Vor einigen Jahren sass ich einmal auf einer Kanzel, die stand genau auf einer Waldecke mit Blick auf das Dorf. Es war wunderbarer Vollmond, vor mir ein Maisacker, aber vom Wald abgetrennt durch eine 40 Meter breite Wiese. Die Sauen besuchten den Mais quasi jede Nacht aber die Nächte zuvor hatte ich sie jeden Abend gehört, sie hatten sich über die schmale Seite, die etwa 160 Meter weg war, sogar einen Abend in den Mais geschlichen und ich durfte dann 2 Stunden lang ihrem gemütlichem Knurspeln zuhören.
Aber an diesem Abend sollte es klappen. Ich sass also schon bei Minusgraden zwei Stunden auf der offenen Kanzel und harrte der Dinge die da kommen sollen. Merkwürdig an diesem Abend war nur die auffällige Polizeipräsenz, am Rand des Dorfes verlief ein Feldweg, in dessen Verlängerung ich geparkt hatte und die damals noch grünweissen Autos fuhren da fleissig Kreise.
Nach 2,5 Stunden war plötzlich Bewegung im Wald. Der erste knacksende Ast, der zweite knacksende Ast, diesmal näher, so war ich mit Waffe schon auf die Wiese ausgerichtet. Und wieder knackste es am Waldrand - jetzt gehts los. Da war auch die erste Bewegung zu sehen, ich nahm die Waffe hoch und schaute durch das Zielfernrohr und sah .... 3 halbstarke Jugendliche.
Die Waffe ganz schnell runter. Die drei Jugendlichen liefen dann zwischen Wald und Mais auf der Wiese auf mich zu. Als sie bei mir unterm Hochsitz standen, begrüßte ich sie, weil ich ja ein höflicher Mensch bin und die Jagd an dem Abend eh gelaufen war mit einem lauten, aber sehr freundlichen "Guten Abend." - was wahrscheinlich zu einem kleinen Adrenalinstoss geführt hat :-D
Ich baumte ab und klärte sie über ihren etwas problematischen Wanderweg auf und fragte sie, wohin des Weges sie denn seien. Nach F., sie hätten sich verlaufen :what:. Nun gut, ich erklärte ihnen sie mögen doch bitte so nett sein, Wild und Wald nachts in Ruhe zu lassen, den Weg hier ins Dorf zu folgen und von dort entweder die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder aber auf diesem und jenem (Rad-) Weg ihr Ziel zu erreichen.
Sie bedankten sich, gingen 50 Meter in Richtung Dorf, um dann wieder in den Wald abzubiegen :evil:. Jetzt war ich richtig sauer, hatte ich mir auf dem Hochsitz doch gerade überlegt, doch noch ein Stündchen zu bleiben. Ich baumte auf, packte meinen Krempel zusammen, baumte ab. Ich ging zu meinem Auto, setzte mich rein, startete das Auto (Fuss dabei auf dem Bremspedal) und fuhr ohne Licht den Weg weiter.
Plötzlich war die Nacht blau erleuchtet. Einer der kreisenden Streifenwagen hatte mein Bremslicht gesehen und waren nun auf der Jagd nach mir. Ich hielt an und stieg aus, die Beamten erkannten mich als Jäger und es entspannte sich ein nächtliches, gemütliches Gespräch über Jagd, Wildschwein, Schäden und die grundlegende Frage, wie hält man es so lange im Freien auf dem Hochsitz aus (nebenbei: das frage ich mich heute auch, wie wir das damals ausgehalten haben, so ohne Smartphone, auf dem man rumspielen konnte) und zu der abschließenden Frage: "Warum gehen sie denn schon, sie haben doch nix geschossen."
Naja, ich sagte ganz arglos: "Da kamen drei halbstarke Jugendliche ausm Wald" Und - zack - war es vor bei mit der Gemütlichkeit. "Wann war das? Wie sahen sie aus, wo kamen sie her, wo sind sie hin?" prasselten die Fragen auf mich ein. Und schon wurde wie wild gefunkt mit Standortangabe, Zeit und Ort des Zusammentreffens mit mir.
Sofort waren noch zwei Streifenwagen da und fuhren in die von mir angegebene Richtung.
Angesichts des Aufwandes habe ich dann mal nachgefragt, welches Verbrechen ihnen denn zur Last gelegt wird.
Antwort: "Die haben auf der halben Strecke von U nach W die Leitpfosten rausgezogen."
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Auch in diesem Revier steht eine Kanzel, an die fährt man quasi von hinten ran, sie steht im Hochwald und quer durch den Wald geht eine Kreisstrasse, so ca. 200 Meter von der Kanzel. Von der Kreisstrasse führen ein paar Waldwege in den Wald, überall abgesperrt mir Metallschranken. Ein Kumpel sass auf dieser auf Sauen an (dort ist eine Kirrung) und sass halt auch schon 2-3 Stunden. Mitten in der Nacht näherte sich ein Auto auf der Kreisstrasse, verlangsamte sein Tempo, bog in den Waldweg ab, hielt an, Tür ging auf und wieder zu, quiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiietsch, Schranke auf, Auto fuhr ein paar Meter vor, quiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiietsch, Schranke zu, Tür auf und wieder zu. Das Auto fuhr dann ca. 60 Meter in den Wald und war so ca. 130-140 Meter von der Kanzel weg. Licht ging aus; Tür auf, Tür zu, Kofferraumdeckel auf und zu. Ruhe.
Mein Kumpel, sauer ob der Störung und in der Annahme, dass da wieder jemand illegal Müll entsorgt, nichts wie runter vom Sitz, einmal um den Block gefahren an die Schranke. Licht angelassen, so 30 Meter in den Wald gelaufen und in den dunklen Wald gebrüllt: "Ihr Dreckschweine, kommt sofort langsam aus dem Wald raus."
Und ging, Repetierer auf dem Rücken, zurück zur Schranke. Irgendwann mussten sie ja wieder ausm Wald kommen, diese Wege waren nämlich eine Sackgasse.
Nach ein paar Minuten näherte sich das Auto in seeeeehr langsamer Fahrt.
Er versuchte, geblendet durch das Scheinwerferlicht zu erkennen, um was ein Fahrzeug es sich da handelte und wunderte sich als aller erstes über den Dachgepäckträger, den das Fahrzeug offensichtlich hatte. Das Fahrzeug kam näher und er erkannte einen Schriftzug auf der Seite: "P O L i Z E I"
Der Beamte liess das Fenster runter und meinte, "Ähm wir wollten uns 5 Minuten Verschnaufpause gönnen. Ich hoffe, wir haben sie nicht gestört. Wäre nett, wenn sie uns nicht verraten."
Die weibliche Beamtin aufm Beifahrersitz hüstelte nur leicht. Man wünschte sich einen guten Abend ....
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Hat nix mit Kontrollen zu tun, ist aber auch witzig:
Ebenfalls in diesem Revier gibt es ein grosses Regenauffangbecken, so richtig gross, Maße ca. 100 x 300 Meter. Da das eh nie geflutet wurde, hatten wir dort auch eine Kirrung, sie war durch den befestigten Weg, der rechtwinklig von der dem geteerten Weg, der auf einem Damm läuft, ca. 200 Meter geradeaus ins Becken führte, auch gut zu erreichen. Es versteht sich von selbst, dass jegliche EInfahrt in dieses Gebiet verboten war.
Eines Nachts sass ich an der Kirrung, die sich ziemlich am Ende dieses Weges befand und wartete auf die Sauen. Ich sass auch schon zwei Stunden bei Schnee und Eis, da kam ein Auto diesen langen geraden Weg in den Wald gefahren, um dann ca. 30 Meter neben der Kirrung stehen zu bleiben und das Licht auszumachen. *Grmpfl*
Ich bin runter vom Hochsitz und in der Annahme, dass das Fahrzeug (für älteren unter uns: es war ein "SIMCA Talbot") sich verfahren hatte oder die Insassen sich in einer Notlage befanden und ihnen dringend geholfen werden musste, zu meinem Fahrzeug, bin dann ohne Licht hinter das Fahrzeug gefahren und habe dann, um besser helfen zu können, gleichzeitig Abblendlicht, Fernlicht und Nebelscheinwerfer angemacht, um dann mit Taschenlampe an die Fahrertür zu treten, um höflich meine Hilfe anzubieten.
Leider war meine Einschätzung völlig falsch. Es war nämlich so (nehme ich heute an), dass in dem Fahrzeug die Heizung nicht richtig funktionierte, sie lief permanent auf Höchstleistung, was zu einer unerträglichen Erwärmung des Fahrzeuginneren geführt hat, so dass die Insassen sich genötigt sahen, dieser Hitze durch Ausziehen ihrer Kleidung zu begegnen.
Ich erläuterte ihnen, unter Ignorierung der im Fahrzeug aufkommenden Hektik, dass sie versehentlich einen Waldweg gefahren wären, der gesperrt sei und ich sie bitte, nun den Wald nun zu verlassen. Ich bat sie auch darum, diesen Wald weg nicht mehr zu nutzen, schon zu ihrer eigenen Sicherheit, schon aufgrund des nicht geländegängigen Fahrzeugs.
Wochen später .... im Frühjahr ....
Es hatte über Wochen geregnet und das Regenauffangbecken musste erstmals zeigen, was es denn konnte. Es wurde geflutet und wir fuhren dann auch mal hin, um zu schauen und die Wasserhöhe abzuschätzen.
Bei unserem ersten Besuch fuhren wir dann auf dem Damm und schauten besagten, langen, geraden Weg nach hinten. Es stand eine braune Brühe im Wald, wohl einen Meter hoch (von uns geschätzt), ganz hinten im Wald, so auf 150 Meter Entfernung schwamm ein Pappkarton einsam in den Fluten.
Nach ein paar Tagen schauten wir wieder nach, ob denn der Wasserstand schon gefallen wäre. War er leider nicht, wie uns der Blick den langen Weg hinter zeigte. Nur der braune Pappkarton schwamm immer noch dahinten.
Noch ein paar Tage apäter schauten wir wieder nach dem Wasserstand, er war immer noch gleich hoch. Und der braune Pappkarton? Der war erstaunlich standorttreu. Er schwamm immer noch an der gleichen Stelle, was wir jetzt schon merkwürdig fanden.
Noch ein paar Tage apäter schauten wir wieder nach dem Wasserstand und siehe da. Er war gesunken. Juchhe. Wir fuhren nach vorne und schauten den langen Weg hinter. Und siehe da: der braune Pappkarton stand immer noch an der gleichen Stelle, wie wir jetzt erkennen konnten, nämlich auf dem Dach eines SIMCA Talbot.
Wir haben uns das dann so zusammengereimt: Man sich wohl wieder verfahren, ist nachts den Weg nacht hinten gefahren, war wohl wieder mit der Heizung beschäftigt und hat nicht gesehen, dass man ins Wasser fährt. Das Fahrzeug hat dann wohl den Geist aufgegeben, man hat dann die Wertsachen in einen Pappkarton gepackt und aufs Dach gestellt.
Tja, hätten sie nurmal auf mich gehört ...