Noch was zum ominösen 1912er Modell in 10,75x57:
Im letzten Kapitel des Buches "In den Karpaten zu Hause" von OFR Vladimir Böhm (Paul Parey Verlag), schreibt Böhm, daß er sich nach dem 1.WK einen vierschüssigen Mannlicher-Stutzen im Kal. 10,75mm montiert mit Voigtländer "Scopar 5" kaufte und zwar bei der Fa. Kaletzky am Burgring in Wien.
Er erwähnt desweiteren Munition mit einem Halbmantelgeschoß und ein Ganzmantel-Expansionsgeschoß, geladen mit 3,5g Blättchenpulver, die nach geschoßziehen und nachwiegen aber nur 3g Blättchenpulver enthielt.
Gekauft muß er sich die Büchse nach 1918 aber vor 1923 haben.
Nähere Angaben macht er leider nicht mehr dazu.
10,75x68 scheidet wohl aus, da die Ladung höher war und die Patrone von der Länge (82-83mm) auch nicht ins System gepaßt hätte.
Die einzige andere Möglichkeit, außer der 10,75x57 könnte noch die Randpatrone 10,75x52R (Bäzinger-zylind. oder Springer) gewesen sein, dann müßte der "Mannlicher-Stutzen" aber wohl ein umgebauter M95-Karabiner (mit Geradezugverschluß) gewesen sein. Allerdingd bleibt fraglich, ob der recht schwach konstruierte Verschluß des M95 eine 10,75mm-Patrone mit 3-3,5g Blättchenpulver sicher ausgehalten hätte.
Was mich mehr stört ist, daß er weiter unten was von einem Mannlicher Schönauer im Kal. 6,75mm (also 6,5x54M.Sch.) schreibt, den er zur Rehwildjagd führte. Hier wird im Waffennamen "Schönauer" genannt und beim 10,75er nur "Mannlicher".
Bewußt, unbewußt...?
Sollte der 10,75er ein Mannlicher Schönauer gewesen sein, so wurde offenbar von Kaletzky in Wien ein weißfertiges System aus Steyr bezogen und ein Lauf in 10,75x57 eingelegt, also das es zwar Waffen dieses Typs in 10,75x57 gab (wie Mitforitsi Garaj ja schon bestätigte), sie aber keine eigenen Modellbezeichnung (Mod.1912) besaßen, sondern in den 1910er und 1920er Jahren Büma-Arbeiten auf Basis weißfertiger Mannlicher Schönauer Systeme waren.