, wenn sie ev. an der Beute auch noch gestört werden.

Und er macht wohl den Fehler, dass er "seine" 300 ha isoliert sieht.
Das zeigt sich schon am Beispiel der Luchsin Geli :
Zuerst heisst es "„Geli“ kam Anfang August in „ihr“ Revier zurück, mit drei jungen Luchsen. ", danach "„Vermutlich ist sie wieder nach Tschechien abgewandert“, sagt der Luchskoordinator. Ein tschechischer Baumfahrer erzählte, dass er drei Jungluchse nahe am Osser gesehen habe."

In Wirklichkeit ist es luchstypisch wohl eher so, dass es sich bei den 300 ha mit den Fotofallen nur um einen Revierteil der Luchsin handelt, das gesamte (grenzüberschreitende) Streifgebiet wesentlich grösser ist und sie ganz normal zwischen den einzelnen Teilen hin- und herwechselt.
Und natürlich können sich Luchsreviere auch überschneiden, die von männlichen und weiblichen Tieren sowieso.

Es wäre ausserdem interessant, zum Vergleich noch andere Daten heranzuziehen, z.B. die regelmässigen forstlichen Vegetationsgutachten.
Die müssten bei der behaupteten Rehwilddichte ja sensationell ausfallen und auf dieser Grundlage werden auch die Abschusspläne erstellt, die könnten also stark gesenkt werden.

Natürlich darf auch das übliche Gejammer über die angebliche Gefährdung von seltenen Arten wie Auerhuhn und Haselhuhn nicht fehlen.
Dabei wird aber "vergessen", dass Luchse auch Füchse schlagen (und ev. auch fressen, gerade wenn es angeblich so wenig andere Beutetiere gibt).
Und wenn ein Luchs im Laufe seines Lebens nur 10 Füchse entnimmt, dann hat er damit den Prädationsdruck auch auf gefährdete Arten im System insgesamt schon verringert, hilft also Auerhuhn, Haselhun & Co. unter dem Strich.

Genauso verhält es sich im Werdenfelser Land der bayerischen Alpen.
Da schiebt man die schlechten Bruterfolge der Steinadler auf eine Bleivergiftung durch Geschossreste in verludertem Wild, anstatt die Paragleiter, Hiker, Klimber, Mountainbiker und andere Outdoor freaks zu "lenken".
...
Äh, nö !
Für schlechte Bruterfolge von Steinadlern wird eher ein in Teilbereichen zu niedriger Gemsbestand (wegen der fanatischen Verfolgung durch den Forst in den gerade in Oberbayern weit verbreiteten Staatsjagdrevieren), aber auch Störungen durch Hubschrauber, Gleitschirmflieger etc. zur Brutzeit verantwortlich gemacht.
Für in den (bayerischen) Alpen tot oder schwer krank (also flugunfähig) aufgefundene Steinadler (und Bartgeier, etc.) mit durch Laboruntersuchungen nachgewiesenen extrem hohen Bleiwerten im Blut werden hingegen rational völlig nachvollziehbar Bleivergiftungen "verantwortlich" gemacht, und dafür ist Geschossblei nun mal leider die wahrscheinlichste Ursache, ggf. sogar noch bestätigt durch das für Geschossblei typische Elementenverhältnis.
 
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Dann wird es wirklich interessant. Wie läuft dann das Monotoring bei Euch?

Es gibt a,) die offiziellen Erfassungspunkte (Wildkameras die an bestimmten Stellen hängen) und weiter die privaten Revierkameras. Nicht wenige Reviere leiten ihre Aufnahmen an die Luchsberater weiter, wo dann gesammelt und abgeglichen wird.
Es soll zwischen Wegscheid und Cham mehr als 60 Luchsindividuen geben. Sicher sind da ein paar "illegale" aus Tschechien auch mit dabei.
Ungeachtet darob, wären das ca. 75% des gesamten deutschen Luchsbestandes - wenn man den veröffentlichten Zahlen glauben darf.
 
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Knut

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Von den zigtausenden Urlaubern, die jährlich dort Wildbret von Reh, Gams und Rotwild verzehren,
müssten ja ebenfalls welche (oder wenigstens mal einer) eine Bleivergiftung erlitten haben.
Aber nur, wenn sie ein Greifvogel-Verdauungssystem implantiert bekommen haben ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 3063

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Es gibt a,) die offiziellen Erfassungspunkte (Wildkameras die an bestimmten Stellen hängen) und weiter die privaten Revierkameras. Nicht wenige Reviere leiten ihre Aufnahmen an die Luchsberater weiter, wo dann gesammelt und abgeglichen wird.
Es soll zwischen Wegscheid und Cham mehr als 60 Luchsindividuen geben. Sicher sind da ein paar "illegale" aus Tschechien auch mit dabei.
Ungeachtet darob, wären das ca. 75% des gesamten deutschen Luchsbestandes - wenn man den veröffentlichten Zahlen glauben darf.

Demnach müsste ja der Großteil der 60 im Lamer Winkel sitzen oder wie?
 

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