Hallo Steve,
nach über 100 Jahren am 98er wohl noch nicht.
Ich war letzte Woche mit meinem Haenel M88 (Vorgänger des 98ers !!!) auf´m Stand und das Ding schießt auch noch nach 100 Jahren sagenhaft.
Kommt halt immer drauf an, wie man seine Sachen pflegt. Ich habe auch schon Jagdwaffen aus den 70er/80er Jahren gesehen, die aussahen als hätte man sie 50 Jahre im Waldboden vergraben gehabt und zum Schluß noch mit ´nem Traktor überfahren.
Läufe innen pockennarbig, außen mehr rot/braun als schwarz und das Holz: da habe ich im Kaminholzstapel in meinem Schuppen qualitaiv besseres liegen.
Mein Drilling ist von 1908 und da ist 2008, also genau 100 Jahre !!! später der Schlagbolzen des rechten Schrotlaufes gebrochen.
Hat den Büma dann gut 1Std. gekostet einen neuen aus dem Vollen zu drehen (Ersatzteil ist nicht, die Fa. Collath gibt´s seit 1942 nicht mehr), härten und wieder einzubauen (alles in allem 100€).
Die neue Emilio Rizzini BDF, die sich mein Vater kaufte als ich 1994 den Jagdscheinkurs anfing, hatte schon eine defekte autom. Umschaltung nach 1/2 Jahr.
Reperatur hatte aber länger gedauert als bei meinem Drilling.
Meine Kettner BBF ist von 1926. Da hat mir beim Kauf der Büma für 60€ einen neuen Scharnierbolzen eingesetzt und nun schließt sie wieder saugend wie eine Neuwaffeund schießt über Kimme und Korn wieder 14mm-Streukreise.
Mein ältestes Gewehr ist mein Gew.88/5 von Loewe/Berlin, Baujahr 1891!!!
So gut von Verarbeitung und Material, daß es 1992 (101-jährig!!!) noch einen Neubeschuß vom BA in Köln bekam.
Es ist halt gut, daß unsere Altvorderen ihr Büchsenmacherhandwerk so gut verstanden und für (aus heutiger Sicht) wenig Geld qualitaiv so überragendes produzieren konnten. Zudem blieb man damals auch munitionstechn. "auf dem Teppich" und verwendete meistens Patronen mit schwachem bis mittleren Gasdruck.
Wenn ich mir z.B. den Stukenbrok-Katalog von 1912 und einen Frankonia/Kettner aus den 1990er Jahren nebeneinanderlege, sehe ich, daß viele Grundwaffen (Drillinge, BBF, DB klass. Bauart sowie 98er Repetierer) noch dieselben sind.
Nur bei den angebotenen kalibern unterscheiden sie sich doch erheblich:
war anno 1912 noch 12/65 u. 16/65 bei den Schrotpatronen und 9,3x72R, 9,3x82R sowie 8x57JR bei den Kipplaufwaffen m. gezogenen Läufen und bei den Repetieren 8x57J und 9x57 Standard, so fallen in den Katalogen der Jetztzeit doch eher gasdruckstarke Patronen, v.a. amerik. Ursprungs, ins Auge.
Ob solche Waffen im Jahre 2090 auch noch so klaglos (sicher) funktionieren werden wie oben erwähnte 100-Jährige, wage ich eher zu bezweifeln, steht doch heute zudem auch noch alles auf in Richtung "Wegwerfgesellschaft".
Unsere Altvorderen besaßen 1 oder 2 Jagdwaffen, die qualitativ auf sehr hohem Stand gefertigt waren und verwendeten Standardkaliber die aufgrund des geringen Gasdrucks eine lange Lebens- und Nutzungsdauer derselben gewährleisteten.
Durch recht theoret. und wenig praxisbezogene Gesetzgebung im Hinblick auf Leistungsparametern der Jagmunition seit den 30er Jahren, verstärkt aber seit den 70ern (momentan pervertiert es völlig), man kann auch sagen "staatl. verordneter MAGNUMANIE", war/ist man gezwungen "mit Kanonen auf Spatzen" zu schießen, d.h. sich vermehrt Waffen in leistungsstarken Kalibern zuzulegen.
(Dazu kommt noch die immer mehr zunehmende Mobilität, so daß die Jagd heute nicht mehr in unmittelbarer Umgebung um den Heimatort gehalten werden kann, sondern oft weite Strecke gefahren werden müssen und die Jagd dort ausgeübt wird, wo sich Landschaftsbild, Wildspektrum und Jagdart oft von denen zu Hause unterscheiden, zumal die Jagdgelegenheiten für die, die keine Pacht haben, auch schnell ändern kann.)
All das zwingt einen förmlich dazu, sich neben den oft viel zu starken Jagdwaffen, auch recht billige Waffen zuzulegen, was dann der dauerhaften Haltbarkeit wiederum abträglich ist.
Ich sage es hier im Forum (und in anderen) schon seit Jahr und Tag:
Handwerklich versierte Bümas und Waffen klassicher Bauart und praxisgerechte Kaliber wie 6,5x55/x57(R), 7x57(R), 8x51k, 8x57(R), 9x57(R), 6,5x54, 8x56, 9x56 u. 9,5x57M.Sch., 9,3x57, 9,3x62, 10,75x57, 10,75x68, 6,5x58R, 8x57R/360, 8x58R, 8x72R, 9,3x65R/x72R/x80R/x82R, 9,3x74R, 10,75x52R
oder bei den Schrotstandardkalibern 12, 16 u. 20 32g, 29g bzw. 26g Vorlage und EINE Hülsenlängen von 65mm (von mir aus auch "international" 67,5mm)
sind (Waffenpflege und vertrauter Waffenumgang natürl. immer vorrausgesetzt) Garanten für lange Lebens- und Nutzungsdauer der Waffe und damit auch für ein tierschutzgerechtes Töten.
Grüße
Sirius