Mitte der 1990er. Musterung hat leider dafür gesorgt, dass Verwendungswunsch Fallschirmjäger nicht klappt. Dachte mir "machst halt Sani" (weil zivil vorbelastet und ein Medizinstudium damals auch noch eine berufliche Option war). Anderer Meinung: Der Einplaner beim KWEA nach der Eignungs- und Verwendungsprüfung. Er meinte wohl, dass ich Instandsetzer werden sollte. Für Autos. Nicht für Menschen.
Anderer Meinung: Der Schwabe. Also dem Einplaner gesagt, dass ich mal kurz telefonieren müsse. Raus aus dem Büro, an den Kartenfernsprecher (ja, damals war nix mit Handy). Und im Wahlkreisbüro des persönliche bekannten MdB (damals Verteidigungsausschuss) angerufen. War vorher so besprochen, falls es irgend welche Probleme beim orgnungsgemäßen Ableistden des Grundwehrdienstes gibt. Beziehungen schaden nur dem, der keine hat...
Wieder rein ins Büro. Kurz gewartet. Der Einplaner irgend wie... komisch drauf. Was das denn alles solle. Dann klingelt sein Telefon. Ein kurzes Telefonat. "Ich weiß zwar nicht, wen Sie gerade angerufen haben. Aber mich hat gerade der Leiter des KWEA angerufen und mir gesagt, dass der junge Mann, der bei mir sitzt Sanitäter wird" ;-)
Seine "Rache" war dann vermutlich der Dienstort für die AGA und SGA. Itzehoe. Weiter weg kann man jemand aus dem Süden als Sani zur Ausbildung kaum schicken. War aber toll. Super Truppe. Toller Chef (Typ Papa; ist mit jeder! Gruppe seiner AGA Kompanie selbst über die Hindernisbahn) und Spieß. Mit Sprüchen, da würde heute die oberste Genderbeauftrage Verteidigungsuschi toben. Und im Sommer die Nordsee fast vor der Tür. Und Hamburg gut erreichbar. War ein toller Sommerurlaub 1994.
Anschließend Sani bei den Heeresfliegern. Dort ist ja auch ein besonderer "Stellenkegel". Also Offiziersüberschuss. Weil alle Luftfahrzeugführer ja Offizier sind. Und auch mit Stabsoffizieren konnten wir uns totschmeißen. Also wurde nur der Kommandeur gegrüßt. Und der Oberfeldarzt (weil der es so wollte - alte Schule, Schlagende Verbindung etc.). Obwohl in ortsfesten SanEinrichtungen normalerweise nicht gegrüßt wird. Der Schwabe morgens mal wieder vergessen den OFA zu grüßen. Anschiss. Am nächsten Tag erste Begegnung mit dem OFA auf der Toilette. Er gerade am Pissoir. Also daneben gestellt und formvollendet gegrüßt. "Gerfreiter F. Wenn Sie glauben, dass ich mir nun wegen Ihnen ans Bein pinkele, dann haben Sie sich getäuscht" :lol:
Ebenso kurz nach der Ankuft in der Stammeinheit. Freitags. Quartalsmarsch. Zusammen mit dem SanGrpFhr halte ich die Stellung im SanBereich. Telefon klinget. "Kommen Sie mit, wir müssen einen Patienten fliegen." (Was damals schon eher unüblich war, da eben Heeresflieger und keine SAR-Mühle). Mit dem 2to hü auf die Flight, dort werden herade die Krankentragenhalterunge in eine UH 1D eingerüstet. Wir laden Klapptrage, Vakuummatratze (weil Verdacht auf Wirbelsäule) und einiges Kleingerät um. Dann wünscht der SanGrpFhr mir viel Spaß. Weil er muss ja die Stellung halten. Super. Ich alleine? Lufttransport? Ääääähm. OK. Kurze Einweisung ins Fliegen. Finger von den gelben Hebeln - sonst fehlt wieder ein Fenster. Und los geht es. Wir kreise über dem Zielgebiet und suchen das zivile Krankenhaus. Bordmechanikerfeldwebel schaut rechts raus, ich links. Folgender Dialog über die Intercom.
Schwabe: "Da unten ist eine Kaserne, wollen wir ihn vielleicht dort abholen?"
Luftfahrzeugführer: "Kaserne? B. hat keine Kaserne. Wo zum Teufel sind wir?"
Ja, das war die Zeit vor GPS. Also an den Ortsausgang, dort auf 5m runter und Straßenschild abgelesen. Alles klar. Ein Hügel weiter. Dort den Patienten aufgenommen. Entspannt. Lief sogar rum. Am Wochenende Autounfall und der zivile Doc wollte zur Sicherheit in CT machen. Dafür musste er aber in eine andere Klinik. Und da hat die BW gesagt "dann holen wir ihn gleich zu uns". Und so sind wir dann bei strahlendem Sonnenschein ins BWZK Koblenz geflogen. Und der Sanit bekam die Frage gestellt "drüber oder drunter?". Hä? Keine Ahnung. Von was reden die? "OK, drunter". Ab da sind wir unter jeder Leitung durch geflogen... Weil Einsatzflugauftrag.
Auch einprägsam. SanBegleitung Wachschießen mit der Zivilwache. Also diese "Rentnergang", die die Flight als gesonderten Sicherheitsbereich bewacht, während (damals noch) die BW-Wache nur die Torwache am Haupttor stellte. Schießübung Wachschießen. Die Übung wo die Scheibe stilisiert einen weglaufenden Zivilisten zeigt. Der Leitende fängt mit seinem Spruch an. So von wegen bla, bla, Sie sehen, bla, bla, Sie rufen die Person an,. bla, bla. Bei zweiten Teilnehmer. Das ganze wieder. Der Teilnehmer (optisch geschäötzt war der noch in Stalingrand dabei) steht da, der Leitende fängt mit seinem Spruch an. Man hört ein Klicken. Die Sicherung der MP Uzi. Dann hört man einen Feuerstoß. Sauber von rechts unten nach links oben über die Scheibe. Anruf? Warnschuss? Fällt aus. Ab da hatte ich einen heiden Respekt vor der Rentnergang, wenn ich abend in "ihren" Wachbereich zur Nachtflugbesprechung rein gefahren bin....
War dann auch später während des Studiums immer wieder wehrüben in den Semesterferien (wenn man alle Töpfe kennt konnte man da ein paar Wochen gut Geld verdienen. Später dann bis OFw. Aber noch als Uffz wehrübend (da sieht man vieles lockerer) mit auf den Übungsplatz. Abstellung für eine übende Einheit der PzGren Truppe. TrÜbPl Stetten a.k.M. Ich hätte es besser wissen müssen. Die haben dort vier Jahreszeiten. Juni, Juli, August und Winter. Und es war Mai. Der Schwabe hatte vieles in seinem KrKw 2to gl (der Leitende nannte das Vehikel später nur Campingmobil - ich weiß gar nicht warum. Gehären Campingkühlschrank und Gaskocher nicht zur STAN?). Aber keine warme Kleidung. Denn in der Heimatkaserne waren es >20 Grad. Also Anruf über Fernsprecher im Regiment. Zahlencode fürs Vorhängeschloss am Spind durchgegeben. Und Koordinaten. Und dann gewartet. Irgend wann das Geräusch einer UH 1D. Raus auf die Plaine, Blaulicht an. Mühle setzt auf. Seitentür auf. SanMat-Kiste raus. Kurzes WInken. Mühle fliegt wieder ab. Großes Staunen bei den Grenis. Frage vom Leitenden (Major). "Haben Sie Sanitätsmaterial nachgefordert?". "Nein..." Die Kiste auf gemacht und meinen Schlafsack und die Kälteschutzjacke rausgeholt. Der Major ist vom Glauben abgefallen. Er wusste eben nicht, dass die Jungs eh fliegen müssen, um ihren Status zu erhalten. Wohin ist mal egal.
Und ich war auch mal Eigenmächtig abwesend. Lehrgang als Reservist. Uffz-Lehrgang Teil 1. Hildesheim. Super erreichbar... Also organisiert, dass ich bereits sonntags anreisen kann und eine Stube habe. Mich sonntags beim UvD gemeldet. Papiere die ich von meiner Stammeinheit bekommen hatte beim UvD abgegeben. Stube bezogen. Montags kamen die anderen Teilnehmer nach und nach. Lehrgang läuft an. Montags nur organisatorisches. Dienstag dann erste Ausbildungsthemen. Abends mal daheim (daheim lebender Student) angerufen.
"Wo bist Du denn?"
"In Hildesheim in der Kaserne - warum?"
"Weil heute hier die Bundeswehr angerufen hat, die suchen Dich"
WTF??????
Was war passiert. Zu dem Lehrgang wurden neben denen die das unbedingt freiwillig machen wollten (weil gab 2.000 DM steuerfrei auf die Hand) auch eine ganze Zahl "unfreiwilliger" Reservisten einberufen. Und von denen sind wohl einige nicht erschienen. Und da der UvD es irgend wie verpeilt hatte, meine Unterlagen an die richtige Stelle weiter zu leiten, war ich auf der Liste der EA gelandet. Einer der EA kam dann übrigens drei Tage später angefahren. Mit einem 40t Sattelzug. Der gute war Fernfahrer und ständig auf Achse hatte schlicht die Einberufung nicht rechtzeitig bekommen.
Später dann bei militärischen Teil der Reserve-Uffz-Ausbildung. Mit der Gruppe des nachts durchs Gelände geschlichen. Und versucht unseren Auftrag zu erfüllen. Wir stoßen im Wald auf ein Zivilfahrzeug. Scheiben beschlagen. Rhythmische Bewegungen erkennbar. Die Gruppe im Halbkreis ums Fahrzeug in Stellung gebracht. Feuereröffnung auf Pfiff.... Ich glaube, das nennt man Coitus Interruptus... Als Resi war einem auch der Anschiss am nächsten Tag egal ;-)
Ansonsten war das eine lustige Zeit. Sowohl als GWDL als auch als Reservist. Aber ich bin trotzdem froh, damals die letzte Unterschrift als SaZ 16 SanOA nicht geleistet zu haben. Denn das heute, politisch korrekt durchgegendert, jede Menge stromlinienförmige AgitProp Politoffiziere im Karrieremodus, das ist nicht mehr meine Armee. Wir hatten damals in der AGA einen Spieß, der angesichts der Rekrutinnen in der Nachbar-AGA-Kompanie (die wahrlich keine Schönheiten waren) den Spruch mit dem Taschentuch und der Deutschlandflagge gebracht. Vor angetretener Kompanie. Dafür würde er heute binnen Stunden von Flinten-Uschis Schergen öffentlich hingerichtet.