Habe oft staunen müssen, sowohl über spektakuläre Erfolge als auch darüber wie, wenn der Möllersche Expeditionskorps mal wieder in eine Sackgasse geraten war, kurzerhand ein Gartenzaun umgesägt und unter lautem Gezeter irgendwelcher alten Weiber und ohne Rücksicht auf Verluste durch Blumenbeete gefahren wurde. Und zwar mit einer solchen Verve, dass selbst ein Haudegen wie Panzergeneral Heinz Guderian seine helle Freude daran gehabt hätte. Es musste weiter gehen, und es ging weiter. Onward and upward, tertium non datur.
Wer genau hinschaute erkannte bald, dass sich an Möller, seinem mehr oder weniger wissenschaftlich informierten Genius, seinen Entwicklungen, seiner Ausdrucksweise, dem Mjölnir und all den anderen Kauzigkeiten nur Kleingeister abarbeiteten. Der Königsberger Kant stellte mal fest, dass die Menschen aus krummem Holz geschnitzt sind. Möller allerdings war aus geradem, alten Holz. Es war insofern nur folgerichtig, dass er bei manchen Zeitgenossen aneckte.
Möllers Drang in die luftigen Höhen der Premiumjagdgeschosse und seine gelegentlichen unfreiwilligen Sturzflüge auf dem Weg dorthin hätten wohl selbst einem Protagonisten der griechischen Mythologie, nämlich Ikarus, Bewunderung abgerungen. Und der nun tragische Flugzeugabsturz hätte Ikarus ganz sicher betroffen gemacht.
Rolf-Peter Sieferle denkt in „Finis Germania“ darüber nach, welche Möglichkeiten Ikarus hat, wenn seine Flügel schmelzen und er in die Tiefe hinabstürzt: „Er kann die Augen schließen und so lange schreien, bis die See ihn verschlingt. Er kann aber auch die Augen geöffnet halten und die erhabene Aussicht genießen, solange sie sich bietet.“
Gar kein Zweifel: Möller war einer von denen, die die erhabene Aussicht genießen, wenn sie zu Boden stürzen.
Dass dieser Menschenschlag im Aussterben begriffen ist, inzwischen niemand mehr aus den Menschenmassen herauszuragen wagt, Erhabenheit verpönt ist und der Gleichmacherei gehuldigt wird, sich die Intoleranz als Toleranz tarnt, ist das große Verhängnis unserer Zeit. Der Untergang des Abendlandes vollzieht sich vor unser aller Augen. Zwischen den Zeilen konnte man auf Möllers Netzplatz lesen, dass er diese Entwicklungen genau beobachtete und sie ihn sorgten. Dass er dieses große Drama, das sich über die nächste Dekade hinziehen und sicherlich kein Happy End finden wird, nun nicht mehr selbst miterleben muss, mag uns ein schwacher Trost sein.