"Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Rossow,
mit Besorgnis habe ich die Nachricht aufgenommen, nach der Ihr Unternehmen sich entschieden hat, ab sofort keinerlei Jagdtrophäen mehr aus Afrika transportieren zu wollen. Sie begründen diese Entscheidung auf Nachfrage damit, dass man bei Weiterführung solcher Transporte "Rufschädigung und Imageverlust" befürchte. Woraus diese resultieren sollten, erläutern Sie leider nicht.
Ich bin erstaunt, wie offensichtlich unreflektiert ein Weltunternehmen wie das Ihre in seiner Entscheidungsfindung und Sie persönlich in Ihrer recht spärlichen Begründung agieren.
Ich bitte höflich darum, mir und einer Vielzahl Interessierter mitzuteilen, welche Faktoren Sie in Ihren Entscheidungsprozess haben einfließen lassen, auf welche Informationsquellen Sie sich gestützt und welche Recherchen Sie selbst angestellt haben. Auf den ersten Blick, so deutlich muss ich es leider ausdrücken, macht Ihr Embargo unweigerlich den Eindruck einer rein populistischen und ideologischen, nicht aber den einer fundiert überprüften, tatsächlich logischen Entscheidung.
Die Jagd an sich ist unzweifelhaft die älteste und nachhaltigste Form der Naturnutzung überhaupt. Sie ist, und ich glaube das ist der Punkt, an dem Sie einen falschen Weg eingeschlagen haben, gerade in Afrika eindeutig und zweifelsfrei NICHT in einem Atemzug mit Wilderei zu bringen und zu nennen. Jeder Jäger distanziert sich vollständig von jeder Art der Wilderei. Die Schreckensbilder zerstückelter Nashörner oder Elefanten, die von aus Habgier handelnden Wilderern auf bestialische Weise niedergemetzelt wurden, haben, und das sollte auch Ihnen bewusst sein, nicht im Ansatz etwas mit tatsächlicher Jagd zu tun.
Ganz im Gegenteil: Gerade in Afrika hat die geregelte (auch Trophäen-)jagd in vielen Gebieten dazu beigetragen, die Wilderei fast vollständig auszumerzen und eine Vielzahl von Wildbeständen so nicht nur gesund zu halten, sondern sogar wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Durch die Jagd wird der lokalen Bevölkerung ein neues Bewusstsein für Ihre Fauna und deren nachhaltige Nutzung gegeben, man beachte als ein Beispiel von vielen nur das Marco-Polo-Argali Asiens. Große und ernstzunehmende Naturschutzorganisationen wie beispielsweise der WWF haben die Jagd als Natur- und Artenschutzinstrument akzeptiert, zahlreiche jagdlich geführte Artenschutzprojekte wurden mit Naturschutz-auszeichnungen bedacht.
Es besteht der Verdacht, dass Sie sich hier nicht seriös informiert, sondern auf eher marktschreierische Organisationen wie die PETA reagiert haben. Ich rufe in Erinnerung, dass PETA unter anderem mit großem Presseaufwand die Stadt Hamburg dazu aufgerufen hat, ihren Namen zu ändern: dieser erinnere phonetisch, ich zitiere sinngemäß, "an die Ausbeutung von Tieren und Verletzung von Tiergrundrechten durch FastFoodketten", wovon sich die Stadt und viele weitere mit ähnlichen Namen sofort distanzieren und sich in "Veggieburg" umbenennen müsse. Ich gehe davon aus, dass sich ein Unternehmen wie die Lufthansa nicht von solchen Organisationen leiten lassen möchte?
Bitte beachten Sie zudem, dass globale Bestandsentwicklungen nichts mit lokalen Problempopulationen zu tun haben, nehmen wir das Beispiel Elefant. Sicher gibt es afrikaweit deutlich weniger Elefanten als etwa Anfang des vorigen Jahrhunderts -aber haben Sie bedacht, welche Bevölkerungsdynamik dieser Kontinent seit dem durchgemacht hat? Haben Sie bedacht, dass eine lokale Überpopulation des größten Landpflanzenfressers der Erde zur einer radikalen Veränderung eines Lebensraumes und all seiner Bewohner führen kann? Haben Sie Bilder von durch Elefanten verwüsteten Mondlandschaften in Vollschutzgebieten angeschaut und darüber nachgedacht, wie eine behutsame Bestandsregulierung durch die Jagd hier Probleme ebenso verhindert hätte wie große "Culling-Aktionen", bei denen die in Panik zusammengetriebenen Tiere dann als letztes Mittel mit Maschinengewehren wahllos zusammengeschossen werden -nicht von Jägern, versteht sich? Ich denke nicht.
Ihr Entscheidung und Ihre Begründung stellt Jäger in Aller Welt unter den Generalsverdacht, skrupellose Naturschädlinge und -vernichter zu sein. Das ist, bei allem Respekt, für mich und viele andere eine Beleidigung und Degradierung, die in dieser unreflektierten Weise eines Unternehmens wie dem Ihrigen nicht würdig ist. Ich kann auch nicht erkennen, dass Sie in anderen Bereichen ähnlich bedenkenlos ganze Menschengruppen beleidigen: Verweigern Sie insgesamt den Transport von Holzprodukten aus Regenwaldgebieten, weil diese aus illegalen Abholzungen stammen? Boykottieren Sie Textilien aus Asien, weil diese Ihrer Meinung nach vollständig aus Kinderarbeit resultieren? Werden Sie spätestens während der Fußball-WM in Quatar sämtlich Flüge nach dort einstellen, Ihre Entscheidung darauf stützend, dass sämtliche Baumaßnahmen für dieses Großereignis unter menschen-unwürdigen Bedingungen von Sklaven erbaut wurden? Solche Entscheidungen sind mir nicht zu Ohren gekommen. Warum dann dieses global vorverurteilende Embargo gegen (afrikanische) Jagdtrophäen?
Ich weise darauf hin, dass ich dieses Anschreiben an Sie veröffentlichen werde und ebenso wie viele andere gespannt bin, wie Ihre Reaktion ausfällt. Eine mir bekannte Email zu diesem Thema beenden Sie mit den Worten "... neben überwiegend positivem Zuspruch erreichen uns auch einige kritische Anmerkungen und Fragen. Diese nehmen wir sehr ernst! Selbstverständlich führen wir gern und jederzeit einen offenen Austausch mit Ihnen." -ich hoffe sehr, hierbei handelt es sich nicht nur um einen Textbaustein und bitte hiermit um den angebotenen offenen Austausch. Sollten Sie weiter gehende Fragen haben, stehen Ihnen auf Seiten der Jäger sicherlich viele gerne Rede und Antwort, nicht nur ich selbst.
Im Kleinen, unabhängig von Afrika und Trophäen, darf ich Ihnen den folgenden Link ans Herz legen -ich bin überzeugt, auch hier können Sie noch einiges Interessantes erfahren, was Sie so bisher nicht bedacht haben:
[www.jagd-fakten.de]
Mit freundlichen, erwatungsvollen Grüßen
Max Götzfried"